Musiker und Künstler kennen ihre Rechte kaum. Ein ABBA-Star und die Uno helfen in Genf mit, damit sich das künftig ändert.
Kreative auf der ganzen Welt produzieren Musik und Kunst in einem Rekordausmass und die digitale Verbreitung steigt rasant an.
Doch oftmals fehlt es den Schöpfern an wichtigen Informationen für die Wahrung ihrer Rechte am geistigen Eigentum.
Neue Plattform hilft
Die Musiker und Künstler wissen nämlich häufig nicht, wie sie für ihre Arbeit angemessen entlohnt werden können, vor allem, wenn diese online konsumiert wird.
Um diese Situation zu verbessern, haben die Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) und die Stiftung Music Rights Awareness am heutigen Freitag in Genf die neue Online-Plattform CLIP lanciert.
Das Wirtschaftsnews-Portal muula.ch war live bei der Bekanntgabe von «goclip.org» in Genf dabei.
Für Rechte sensibilisieren
Ziel des Ganzen ist es, Kreative für ihre Rechte an geistigem Eigentum (IP) und die damit verbundenen Verwaltungspraktiken zu sensibilisieren. Sie sollen die verschiedenen an der Musikindustrie beteiligten Parteien und deren Funktionen kennen.
Dieses Wissen ist eine Voraussetzung dafür, anerkannt zu werden und eine faire Bezahlung für die geleistete Arbeit zu erhalten.
«Die Leute konzentrieren sich bei einem Konzert meist auf die Sänger und die Band», sagte Björn Ulvaeus, der legendäre ABBA-Star und Mitbegründer der Music Rights Awareness Foundation, am Freitag vor Journalisten in Genf.
Dabei werde oft vergessen, dass sie ohne den Song gar nicht da wären.
«Ich weiss aus erster Hand, wie wichtig es für Musikschaffende ist, ihre Rechte an geistigem Eigentum zu kennen und zu verwalten.» Dies sei eine wesentliche Grundlage für eine erfolgreiche Karriere in der Musikindustrie, betonte er.
Nützliches Tool
Für ihn sei es im Vergleich zu heute viel einfacher gewesen, ein professioneller Songwriter zu sein, führte Ulvaeus aus.
Heutzutage sei dies aufgrund der Komplexität der Musikindustrie sehr viel schwieriger. Man müsse gleichzeitig Unternehmer sein, erklärte der ABBA-Star.
Ein Tool, wie die CLIP-Plattform, sei für jede Art von Fragen zur Musikindustrie sehr nötig, insbesondere auch im Hinblick auf künstliche Intelligenz (KI), betonte er, weil dies die Komplexität nochmals erhöht.
Identifikation der Urheber
Google trainiert laut Ulvaeus nämlich zurzeit KI mit bestehenden Songs, unter anderem auch mit jenen von ABBA. «Hier geht es auch darum, wie die Urheber dabei bezahlt werden.»
Dies werde in der Musikindustrie derzeit diskutiert. Allerdings bestehe noch keine Lösung, so Ulvaeus weiter.
Aus Sicht des ABBA-Musikers wäre es wichtig, zwischen menschlichen Urhebern und der KI zu trennen.
«Ich denke, die Lösung ist, dass sich die Urheber identifizieren, ähnlich wie bei einem Bankkonto», sagte er.
Kostenlose Lernplattform
Die nun vorgestellte Plattform CLIP – Creators Learn Intellectual Property – ist eine kostenlose Online-Lernplattform, die mit kuratierten Inhalten von erfahrenen Musikern und Mentoren ausgestattet wird.
Dies soll Künstlerinnen und Künstler dabei unterstützen, bessere geschäftliche Entscheide zu treffen.
WIPO-Chef als Musiker
Auch WIPO Generaldirektor Daren Tang, der früher selbst Musik gemacht hat und vor allem Jazz liebe, weiss aus Erfahrung, wie schwierig es ist, von Musik zu leben.
«Künstler schöpfen aus ihrem Talent und ihrer Vision, um uns Musik, Kunst, Gesang und Tanz zu schenken», sagte Tang in Genf.
«Sie zu unterstützen, ist entscheidend für den Reichtum jeder Gesellschaft und jedes Landes», so die Überlegungen des WIPO-Chefs.
CLIP wird zunächst auf Englisch gestartet und ab April 2024 in den sechs Uno-Sprachen zur Verfügung stehen. Damit können Kunstschaffende auf der ganzen Welt auch von unterwegs aus problemlos darauf zugreifen.
Selbst mit Smartphones haben sie sofort Zugriff auf alle CLIP-Inhalte, wozu Videos zählen, in denen etablierte Künstlerinnen und Künstler ihre persönlichen Erfahrungen teilen.
Weitere Domains geplant
Die erste Version von CLIP wird sich auf die Musikindustrie konzentrieren. Weitere Domains sind aber geplant, darunter für journalistische Publikationen.
Letzteres wird laut WIPO jedoch von der Unterstützung der Medienbranche abhängen.
Jedenfalls können auch Journalisten mit ihren Artikeln bald auf Hilfe von ABBA, der Uno & Clip hoffen, mehr Rechte an ihrem geistigen Eigentum durchzusetzen.
17.11.23/mat.