
Strafbehörden in Zürich legten einen Server still, bei dem Bitcoin für kriminelle Zwecke genutzt worden sein soll. Dabei verkennt die Schweiz die Relationen.
Schweizer Medien hyperventilierten sofort – in Zürich versetzte die Staatsanwaltschaft der Krypto-Geldwäscherei einen schweren Schlag, hiess es vielerorts.
Eine Dekade lang zugeschaut
Die Strafbehörden in Zürich legten nach monatelangen Ermittlungen von Stadt- und Kantonspolizei, die Server-Infrastruktur eines im Kanton Zürich betriebenen Bitcoin-Mixer still, denn darüber hätten Kriminelle ihre Milliardenerlöse aus Verbrechen gewaschen, teilte die Zürcher Staatsanwaltschaft mit.
Seit dem Jahr 2016 sei unter dem Namen «cryptomixer.io» ein «Bitcoin-Mixer» betrieben worden, welcher im Clearweb und im Darknet verfügbar gewesen sei, hiess es weiter.
Die Gelder stammten dabei überwiegend aus illegalen Darknet-Geschäften, Ransomware-Lösegeldzahlungen, betrügerischen Online-Shops, Krypto-Diebstählen und anderen Straftaten, jubelten die Ermittlungsbehörden.
Rund 23 Milliönchen beschlagnahmt
Das Transaktionsvolumen betrug laut der Staatsanwaltschaft II des Kantons Zürich weit über eine Milliarde Franken in Bitcoin. Die Behörden schätzten den Gewinn der Betreiber zudem auf mehrere Millionen Franken.
Die Polizei stellte zudem bei der Aktion vom 24. bis 28. November das Betriebskapital im Gegenwert von rund 23 Millionen Franken in Bitcoin sicher und beschlagnahmte Infrastruktur sowie die verwendete Domain.
Schweigen im Walde
Die Ermittler gründeten gemeinsam mit Eurojust und Europol eine länderübergreifende Gruppe.
Dazu gehörten die Staatsanwaltschaften II und III des Kantons Zürich, die Stadtpolizei Zürich, die Kantonspolizei Zürich, die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main (Zentralstelle zur Bekämpfung der Internet- und Computerkriminalität ZIT) sowie das deutsche Bundeskriminalamt BKA.
Europol rühmt sich, den Schweizern unter anderem Know-how zur Verfügung gestellt zu haben. Auch bei den Vor-Ort-Aktionen seien europäische Ermittler in der Schweiz im Einsatz gewesen.

Die Strafermittler versäumten allerdings, die Rechtsgrundlagen dafür und die Gründe für die lange «Waschdauer» von fast einer Dekade sowie die Gesamtkosten für den Ermittlungsaufwand anzugeben.
Nachfragen würden keine beantwortet, blockte die Zürcher Staatsanwaltschaft ohnehin umgehend ab.
«Bloss» 110 Millionen pro Jahr
Die Analyse zu den Betreibern und den Nutzern von «cryptomixer.io» liefen sogar weiter und Ermittler werteten die gesicherten Daten von 12 Terabyte weiter aus, erklärten die Zürcher Strafverfolgungsbehörden.
In 9 Jahren wuschen Kriminelle eine Milliarde Franken, was wohl im internationalen Vergleich kaum der Rede wert sein kann. Tagtäglich werden ja Milliarden an Geldern aus Kriminalität gewaschen.
Dafür werden Bargeld, Glücksspiele, Immobilien & Co. benutzt und die Behörden schauen oftmals zu.
Alternative Verfahren existieren
Die Schweizer Medien verbreiteten sogar dienstbeflissen viel Quatsch, dass digitale Transaktionen beispielsweise immer Spuren hinterlassen würden.
Dabei sind die Journalisten wohl so ahnungslos wie die Nutzer dieser Zürcher Plattform, denn es gibt kryptographische Verfahren, die verschleiern, ohne dass jemals eine realistische Chance auf Ermittlungserfolg besteht.
Die Zeit in der Krypto-Welt ist nicht 2016 stehengeblieben, sondern sowohl die technischen Möglichkeiten als auch Algorithmen haben sich rasant weiterentwickelt.
Auf der Bitcoin-Blockchain lässt sich aber jede Transaktion systembedingt nachvollziehen, selbst wenn sie millionenfach hin- und hergeschickt oder zerstückelt werden.
Chancen über Chancen
Bei alldem verkennt die Schweiz, dass die Behörden, wie der Regulator um die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma, am liebsten wollen, dass alle Krypto-Aktivitäten ins Ausland abwandern. Dann haben die Beamten hierzulande nichts mehr mit dem Thema zu tun und können eine ruhige Kugel schieben.
Doch mit dieser Einstellung verliert die Schweiz den Anschluss bei der digitalen Finanzmarktinfrastruktur.
Krypto sei Spekulation, Krypto sei Kriminalität – so lautet regelmässig das Narrativ der Behörden, Banken und auch der Medien.
Die Chancen im Blockchain-Geld um Bitcoin, Ethereum & Co. erkennen dabei nur die Wenigsten.
02.12.2025/kut.





