
Beim Nahrungsmittelriesen Nestlé kommt es nach dem CEO-Abgang auch zum Wechsel des Präsidenten. Heimliche Gewinnerin ist eine Frau aus dem Seco.
Nach dem Rauswurf von Nestlé-CEO Laurent Freixe ist nunmehr der Verwaltungsratspräsident Paul Bulcke früher als geplant zurückgetreten.
Dies teilte der Nahrungsmittelkonzern am heutigen Dienstagabend überraschend mit.
Führungsriege tritt ab
Bulcke werde nicht wie geplant auf die nächste Generalversammlung im April 2026 abgelöst, hiess es.
Pablo Isla übernehme das Präsidium bereits ab 1. Oktober vorzeitig, da Bulcke einen frühzeitigeren Rücktritt erklärt habe.
Damit wechselt der Nahrungsmittelkonzern aus Vevey binnen weniger Tage sowohl den CEO als auch den Verwaltungsratspräsidenten aus.
Spanier rückt nach
Für den entlassenen Konzernchef Freixe, der wegen einer verschwiegenen Liebschaft gehen musste, kam Philipp Navratil auf den CEO-Posten, wie muula.ch berichtete.
Beim Präsidenten war der spanische Banker Isla, der später Chef des Inditex-Textilkonzerns mit den bekannten Marken Zara, Pull & Bear, Bershka und Massimo Dutti wurde, bereits als Nachfolger von Bulcke vorgesehen.
Schlechter Geschäftsgang
Der öffentliche Druck auf den 71-jährigen Bulcke war gross geworden, weil er von der Affäre des CEO offenbar gewusst haben und Freixe intern gedeckt haben soll.
Insofern war wohl auch der langjährige Verwaltungsratspräsident untragbar geworden, nachdem Freixe fristlos wegen Compliance-Verfehlungen entlassen worden war. Bulcke hatte mit fast 50 Jahren Tätigkeit bei Nestlé quasi jede Krise ausgesessen.
Doch auf den Chairman fiel mittlerweile nicht nur wegen des schlechten Geschäftsgangs um Nespresso, KitKat & Co. sowie zahlreicher Probleme um das Wasser-Geschäft schlechtes Licht, sondern auch deshalb, weil binnen kürzester Zeit mit Freixe und Mark Schneider gleich zwei erfolglose CEOs gehen mussten.
In Anerkennung seiner langjährigen und engagierten Verdienste ernannte Nestlé den scheidenden Bulcke zumindest zum Ehrenpräsidenten.
Von McKinsey zur Bundesverwaltung
Der Nestlé-Verwaltungsrat lässt aber noch mit einer ganz anderen Personalie aufhorchen.
Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch, die einstige Chefin des Staatssekretariats für Wirtschaft Seco, werde Vizepräsidentin des Verwaltungsrats, hiess es weiter im Communiqué.
Die 1961 in Lausanne geborene Juristin und einstige McKinsey-Beraterin ist die heimliche Gewinnerin der Führungskrise bei dem Nahrungsmittelkonzern.
Extrem rascher Aufstieg
Sie trat erst per Juli 2022 als Seco-Chefin zurück und wurde kurz danach in den Verwaltungsrat von Nestlé berufen.
Nun ist sie neben Dick Boer bereits Vizepräsidentin.
16.09.2025/kut.