
US-Präsident Donald Trump hat einen Deal mit der Schweizer Pharmaindustrie verhandelt. Doch nun wird klar, dass sich auch Bundesbern bewegen muss.
Die Forderungen von den USA bekommen eine neue Dimension.
Nach dem Verkauf von US-Staatsanleihen an das Ausland und dem Sichern hunderter Milliarden von Direktinvestitionen steht das nächste Verhandlungsthema mit der Welt auf der amerikanischen Agenda.
Rabatte für Trump
Dabei geht es um die Pharmaindustrie.
Bisher waren die Industriestaaten aber davon ausgegangen, dass es «bloss» um die Senkung von Medikamentenpreisen der Konzerne in den USA geht.
US-Präsident Donald Trump hatte Pharmakonzernen um Roche, Novartis, Sanofi, Boehringer Ingelheim, Takeda & Co. mit Strafzöllen von 250 Prozent gedroht, falls sie ihre Medikamentenpreise in den USA nicht senken würden.
Die Unternehmen gehorchten und eines nach dem anderen schloss einen «Deal» mit den Amerikanern, bei dem signifikante Rabatte für Trump und seine Plattform TrumpRx, aber sinkende Gewinnmargen für die Unternehmen herauskamen.
Beitrag zum Fortschritt leisten
Nun wird aber klar, dass das Vorgehen von den USA eine viel grössere Dimension annimmt und wiederum die Gespräche mit den Staaten tangiert.
«Die US-Administration zielt darauf, dass neu eingeführte Medikamente künftig vergleichbare Preise in den folgenden acht Ländern haben: Dänemark, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Italien, Japan, Kanada – und der Schweiz», erklärte der Konzernchef von Roche, Thomas Schinecker, gegenüber der «SonntagsZeitung» die neue Systematik.
Alle genannten Länder sollten einen auf ihrem Wohlstand und ihrer Kaufkraft basierenden Preis zahlen, hiess es weiter.
Die Volkswirtschaften würden einen in Relation vergleichbaren Beitrag an den Investitionen für neue Medikamente leisten.
Wirtschaftsleistung zählt
Wenn ein Land ein Bruttoinlandprodukt (BIP) hat, das pro Kopf 50 Prozent unter jenem von den USA ist, dann werde die US-Regierung in jenem Land den halben Preis als vergleichbar anerkennen.
«Aber wenn das BIP höher als in den USA ist, dann würde man erwarten, dass die Preise dort entsprechend Wirtschaftsleistung und Wohlstand auch höher sind», erklärte der Roche-CEO den Mechanismus für die Länder.
Milliardenausgaben für Forschung
Das Vorgehen der Amerikaner sei analog zu den Verteidigungsausgaben, wo alle Staaten einen gewissen Prozentsatz ihres BIP an den Ausgaben des Verteidigungsbündnisses Nato beisteuern sollen.
«Alle Länder sollen gleichmässiger dazu beitragen, den medizinischen Fortschritt und die Innovationen von Medikamenten zu finanzieren», sagte der Topmanager von der Basler Roche, der bei der Verkündung der Deals im Weissen Haus durch Abwesenheit glänzte und damit Fragezeichen hervorgerufen hatte.
Die Entwicklung einer neuen Therapie koste im Schnitt immerhin 5,5 Milliarden Franken und generell sei nur ein Projekt von zehn erfolgreich.
Zahlmeister sind die USA
Die Schweizer Pharmaindustrie erzielt immerhin über 50 Prozent ihres Umsatzes in den USA.
Die neuen Therapien kommen am Privatmarkt zu horrenden Preisen zum Einsatz.
Das Argument von Trump, die USA würden somit den medizinischen Fortschritt in der Welt quasi finanzieren, ist damit auch nicht von der Hand zu weisen.
F-35, Chlorhühner & Co.
Für die Schweiz droht damit neues Ungemach.
«Wenn die Schweiz einen endgültigen Vertrag mit den USA verhandelt, dann werden diese Fragen sicherlich hochkommen, wie bereits in Grossbritannien», sagte Schinecker und zeigte sich überzeugt, dass es diesbezügliche Verhandlungen zwischen Bern und Washington gebe.
Die USA sähen die Zwangsrabatte in der Schweiz für US-Medikamente beispielsweise als Handelshemmnis.
Neben den 200 Milliarden Dollar an garantierten Schweizer Direktinvestitionen für die USA, dem Verzicht auf eine Digitalsteuer, dem Kauf von US-Rüstungsgütern wie den Kampfjets F-35 und neuen Importmöglichkeiten für Chlorhühner, Hormonfleisch & Co. kommt nunmehr also noch der Pharmabereich hinzu.
Schweizer Prämien viel zu niedrig
Dass die Botschaft bereits in Bundesbern angekommen ist, zeigte sich umgehend.
SP-Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider, also die Schweizer Innen- und Gesundheitsministerin, gab sich schon am Wochenende gegenüber mehreren Medien kampfeslustig und erklärte, die Krankenkassenprämien würden in der Schweiz nicht wegen der US-Deals steigen.
Wahrscheinlich hat sich die Linke da analog zu den jüngsten Tarifen in der Grundversicherung mal wieder verkalkuliert.
Nur die Hälfte der in Deutschland standardmässig verfügbaren Medikamente seien heutzutage für Behandlungen in der Schweiz verfügbar, verriet der Roche-CEO, was zeigt, dass die Therapiemöglichkeiten hierzulande trotz eines der teuersten Gesundheitswesen der Welt nur drittklassig sind.
21.12.2025/kut.





