
US-Präsident Donald Trump nimmt die Schweiz auf clevere Weise aus. Die Eidgenossenschaft steuert auf einen Unterwerfungsvertrag mit den USA zu.
Das Präsidialjahr von FDP-Bundesrätin Karin Keller-Sutter wird in die Schweizer Geschichte eingehen.
Doch nicht, weil sie wie Doris Leuthard den bolivianischen Präsidenten Evo Morales in Bern hofierte oder sich wie Johann Schneider-Ammann auf Staatsbesuch mit dem höchsten Führer der Islamischen Republik Iran, dem Ajatollah Chamenei, traf.
Misslungenes Telefonat
Keller-Sutter katapultierte während ihrer Zeit als Bundespräsidentin die Schweiz in die wohl tiefste Krise der jüngsten Geschichte.
Sie telefonierte am Vorabend des Nationalfeiertages ungeschickt mit US-Präsident Donald Trump, und der erhöhte am 1. August die Importzölle für Schweizer Waren in die USA von 31 auf 39 Prozent.
Um sich aus dieser Klammer wieder zu befreien, reiste Keller-Sutter nach Washington. Doch Trump liess sie quasi im Vorzimmer sitzen und dort schmort die Schweiz seither.
Dollar und Sicherheit gegen Geld
Der US-Präsident zertrümmerte aufgrund von Eigeninteressen die Welthandelsordnung.
Mit Trumps Politik zu «America first» machte der neue Mann im Weissen Haus verständlich, dass die USA nicht mehr bereit sind, Gemeingüter kostenlos zur Verfügung zu stellen.
Dabei sei nur schon an die Weltwährung Dollar sowie die US-Sicherheitsgarantie für den Westen gedacht, von deren Nutzen quasi kein Land ausgeschlossen werden kann, aber deren Kosten die Amerikaner alleine stemmen müssen.
Erpressung dokumentiert
Alle Nutzniesser bitten die USA nun dafür zur Kasse, und Trump tippt für die reiche Schweiz relativ viele Positionen ein.
Die USA gaben am Donnerstag der Öffentlichkeit ihr Verständnis zum neuen Zoll-Abkommen mit Bern über ein Dokument des Handelsbeauftragen im US-Bundesblatt «Federal Register» bekannt, bei dem die Erpressung der Eidgenossenschaft durch die Amerikaner sichtbar wird.
Zwar bestätigten die USA darin erstmals die rückwirkende Senkung der US-Strafzölle auf den 14. November 2025, welche die Schweiz schon vor über einer Woche einseitig ausposaunt hatte.
Ausnutzen von Zeitdifferenz
Doch wenn Schweizer Beamte derzeit etwas bekanntgeben, ist Vorsicht geboten, weil es nur ihre Sicht auf die Dinge enthält, wie zur Bekanntgabe des Deals mit den USA, klar wurde.
Das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco hatte den Zeitunterschied zu Washington ausgenutzt und wichtige Details zum Abkommen unterschlagen.
Erst als die Amerikaner spät in der Nacht publizierten, wurde klar, welche Zugeständnisse von Bundesbern an Trump gemacht worden waren.
Die Schweizer gingen ruhig ins Bett, doch am Morgen kam die böse Überraschung. Diesmal dauerte der Tag der Wahrheit sogar länger.
Internen Druck aufgebaut
Die rückwirkende Anwendung der Zolltarife von 15 statt 39 Prozent, welche die Schweiz von den USA erkauft hat, gilt nun aber nur, falls bis zum ersten Quartal 2026 ein «Deal» steht.
Wer die Langsamkeit der Politik der Schweiz kennt, weiss, dass dieser Zeitrahmen unrealistisch ist. Es ist also weiterer Streit vorprogrammiert.
Und je mehr Waren von der Schweiz in die USA noch mit höheren Tarifen exportiert werden, desto grösser wird das Pfand von Trump bei der rückwirkenden Anwendung der US-Strafzölle.
Auf die Eidgenossenschaft steigt auf diese Weise von den eigenen Unternehmen der Druck, irgendein Abkommen zu schliessen, nur damit Firmen den Differenzbetrag zwischen den 39 und 15 Prozent zurückerhalten.
Cleverer geht es wohl kaum.
Souveräne Entscheide verunmöglicht
Viele Bedingungen, wie eine Garantie des Schweizer Staates für die versprochenen 200 Milliarden Dollar an privatwirtschaftlichen Investitionen in den USA, sind ohnehin nicht erfüllbar.
Auch der Verzicht auf eine Digitalsteuer für Tech-Konzerne beeinträchtigt die Souveränität der Schweiz.
Hinzu kommt das staatliche Versprechen der Schweiz, eine ausgeglichene Handelsbilanz mit den USA zu erreichen, was Bundesbern gar nicht beeinflussen kann, weil grossmehrheitlich die Unternehmen handeln. Die offizielle Schweiz kann da wirksam nur Gold oder Rüstungsgüter um den Kampfjet F-35 in den USA kaufen.
Aufgrund der Referendumsmöglichkeit wird zeitlich alles viel zu knapp.
Pharma und Rohstoffe im Fokus
Es wird also alles ein Gemauschel und Gezerre, das die Schweiz eigentlich wegen der verbundenen Selbstaufgabe nicht will.
Die Amerikaner haben es ohnehin auf die Erfolge der Schweizer Wirtschaft, die Basler Pharmaindustrie um Roche und Novartis, sowie auf die Rohwarenkonzerne um Glencore, Trafigura, Vitol, Mercuria, Gunvor & Co. abgesehen.
Wandert zudem die Grossbank UBS in die USA ab, gibt es hierzulande ohnehin nicht mehr viel zu lachen, weil dann der Volkswirtschaft die Hausbank fehlt.
EU wirkt attraktiver
Mit Washington entsteht hinter den Kulissen quasi ein Unterwerfungsvertrag.
Doch die grösste Partei des Landes, die SVP, die nur gegen Brüssel poltert, hält bei Washington erstaunlicherweise still.
Ein Deal der Schweiz mit der EU wirkt plötzlich attraktiv, weil da nicht ständig neue Forderungen kommen und das Fass einen Boden hat.
Wäre Bundespräsidentin Keller-Sutter anstelle von Washington nach Peking geflogen, wäre sie in ihrem Präsidialjahr wohl als weiblicher Wilhelm Tell statt mit ihrem unsäglichen Trump-Telefonat in die Annalen der Geschichte eingegangen.
19.12.2025/kut.





