
Obwohl die Wachstumsdynamik der Schweizer Wirtschaft weiter zunimmt, läuft nicht alles rund. Doch Hoffnung gibt es gleich an mehreren Fronten.
Die Schweiz hat in diesem Jahr insgesamt doch eine erfreuliche Wirtschaftsentwicklung verzeichnet.
Die Dynamik der Schweizer Volkswirtschaft nahm im vierten Quartal sogar leicht zu, wie die Schweizerische Nationalbank SNB kurz vor Weihnachten als Fazit zu ihren Gesprächen mit Unternehmern im ganzen Land bekanntgab.
Rüstung ist im Kommen
Die Umsätze hätten sowohl im Dienstleistungssektor als auch in der Bauwirtschaft weiterhin solide zugelegt, hiess es.
Auch Teile der Schweizer Industrie stellten eine gewisse Belebung der bis anhin schwachen Dynamik fest.
Stützend wirkten dabei eine anhaltend hohe Nachfrage nach Produkten der Life-Science-Branche und ein Anstieg der Ausgaben für die Verkehrs- und Energieinfrastruktur sowie die Rüstung, so die SNB.
Auslastung auf tiefem Niveau
Allerdings läuft es nicht überall rund.
Verschiedene Unternehmen, vor allem aus der Maschinen-, Metall- und Uhrenindustrie, verzeichneten weiterhin einen verhaltenen Geschäftsgang.
Diese Firmen litten unter den US-Strafzöllen und einer durch geopolitische Unsicherheiten bedingten Investitionszurückhaltung ihrer Kunden.
Daneben wirkten sich auch die gedämpfte Nachfrage aus der deutschen Automobilindustrie und eine zum Teil verhaltene Aktivität in China bremsend aus.

Die Auslastung der technischen Kapazitäten liege unter dem üblichen Niveau, mahnte die SNB.
Die Margen von Industrieunternehmen stünden dabei häufig unter Druck, in erster Linie aufgrund der tiefen Auslastung der Produktionskapazitäten.
Als zusätzliche Herausforderungen nannten die Wirtschaftsführer neben der Nachfrageschwäche um Deutschland und China die Belastung durch die US-Strafzölle sowie einen starken Franken, womit die drei Hauptprobleme der Schweiz umschrieben wären.
Fehlende Preissetzungsmacht
Bei knapp einem Viertel der insgesamt rund 900 befragten Unternehmen sei der Geschäftsgang negativ von den US-Importzöllen beeinflusst, hiess es sogar.
Fast jedes zehnte Unternehmen spüre deutlich negative Effekte, hauptsächlich bei den Gewinnmargen, so die SNB.
Ein Drittel der betroffenen Betriebe trage die gesamten Zollkosten sogar selbst, was zeigt, dass viele Schweizer Firmen in den USA nicht über eine Preissetzungsmacht verfügen und somit für die Kunden austauschbar sind.

Ein weiteres Drittel teile die Zollkosten mit den Kunden, erklärte die SNB.
Doch selbst dort, wo die von US-Präsident Donald Trump verhängten Strafzölle weitergereicht würden, gehe dies mit einem zum Teil spürbaren Nachfragerückgang einher, sodass auch dort die Gewinnmargen unter Druck stünden.
Sonderkonjunktur am Bau
Die Schweiz kann aber andernorts durchaus Hoffnung schöpfen.
Finanz- und Versicherungsdienstleister spürten etwa einen robusten Geschäftsgang. Die Kreditnachfrage bleibe stabil, und Banken seien in der Lage, den Margendruck im Zinsgeschäft abzufedern.
In der Vermögensverwaltung wirke die positive Börsenentwicklung stützend, hiess es von der Schweizer Nationalbank recht zufrieden.
Die Bauwirtschaft verzeichne obendrein eine solide Auftragslage und spüre noch den Mangel an Arbeitskräften.
Die vom Volk unlängst angenommene Reform der Wohneigentumsbesteuerung bringe zudem einen Nachfrageanstieg bei Renovationsarbeiten, weil künftig Steuervorteile wegfallen.
Gebaut wird ohnehin an jeder möglichen Ecke des Landes, weil die Zinsen niedrig sind.
Moderate Lohnsteigerungen
Die Hotellerie darf über stabile Gästezahlen auf hohem Niveau jubeln. Mehrere Hotelbetriebe lobten die starke Nachfrage von Individualgästen aus den USA und dem Mittleren Osten, die wenig preissensitiv seien. Was will man da mehr.
Hoffnungszeichen zeigten sich auch an der Lohnfront. Die Unternehmen erwarten für das Jahr 2026 ein Lohnwachstum von durchschnittlich 1,3 Prozent nach 1,6 Prozent in diesem Jahr, obwohl die Teuerung derzeit gerade einmal bei null Prozent liegt.
Viele Firmen, wie etwa der Detailhändler Coop, haben es trotz Planung von Lohnerhöhung bei 1,3 Prozent geschafft, den tatsächlichen Abschluss auf 1,0 Prozent zu senken, was die Gewinnmargen wieder entlastet.
Warten auf Berlin und Peking
Generell erwarten Schweizer Betriebe spürbare Preissenkungen bei Elektrizität und Gas.
Einige Unternehmen erwähnten ausserdem, dass sich der starke Schweizerfranken dämpfend auf die Einkaufspreise importierter Güter auswirke.
Die Gemengelage ist also alles andere als schlimm.
Kommen Deutschland und China endlich auf die Beine, dürfte 2026 die Schweizer Volkswirtschaft weiter gedeihen.
29.12.2025/kut.





