
Die Werke eines Superstars zeitgenössischer Kunst kommen in die Schweiz. Yayoi Kusama geniesst weltweit Kultstatus und hatte es doch schwer.
Besucher der Fondation Beyeler werden bald die Gelegenheit bekommen, die erste Retrospektive der japanischen Künstlerin Yayoi Kusama in der Schweiz zu sehen.
Diese wird einen gesamtheitlichen Blick in das Schaffen der 96-jährigen Künstlerin bieten, die mittlerweile weltweit Kultstatus geniesst.
Arbeiten aus sieben Jahrzehnten
Laut dem Aussteller werden auch ältere Arbeiten gezeigt, die noch nie in Europa zu sehen gewesen waren.
Doch Bekanntheit erlangte die Japanerin auf der ganzen Welt mit repetitiven Mustern und Strukturen um Polka Dots sowie Unendlichkeits-Spiegelräumen.
Kusama ist nunmehr eine der bedeutendsten Vertreterinnen zeitgenössischer Kunst.
Im Laufe von 7 Jahrzehnten machte sie dabei aber eine Metamorphose von Malerei, Zeichnungen, Installationen, Möbeln, Happenings, Live-Performances, Mode und Literatur durch, die es in der Fondation Beyeler zu bestaunen gilt.
Psychiatrie als Rückzugsort
Das Punkt- und Netzmuster ist dabei ein zentraler Punkt in Kusamas Leben.
Sie hatte aufgrund der strengen japanischen Erziehung oft Halluzinationen und sah solche Muster, die sie dann bereits als Jugendliche in ihren Werken verarbeitete.
Letztlich brauchte sie aber regelmässig psychiatrische Hilfe.
Ungewöhnliche Hartnäckigkeit
Immer, wenn sie mit ihren Arbeiten nicht erfolgreich war, wurde sie allerdings kreativ.
In New York ging sie mit ihren Werken von Galerie zu Galerie und machte daher von sich reden.
Als die Biennale in Venedig ihre Installation «Narcissus Garden» mit 1500 spiegelnden Kugeln nicht auswählte, baute sie ihr Kunstwerk kurzerhand vor der Ausstellungshalle auf.


Passanten konnten dann eine Kugel von dem Kunstwerk für ein paar Rappen erwerben, und Kusama warb mit einem Schild «Your Narcisium For Sale», um auf Narzissmus, Kunsterwerb und letztlich den Besitz aufmerksam zu machen.
Die Veranstalter der Biennale liessen die Aktion durch die Polizei beenden. Doch der Ruhm war Kusama da schon sicher.
Vorgeschmack auf Art Basel
Im Jahr 2017 eröffnete die Künstlerin, die mittlerweile viele Auszeichnungen erhalten hat, in Tokio ihr eigenes Museum.
Das fünfstöckige Gebäude liegt im alternativen Stadtviertel Shinjuku, unweit von Kusamas Atelier und der Psychiatrie, wo sie seit Jahrzehnten freiwillig lebt.

Im stilvollen Ambiente der Fondation Beyeler von Stararchitekt Renzo Piano können sich Besucher auf über 300 Arbeiten von Kusama freuen.
Dabei wird es auch die Kürbisse geben, für die Kusama mittlerweile weltberühmt ist. Sie sorgten die vergangenen Jahre auf der Art Basel in Basel stets für Aufmerksamkeit.
Brechen gesellschaftlicher Normen
Die Retrospektive der japanischen Künstlerin wird in Riehen bei Basel ab Oktober bis Ende Januar 2026 zu sehen sein und geht danach ins Museum Ludwig in Köln (14. März – 2. August 2026) und ins Stedelijk Museum in Amsterdam (11. September 2026 – 17. Januar 2027).
Die Ausstellung zeigt eine Frau, die es geschafft hat, die Regeln der japanischen Gesellschaft zu brechen und doch weiterhin ein Teil von ihr zu sein.
Kusama ist eine der wichtigsten Stimmen der Gegenwartskunst und verdeutlicht, dass es jeder Mensch im Leben zu viel bringen kann – selbst, wenn vieles schiefgeht.
27.09.2025/kut.