Schwache Wirtschaftsmedien belasten die Volkswirtschaft

Ein Mann mit einer Luxusuhr liest den Wirtschaftsteil einer Zeitung
Wirtschaftspresse sollte über Ökonomie aufklären. (Bild: A. Eletu / unsplash)

Die Berichterstattung zum Wirtschaftsgeschehen lässt vielerorts zu wünschen übrig. Dies beeinträchtigt nun sogar die Schweizer Volkswirtschaft.

Eine der wichtigsten Lehren aus der Coronavirus-Pandemie war, dass es Wissenschaftsjournalismus braucht.

Denn wissen Redaktionen nicht mehr, wer die absoluten Experten für Coronaviren sind, kann Hinz und Kunz den Journalisten erzählen, was sie wollen, und die Öffentlichkeit wird verunsichert.

Expertenstreit über die Medien

Genau dies ist mit der Coronavirus-Pandemie passiert.

Schützen Masken? Wie überträgt sich das Virus? Welche Impfungen nützen gegen die Epidemie?

All dies war unklar und jeder Wissenschafter konnte in den Medien quasi ungefiltert seinen Senf abgeben.

So manch ein Diskurs oder eine noch offene Expertenrechnung wurde da über die Öffentlichkeit mit den entsprechenden Folgen ausgetragen, lautete ein kritisches Fazit des Schweizer Wissenschaftsrates.

Fachwissen spricht gegen Einbruch

Nun setzt sich dies aber im Wirtschaftsbereich fort, was eigentlich nicht mehr passieren sollte.

Redaktionen ohne ausreichende Expertise publizieren Wirtschaftsnews und haschen Aufmerksamkeiten hinterher.

Teilindizes des Barometers zur Konsumentenstimmung laut Seco
Screenshot: muula.ch

So schrieben Wirtschaftsmedien, als Trump am 1. August die 39 Prozent an Strafzöllen gegen die Schweiz verhängte, dass am Montag darauf ein «Schwarzer Tag» an der Börse drohe und die Schweizer Volkswirtschaft bachab gehen würde.

Doch das war alles Quatsch, weil keine Pensionskasse & Co. ihre Schweizer Aktien verkaufen würde, und auch die Vorgaben aus den USA für den Schweizer Kapitalmarkt positiv waren.

Trübe Aussichten?

Bergab ging dagegen die Konsumentenstimmung, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco in der neuesten Ausgabe seines Barometers bekanntgab.

Im September 2025 lag der Index der Konsumentenstimmung bei -37 Punkten, was 3 Punkte weniger sind als im September 2024.

Unter dem Niveau von September 2024 lag insbesondere der Teilindex für die «Erwartete Wirtschaftsentwicklung», der von -19 auf sagenhafte -53 abstürzte.

Barometer des Seco zur Konsumentenstimmung
Konsumentenstimmung im Keller (Quelle: Seco)

Höher als vor Jahresfrist notierten dagegen die Teilindizes «Vergangene finanzielle Lage», «Erwartete finanzielle Lage» und «Zeitpunkt für grössere Anschaffungen».

Die Menschen realisieren also im Nachhinein, dass die Situation gar nicht so schlimm war, und planen auch wieder, ein Auto, Möbel oder einen neuen LED-Fernseher anzuschaffen.

Nur 4 Prozent der Exporte betroffen

Im August lag die Einschätzung der Wirtschaftsentwicklung bei -36, die dann nach den 39 Prozent US-Strafzöllen im September auf -66 absackte.

Langsam merken einige Menschen offenbar, dass die Lage nicht so schlecht ist, weil die Schweizer Exportwirtschaft von den US-Strafzöllen nur gerade einmal mit 4 Prozent betroffen ist.

Beim Rest der Wirtschaft sieht es zwar nicht euphorisch, aber auch nicht düster aus.

Seco Teilindex erwartete Wirtschaftsentwicklung
Screenshot: muula.ch

Genau das gleiche Bild zeigte sich bereits, als Trump erstmals im April die Strafzölle von 31 Prozent für die Schweiz androhte.

Die Medien – oft ohne Redakteure mit Wirtschaftsstudium – schrieben den Weltuntergang her – der dann allerdings nicht eintraf. Die Wirtschaftsaussichten erholten sich rasch.

Einschränken der Wirtschaftsaktivitäten

Langsam, aber sicher wird die fehlende Fachkompetenz der Medien im Wirtschaftsbereich zum Problem für die Schweizer Volkswirtschaft.

Laufende Horrormeldungen führen dazu, dass sich Verbraucher zu Recht zurückhalten. Doch dies führt tatsächlich zu einem Rückgang der Wirtschaftsaktivitäten.

Leitmedien, wie die «Neue Zürcher Zeitung», die früher den Ton angaben, und an denen sich alle Journalisten orientiert hatten, sind mittlerweile auf einem so niedrigen Niveau angekommen, dass sie die Einschränkung der Wirtschaftsfreiheit begrüssen und dies sogar als Hoffnung bezeichnen.

Politik versteht die Welt nicht mehr

Klar, einschlägige Kreise in der Schweiz wollen, dass ihre politischen Gefälligkeitsstudien ungefiltert in die Öffentlichkeit geraten. Da stört das Wissen von hochkarätig besetzten Wirtschaftsredaktionen quasi nur.

Allerdings geht dabei vergessen, dass kompetente Wirtschaftsmedien auch für die Politik eines Landes wichtig sind, um komplexe Sachverhalte der Ökonomie einfach zu erklären.

Dies bietet dann die Basis für viele Politiker in Bundesbern.

Unlängst ging ja sogar der Co-Präsident der SP, Cédric Wermuth, der «NZZ» völlig auf den Leim, wie muula.ch berichtete.

Hand in Hand bergabgehen

Haben Journalisten aber die komplizierte Wirtschaftsmaterie selbst nicht verstanden, funktioniert Wirtschaftsjournalismus nicht.

Dann schreiben die Medienvertreter ohne Sinn und Verstand, was Klicks bringt oder politischen Kreisen genehm ist, aber nicht den Realitäten entspricht.

Genauso war es, während der Coronavirus-Pandemie, und dies hätte der Schweiz eigentlich genug Warnung sein müssen. 

Wirtschaftsjournalismus und die Wirtschaft gehen eben Hand in Hand bergab.

13.10.2025/kut.

Schwache Wirtschaftsmedien belasten die Volkswirtschaft

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