
Das Erdölkartell Opec+ will die Fördermenge weiter erhöhen. Doch statt eines Preisrutsches sind steigende Tarife beim «schwarzen Gold» zu beobachten.
Häufig passieren an den Kapitalmärkten genau entgegengesetzte Reaktionen als erwartet.
Gibt es gute Nachrichten zu einem Unternehmen, sinken manchmal die Aktienkurse stark, obwohl ein Anstieg logischer wäre.
Moderat statt viel
Erhöht sich das Angebot von einem Gut, steigen manchmal die Preise. Dieser Effekt ist derzeit beim Erdöl gut zu beobachten.
Das Erdölkartell Opec+, das neben Saudiarabien, Russland etwa auch den Irak oder das Sultanat Oman umfasst, erhöht ab November seine Fördermenge.
Die Ausweitung des Angebots beträgt 137.000 Barrel pro Tag, was aber eher moderat ist.
Als US-Präsident Donald Trump unlängst nach Saudiarabien reiste, kündigte das Königreich immerhin eine Produktionserhöhung um 400.000 Barrel pro Tag an, wie muula.ch berichtete.
Dies drückte die Inflation in den USA stark.
Grosse Spekulation im Vorfeld
Trotz der Ausweitung der Angebotsmenge erhöhten sich die Marktpreise für ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Dezember am heutigen Montag aber um 1,3 Prozent auf 65,37 Dollar.
Auch bei der US-Sorte WTI mit Auslieferung im November legten die Tarife im gleichen Umfang auf 61,69 Dollar zu.
Im Vorfeld von Opec-Sitzungen gibt es an den Kapitalmärkten immer viel Spekulation, in welche Richtung der Entscheid gehen könnte.
Erwarten Marktteilnehmer aufgrund der steigenden Teuerung in den USA, dass die Opec deutlich mehr Erdöl fördern würde, wurden sie nun von der moderaten Produktionssteigerung überrascht.
Rasch nachkaufen
Put-Optionen sind dann gefährlich, weil sie in die falsche Richtung laufen.
Investoren mit solchen Finanzinstrumenten müssen sich dann am Markt rasch mit Erdölkäufen eindecken, um die Verluste aus ihrer Fehlspekulation zu begrenzen, was an den Rohwarenbörsen dazu führt, dass die Preise steigen.
Je mehr Preissteigerungen geschehen, desto mehr müssen andere nachkaufen. All dies gilt umgekehrt ebenfalls für Kaufoptionen.
Schock am Markt
Solche überraschenden Entwicklungen gibt es nicht nur bei Rohwaren, sondern auch bei Aktien.
Wenn Börsianer bei einer Firma schlechte Resultate erwarten und diese dann so nicht eintreffen, können positive Überraschungen zu extremen Kurssteigerungen führen.
Fehlspekulation auf sinkende Kurse im Vorfeld muss umgekehrt werden und führt nach Bekanntgabe der Nachrichten zu einer hohen Nachfrage nach den entsprechenden Titeln.
Entwicklungen falsch eingeschätzt
Ein gutes Beispiel dafür war unlängst Sandoz, wo der Aktienkurs nach den Halbjahresresultaten des Generikaherstellers extrem in die Höhe sprang.
Leerverkäufer, die darauf gewettet hatten, dass sie die Sandoz-Aktien nach schlechten Firmennews günstiger am Markt kaufen können, mussten rasch zukaufen, um ihre Verluste zu begrenzen.
06.10.2025/ena.