Rohstoffkonzerne prosperieren mit Sonstigem

Ein Fahrzeug in einer Kohlemine
Die Schweizer Wirtschaft handelt viele Rohwaren. (Bild: M. Diestelrath / pixabay)

Die verschwiegenen Rohstoffkonzerne nehmen einen wichtigen Platz in der Schweizer Wirtschaft ein. Doch selbst im Kleingedruckten bleiben Fragezeichen.

Der Bundesrat hat das Bundesamt für Statistik BFS beauftragt, mehr Licht in die verschwiegene Schweizer Rohstoffbranche zu bringen.

Dem kommt die Behörde zwar nach, doch die Angaben lassen klar zu wünschen übrig.

Unsinnige Aufteilung

So zeigt ein genauerer Blick auf die spezifischen Tätigkeiten des Rohstoffhandels, dass mehr als 80 Prozent der Wertschöpfung vom «sonstigen Grosshandel» erwirtschaftet werden.

Hierbei sind die im Grosshandel mit «festen Brennstoffen und Mineralölerzeugnissen» sowie «Erzen, Metallen und Metallhalbzeug» tätigen Unternehmen gemeint.

Sie generieren 41,5 Prozent beziehungsweise 33 Prozent der Wertschöpfung des gesamten Rohstoffhandels von 19,2 Milliarden Franken, wie das BFS bekanntgab.

Aufteilung der Wertschöpfung Schweizer Rohstoffhändler
Die Schweiz spaltet die Rohstoffbranche unsinnig auf. (Screenshot: muula.ch)

Rund 6,4 Prozent der Wertschöpfung entfallen darüber hinaus auf den Grosshandel mit «Getreide, Rohtabak, Saatgut und Futtermitteln».

Danach folgen Unternehmen, die in den Bereichen «chemische Erzeugnisse» (5,2 Prozent), «Handelsvermittlung von landwirtschaftlichen Grundstoffen, lebenden Tieren, textilen Rohstoffen und Halbwaren» (1,9 Prozent), «Kaffee, Tee, Kakao und Gewürze» (1,9 Prozent) tätig sind.

Beobachter runzeln die Stirn, solche Nebenschauplätze als Oberkategorien zu wählen.

Transparenz sieht wohl anders aus und eine Aufspaltung nach Rohwaren um Erdöl, Erdgas, Steinkohle viel sinnvoller gewesen.

Der wichtige Bereich Gold hätte wohl auch eine eigene Einteilung verdient.

Vorjahreszahlen als Staatsgeheimnis

Bei der Analyse sind aber ohnehin nur die direkten Aktivitäten der Konzerne um Glencore, Trafigura, Gunvor, Mercuria, Vitol & Co. berücksichtigt.

Unterstützende Tätigkeiten wie Transport, Finanzierung und Zertifizierung, die den «Cluster» des Rohstoffhandels bilden, werden in der Erhebung nicht erwähnt, was die Statistiker mit dem Auftrag des Bundesrates begründen.

Auch zur Angabe der Vorjahreszahlen liess sich das BFS nicht hinreissen – somit bleibt die Änderungsrate immer noch ein Staatsgeheimnis.

Banales ausgebreitet

2024 generierte der Kern also rund 2,3 Prozent der gesamten Wertschöpfung der Schweiz.

In Genf und Zug sind die wichtigsten Zentren des Sektors. Die in diesen zwei Kantonen ansässigen Unternehmen erwirtschaften allein 58,4 Prozent beziehungsweise 27 Prozent der gesamten Wertschöpfung des Kerns.

Darauf folgen, mit grossem Abstand, die Kantone Waadt zu 6,5 Prozent, das Tessin zu 3,6 Prozent und Zürich 2,3 Prozent.

Auf diesen Splitt wären aber wohl selbst Nicht-Ökonomen mit wenig Branchenkenntnissen gekommen, weil die Hauptsitze der Rohstoffkonzerne in Genf und Zug sind.

Optionshandel und Minen fehlen

Wie die verschwiegene Branche letztlich agiert, bleibt auch das BFS schuldig, obwohl der Bundesrat auf der Grundlage dieses Berichts weitere Transparenzvorschriften erlassen will.

Führende Akteure der Schweiz kaufen und verkaufen ihre Waren im Ausland und erzielen damit ihre Wertschöpfung.

Diese Handelsströme verlaufen in der Regel ausserhalb der Schweizer Grenzen und die Produkte werden nicht einmal in jedem Fall verarbeitet.

Hinzu kommen Optionen und Absicherungsgeschäfte und selbst das erfolgreiche Betreiben von Minen, mit denen die Wertschöpfungskette verlängert und Geld verdient wird.

Entscheide in der Schweiz

Wie und in welchen Ländern dies genau erfolgt, bleibt aber selbst mit den BFS-Zahlen unklar.

Das BFS sieht zwar den Bundesratsauftrag erfüllt, denn die Entscheidungsfindung der Rohstoffbranche erfolgt auf Schweizer Gebiet.

Damit bewegen Glencore, Gunvor, Trafigura, Mercuria, Vitol & Co. viel Sonstiges.

19.11.2025/kut.

Rohstoffkonzerne prosperieren mit Sonstigem

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert