Baloise verschwindet nach über 160 Jahren

Logo der Baloise am Hauptsitz in Basel
Die Baloise gibt ihren unabhängigen Geist auf. (Bild: muula.ch)

Die Basler Versicherungsgruppe Baloise verliert ihre Selbständigkeit. Nach Monaten der Vorbereitung wird eine Notwendigkeit mit Helvetia zur Realität.

Die Schweizer Versicherungslandschaft durchläuft derzeit eine Metamorphose.

Zwei grosse Anbieter am Markt schliessen sich nach Erhalt aller Bewilligungen am heutigen Freitag zusammen.

Neue Aktien ab Montag

Es ist die Basler Baloise mit der grösseren Helvetia-Gruppe aus St. Gallen.

Der letzte Handelstag der Namenaktien der Baloise Holding AG (BALN) an der SIX Swiss Exchange ist der heutige 5. Dezember 2025. Die Dekotierung sämtlicher Aktien von Baloise erfolgt dann per kommenden Montag, dem 8. Dezember 2025.

Doch am selben Tag werden die neu ausgegebenen Aktien der Helvetia Baloise Holding AG (HBAN) erstmals an der SIX Swiss Exchange gehandelt, hatten die Versicherer zum Merger bekanntgemacht.

Per 8. Dezember soll es eine Pro-forma-Rechnung zu den gemeinsamen Finanzen geben.

Erneutes Rebranding nötig

Die Baloise geht nach über 160 Jahren formell in der Helvetia auf, wie muula.ch bereits berichtete. Das Stichwort lautet Absorption.

Es ist damit quasi das Ende der traditionsreichen Basler Versicherungsgesellschaft als eigenständige Firma.

Erst noch vor kurzem hatte Baloise ein Rebranding im ganzen Konzern mit einem einheitlichen Markenauftritt durchgeführt.

All dies geht wieder von vorne los, denn neu heisst der Konzern Helvetia Baloise.

Platzhirsche dominieren

Der Baloise-Konzern hat seine Ursprünge im Jahr 1863 und kommt auf rund 8000 Mitarbeiter. Die Helvetia-Gruppe, gegründet 1858, verfügt derzeit über rund 14.000 Mitarbeiter.

Gemeinsam bringen die Versicherer viel mehr Schlagkraft auf die Waage, weshalb es jahrelang immer wieder Gerüchte um eine Fusion gab.

Der Platzhirsch im Schweizer Lebensbereich ist die Swiss Life und bei Sachversicherungen dominiert in der Schweiz die Berner Mobiliar.

Zwei deutlich kleinere Konkurrenten haben es da schwer. Hinzu kommen Auslandsaktivitäten in gesättigten und hart umkämpften Märkten, wie Deutschland. Auch da braucht es mehr Schlagkraft, die eine Firma alleine mit hohen Stückkosten kaum noch aufzubringen vermag.

Heuschrecke half nach

Erst als der aktivistische Investor Cevian kam und die Zerschlagung der Baloise forderte, wurde der Zusammenschluss mit dem Konkurrenten Helvetia aber zur Realität.

Eine Hauptrolle spielte dabei die Patria Genossenschaft, die ein Anker bei Helvetia ist und von Cevian die Aktien der Baloise abkaufte.

Wie, ist noch ein Geheimnis, denn die Genossenschaft kann aus eigenen Mitteln kaum den Kaufpreis aufgebraucht haben.

Blackrock oder SimCorp?

Mit dem Zusammenschluss gibt es nun mehr Effizienz. Geführt wird der Assekuranz-Konzern von Fabian Rupprecht, dem einstigen CEO der Helvetia.

CFO wird Matthias Henny, der bei der Baloise das Asset Management geleitet hat.

Logisch braucht es mit dem Merger künftig weniger Leute, was der Abgang des langjährigen Baloise-Finanzchefs Carsten Stolz per Jahresende symbolisiert.

Er wird nicht der einzige Abgang bleiben, weil es bei der Fusion von zwei funktionierenden Konzernen viel Doppelspurigkeit gibt.

Das Optimierungspotenzial um zwei Campusse, zwei Vertriebsorganisationen, zwei Buchhaltungen & Co. ist riesig.

Eine Hauptfrage wird auch sein, welches IT-System beim Kapitalanlagen- und Risikomanagement zum Einsatz kommt. Gewinnt Aladin von US-Konzern Blackrock oder SimCorp aus Europa, das eine jahrzehntelange Partnerschaft mit Baloise hatte?

Spannend bleibt auch der Umgang mit der Baloise Bank, denn als Vertriebskanal für Versicherungspolicen hatte sich das Geldhaus bewährt.

Grosse Branchenherausforderungen

Mit der Fusion von Helvetia und Baloise geht in der Schweiz eine Ära zu Ende.

Der Zusammenschluss markiert aber zugleich den Beginn eines neuen Kapitels, in dem ein vereinter Versicherungsriese antritt, um im herausfordernden Umfeld von komplexerer Regulierung, Digitalisierung und tiefen Zinsen besser bestehen zu können.

Ob die Rechnung aufgeht, wird sich an der Börse und im Vertrauen der Kundschaft zeigen – das historische Ereignis ist jedoch mit dem heutigen Vollzug der Fusion besiegelt.

05.12.2025/kut.

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