Bei Globus klafft jährlich ein 30-Millionen-Loch

Logo von Globus an der Zürcher Bahnhofstrasse
Dunkle Wolken schweben über der Warenhauskette Globus. (Bild: muula.ch)

Die Warenhauskette Globus häuft jedes Jahr Millionenverluste an. Präsident Pierluigi Cocchini erklärt, was bisher schieflief und wie es besser werden soll.

Die Schweizer Warenhauskette Globus steckt tiefer in den roten Zahlen als bisher bekannt.

Laut Präsident Pierluigi Cocchini verliert das Unternehmen jährlich rund 30 Millionen Franken. Die thailändische Eigentümerin Central Group dränge nun auf schnelle Resultate, wie es in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» hiess.

Saisonale Erneuerungen nötig

Cocchini thematisiert schwere Fehler der Vergangenheit: eine falsche Positionierung des Warenhauses, teure Prozesse und verpasste Trends.

Statt klarer Markenwelten dominierten «Multibrand-Flächen», auf denen Produkte ohne erkennbare Identität hingen, die am Ende der Saison auch noch zu 50 bis 70 Prozent an Rabatt verramscht worden seien.

«Ein Warenhaus lebt von der saisonalen Erneuerung», erklärte er weiter und bestätigte, was muula.ch zum Überleben von Warenhäusern aus Madrid berichtet hat.

Aufgeblähte Firmenzentrale

«Wir sind eine Projektionsfläche und lancieren Events», wo Marken die Schaufenster bespielen und spezielle Pop-up-Flächen für mehr Vibes sowie Coolness sorgten.

Ein breiterer Markenmix solle auch eine breitere Kundenschicht ansprechen. Der Fokus auf Luxus stimme nicht.

Globus biete Produkte aus verschiedenen Preiskategorien. «Luxus bedeutet nicht, dass man teure Dinge anbietet. Was wir wollen, ist, in jeder Kategorie die beste Marke zu haben», sagte der Globus-Präsident.

Das Headquarter sei zudem jahrelang aufgebläht gewesen – 350 Mitarbeiter in Spitzenzeiten, heute gebe es noch 120. Talenten aus der zweiten Reihe würden Chancen eingeräumt.

Internationale Trends verschlafen

Fehlentscheide habe es auch bei Filialumbauten gegeben – insbesondere beim Zürcher Haus am Bellevue.

Die neu platzierten Rolltreppen zerstörten die Raumwirkung, der Gastrobereich sei ungemütlich, das Preisniveau falsch gesetzt, kritisierte der Detailhandels-Experte. Das wolle Cocchini korrigieren.

Auch die starke Fixierung auf Eigenmarken wie Delicatessa habe das Sortiment über Jahre ausgebremst, so der Globus-Präsident. Neue Marken und internationale Trends – etwa bei Panettone – seien ignoriert worden.

Läden dynamischer machen

Nun soll ein umfassender Strategiewechsel die Wende bringen. Globus setzt auf einen neuen Markenmix, mehr externe Brand-Pop-ups, schlankere Strukturen und niedrigere Mieten.

Globus will stärker als Plattform auftreten – mit mehr Markenvielfalt, klaren Brand-Flächen und wechselnden Pop-ups, um die Läden dynamischer zu machen.

Der Konzern verhandelt laut dem 1968 geborenen Turiner weitreichende Mietsenkungen, insbesondere für das teure Flaggschiff an der Zürcher Bahnhofstrasse.

Stammkunden locken

Zudem will der Warenhausmanager, der seit 2017 das italienische Warenhaus La Rinascente als CEO führt, die Kundenvorteile und digitalen Angebote ausbauen.

Seit Februar habe Globus 160.000 neue Kundenkarten ausgestellt, und der Umsatzanteil der Stammkundschaft sei von 63 auf 66 spürbar gestiegen.

Cocchini sieht darin einen Hinweis, dass das neue Konzept bei der Schweizer Kundschaft seine Wirkung zeigt.

Auch der Umbau vom Globus Basel, der unlängst wiedereröffnet wurde, kommt bei den Baslern sehr gut an.

Letzte Chance nutzen

Globus will im Jahr 2027 profitabel sein. Bis dahin bleibt der Traditionskette nur wenig Zeit, um ihr Geschäftsmodell zu retten.

In diesem Jahr wird das Budget wohl erreicht, hiess es vom Verwaltungsratspräsidenten. Doch dies liege bei 28 Millionen Franken im Minus, was schon als Erfolg gefeiert werde.

Globus hat also keine Zeit für weitere Fehltritte.

07.12.2025/kut.

Bei Globus klafft jährlich ein 30-Millionen-Loch

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