Schweizer Staat schultert weitere Risiken von Firmen

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Muss die Schweiz bald kleinere Brötchen backen? (Bild: pixabay)

Die Schweiz präsentiert sich gerne als Land der Unternehmer. Dabei nimmt der Staat vielen Firmen wie bei der Credit Suisse munter Risiken ab.

Nach dem Schultern von Milliarden-Risiken bei der Krisenbank Credit Suisse (CS) hat der Bundesrat am heutigen Mittwoch noch weitere Risiken bekanntgegeben, die er von der Privatwirtschaft übernommen hat.

Die Werte sind auch gigantisch.

Exposure über zehn Milliarden

«Das Neuengagement war mit einem Wert von 3,3 Milliarden Franken markant höher als im Vorjahr, als 1,9 Milliarden Franken gewährt worden waren», lautete nämlich die Botschaft des staatlichen Schweizer Exportversicherers Serv.

Das Versicherungsvolumen stieg von rund 7,0 auf mittlerweile 8,3 Milliarden Franken. Das Exposure der lag per 31. Dezember 2022 sogar bei 10,2 Milliarden und war damit 250,5 Millionen Franken höher als zum Vorjahresstichtag.

Weitere Milliardenzusagen

Aus diesen Geschäften resultierte auch ein rund doppelt so hoher Prämienerlös von 156,1 Millionen Franken als im Vorjahr, was dem zweithöchsten Erlös seit Bestehen der Serv entspreche.

Dazu kamen laut dem Staatsversicherer aber neue grundsätzliche Versicherungszusagen in Höhe von 1,4 Milliarden Franken. 

Zu den hohen Prämieneinnahmen hätten vor allem Käuferkreditversicherungen für grosse Infrastrukturprojekte und Projekte im Textilsektor in den Ländern Ägypten, Ghana, Türkei, Usbekistan und Vereinigtes Königreich beigetragen, hiess es weiter.

Zwei Staaten handeln

Die höchste Einzelprämie wurde aus einem grossen Eisenbahninfrastrukturprojekt in der Türkei generiert, bei dem die Serv die britische Exportkreditagentur (ECA) UKEF für den Schweizerischen Anteil am Projekt rückversicherte.

Der britische Staat geschäftet also mit dem Schweizer Staat.

Gleichlange Spiesse

Wenn die Geschäfte so lukrativ sind, warum finden die Exporteure in der Privatwirtschaft keine Finanzierung beziehungsweise keine Absicherungen dafür?

Genau, weil die Risiken zum angegebenen Preis viel zu hoch sind. Doch weil auch andere Länder, wie Deutschland, Österreich oder eben Grossbritannien, solche Staatsversicherungen kennen, will die Schweiz da nicht hinterherhinken.

Die Staaten schaukeln sich da gegenseitig hoch.

Russland lässt grüssen

Dabei wäre es ohnehin viel besser, der Staat würde da nicht mit Steuergeld einspringen und dafür besser niedrigere Steuern haben.

So könnten Firmen von selbst viel höhere Risiken eingehen, wenn es ihnen attraktiv erscheint.

Der Staat verzerrt den ganzen Markt – was sich gut am Beispiel Russland zeigt.

Viele Arbeitsplätze

Laut dem Geschäftsbericht der Serv betrugen die Engagements in Russland nämlich noch rund 650 Millionen Franken.

Firmen laden solche Risiken einfach beim Schweizer Staat und somit letztlich bei den Bürgern ab. Diese müssten aber ganz ruhig sein, schliesslich sichere die Serv mit ihren Policen rund 21.000 Arbeitsplätze, schrieben die Verantwortlichen gross und breit.

Teure Minibeträge dabei

Die grössten Versicherungsdeckungen wies die Serv Ende 2022 mit 1,205 Milliarden Franken in der Türkei auf.

Bei den Branchen lag der Maschinenbau mit 2,22 Milliarden Franken an erster Stelle, gefolgt von der Stromerzeugung und -verteilung mit 1,84 Milliarden Franken.

Das kleinste versicherte Geschäft betrug 16.500 Franken.

Preise stimmen nicht

Die Schadenaufwand belief sich im vergangenen Jahr auf fast 100 Millionen Franken und war damit deutlich höher als 2021, als nur 6 Millionen Franken angefallen waren.

Im Geschäftsjahr 2022 brach der Gewinn der Serv um rund 50 Prozent auf bloss noch 47 Millionen Franken ein.

Warum findet sich kein Privatversicherer für dieses Geschäft? Wahrscheinlich, weil der Preis der Versicherung in Bezug zu den eingegangenen Risiken nicht stimmt.

Eigene Risiken nicht im Griff

«Weiter werden die Serv in den nächsten Jahren selbstverständlich auch Themen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft beschäftigen», hiess es im Geschäftsbericht.

Mit der Digitalisierung hapert es aber bei der Serv, wie die Eidgenössische Finanzkontrolle EFK unlängst bei der Staatsfirma feststellte, und muula.ch auch berichtete.

Ohne einen solchen Staatsversicherer könnte sich die Schweiz aber ebenfalls solche Prüfungen der EFK sparen.

05.04.2023/kut.

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