
Wegen einer defekten Stromleitung kam es im Atomkraftwerk Beznau zu einem Störfall. Die Situation ist zwar unter Kontrolle, doch eine neue Gefahr lauert.
Vielen Schweizern dürfte am heutigen Freitag ein kalter Schauer den Rücken hinuntergelaufen sein.
Aufgrund des Ausfalls einer Höchstspannungsleitung im Netz der Swissgrid sei es am Donnerstag zu einer Schnellabschaltung des Kernkraftwerks Beznau 1 gekommen, teilte der staatliche Energiekonzern Axpo am Freitag mit.
Neues Risiko klargeworden
Dabei sei es Wasserdampf über dem Maschinenhaus der Anlage im nicht-nuklearen Teil abgegeben worden, hiess es.
Sowohl die Axpo als auch die Aufsichtsbehörde Ensi gaben sich alle Mühe, die Sicherheit der Nuklearanlage zu betonen.
Es habe keine Gefahr für Mensch und Umwelt bestanden, beteuerten die Verantwortlichen.
Doch jedem Schweizer war sofort klar, dass sich im Kernreaktorblock 1 des Atomkraftwerks Beznau etwas Dramatisches ereignet hat.
Ein Kabelfehler löst Notsystem aus
Hintergrund des Störfalls war nämlich, dass in Kleindöttingen AG eine Höchstspannungsleitung von Swissgrid von einem Mast einfach abgebrochen und zu Boden gestürzt war.
In der Folge schaltete sich Block 1 des Kernkraftwerks Beznau automatisch ab, wie es vom Betreiber und der Aufsichtsbehörde hiess.
Wenn aber so leicht das Herunterfahren eines Kernreaktors erzwungen werden kann, besteht ein deutliches Risiko für die Sicherheit.
Was, wenn kurz nach dem Wiederhochfahren, Atomkraftgegner irgendwo eine Leitung beschädigen, und es wieder eine Schnellabschaltung gibt?
Was, wenn dies ein paar Mal hintereinander passiert und der Reaktor ausser Kontrolle gerät? Über solche Fragen wird derzeit vielerorts gerätselt.
Kettenreaktion vermeiden
Wie leicht ein einfaches Gewitter sofort die Stabilität des gesamten Schweizer Stromnetzes gefährden kann, hat unlängst der Zentralschweizer Stromkonzern CKW bei seinen gigantischen Energiepreiserhöhungen für das nächste Jahr erklärt.
Gegner von Kernenergie müssen also nicht einmal mehr zu einem Reaktor, sondern können einfach bei einem Gewitter mehrfach Stromleitungen beschädigen und würden damit die Produktion von Atomstrom massiv stören.
Loses Stromkabel rüttelt wach
Derzeit liefen technische Abklärungen, teilte der staatliche Energiekonzern Axpo mit. Auch das Ensi werde das meldepflichtige Vorkommnis analysieren, hiess es.
Der Zeitpunkt für das Anfahren des Kernreaktors würde in Absprache mit dem Ensi festgelegt, erklärte die Axpo zudem.
Doch sowohl die Vorschriften für Störfälle als auch das ganze Sicherheitskonzept des Landes müssen auf den Prüfstand.
Dies zeigte den Schweizern ein einfaches Stromkabel, das im Aargau auf das Dach eines Industriegebäudes gefallen ist.
19.09.2025/kut.