Pictet zeigt Weg durch das Dickicht der Börsen

Die Marschrichtung der Kapitalmärkte ist so unklar, wie wohl noch nie. Die Genfer Privatbank verrät, woran sich Investoren für 2026 orientieren können.

Marktausblicke auf die Börsen gibt es viele.

Doch wenn die Genfer Privatbank Pictet ihre Einschätzungen zu den Finanzmärkten abgibt, lohnt es sich, genauer hinzuhören.

Gold sticht hervor

Zwar können die berühmten Privatbanker auch danebenliegen.

Doch die strukturierte Vorgehensweise von Pictet Zürich Chefstratege Anastassios Frangulidis verspricht bessere Entscheide, wie Ultrareiche, Asset Manager und Investoren aus Family-Offices bei der Vorstellung des neuen Marktausblicks im Zürcher Luxushotel Baur au Lac gegenüber muula.ch bestätigten.

Der Obligationenmarkt sei für Investoren weiterhin – besonders aus Schweizer Sicht – nicht attraktiv, erklärte der Pictet-Ökonom klar.

Anastassios Frangulidis vom Pictet Asset Management
Anastassios Frangulidis von Pictet erklärt die besten Anlagestrategien. (Bild: muula.ch)

Mit zehnjährigen Staatsanleihen der Schweiz verloren Anleger quasi nur Geld, weil die Realzinsen negativ waren. Die beste Assetklasse der vergangenen 20 Jahre wäre Gold mit 11,3 Prozent pro Jahr gewesen.

Mit Bonds gab es global nicht mal die Hälfte. Doch weltweite Aktien ergaben immerhin 9,2 Prozent per Annum an Rendite.

Börseneinbruch unwahrscheinlich

Aktieninvestments lautet auch klar die Empfehlung, die Pictet im Baur au Lac und am heutigen Freitag in Basel im Luxushotel Les Trois Rois aussprach.

Trotz hoher Bewertungen sollten Anleger bei Aktien übergewichten. Der Boom bei Titeln um Künstliche Intelligenz (KI) sei noch nicht vorbei, erklärte Frangulidis.

Erst bei Nachlassen des Gewinnwachstums im KI-Bereich würde es zu Problemen kommen, betonte der Pictet-Experte.

Dies sei bisher nicht in Sicht, was eine unmittelbare Bewertungskorrektur unwahrscheinlich erscheinen lasse.

Musik spielt in Europa

Für Aktien spräche auch die Liquidität, welche derzeit von den Zentralbanken zur Verfügung gestellt würde, weil auch die Teuerung bald ihren Höhepunkt erreicht haben wird.

Europa und Schwellenländer könnten dabei viel mehr positiv überraschen als etwa Aktien in den USA, hiess es weiter.

Anastassios Frangulidis vom Pictet Asset Management
Pictet-Experte Frangulidis sieht Potenzial in Europa. (Bild: muula.ch)

Historisch lägen die Kurs-Gewinn-Verhältnisse in Europa zwar unter jenen von Nordamerika, aber ein so grosser Abschlag bei den Bewertungen sei nicht normal, zeigen die Statistiken.

US-Aktien dürften künftig «bloss» 5 bis 6 Prozent an Rendite pro Jahr abwerfen.

Schwellenländer holen auf

Es gibt ohnehin einen Wiederaufstieg Europas, was Pictet gleich mit der Lancierung des «Pictet–Quest European Revival» untermauert, eines Anlagefonds, welcher die massiven Investitionen in Technologie, Verteidigung, strategische Infrastruktur und die Stärkung der Lieferketten in Europa aufgreift.

Die Digitalisierung, eigene Waffenproduktion und die Erneuerung der Infrastruktur dürften langsam in Schwung kommen.

Für Schwellenländer, die teils stärker wachsen als die USA, spreche zudem, dass die Inflation besser verlaufe, die Digitalisierung vorankomme und sich auch viele Staaten bei der Governance verbessert hätten, so Pictet.

Auch bei Schweizer Aktien gebe es Qualität zu sehr tiefen Preisen, erklärte Frangulidis. Auf 5-Jahres-Sicht dürfte der Schweizer Aktienmarkt stark aufholen, gab er sich überzeugt.

Risikobudget besser in Aktien

Mit Schweizer Anleihen erhalten Anleger dagegen quasi eine Garantie zum Geldverlieren, scherzte der Pictet-Anlageexperte.

Gold werde zwar durch die globale Unsicherheit, durch weitere Investitionen der Zentralbanken der Schwellenländer sowie durch die Geopolitik gestützt.

Doch die Volatilität ist viel höher, was auch ein höheres Risikobudget erfordere.

Da könnten Investoren ihr Geld besser in Aktien investieren. Denn da sei noch Luft nach oben, hiess es Pictet deutlich.

Scheck für US-Konsumenten

Auch die erratische Politik von US-Präsident Donald Trump um Strafzölle, das Ausweisen von Migranten und dem «One Big Beautiful Bill Act» um reduzierte Steuerlasten für die reichen Amerikaner sowie die Unterschicht ergibt nach den Ausführungen von Pictet plötzlich allen Sinn.

Die US-Konsumenten geben weniger aus, weil sie weniger Geld zur Verfügung haben – da hilft ein Scheck vom Staat und die US-Arbeitslosigkeit wäre mit mehr Migranten viel höher gewesen, erklärte Frangulidis zur Situation.

So aufklärend müssen Marktausblicke eigentlich sein. Doch davon gibt es eben nicht viele.

05.12.2025/kut.

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