Schweizer Versicherer lockt mit risikolosem Gewinn

Der Versicherer Vaudoise kauft sich lieber selbst. (Bild: PD)

Der in Lausanne domiziliere Versicherer Vaudoise hat Investoren ein Angebot unterbreitet. Was das bringt, untersucht muula.ch

Die Nachricht des Lausanner Sach- und Lebensversicherers Vaudoise kam am Montag überraschend.

Die Vaudoise Versicherungen Holding informierte, dass sie ein Programm zum Rückkauf der VAHN-Aktien zu einem Festpreis lanciere. Damit böte sie zusätzliche Liquidität an Aktionäre, die zu marktnahen Konditionen verkaufen möchten, hiess es weiter.

Der Entscheid zum Rückkauf sei bereits am vergangenen Donnerstag gefallen, ging aus der konkreten Offerte hervor, welche die Zürcher Kantonalbank ZKB abwickelt.

Geringer Aufschlag

Der Versicherer legte den Preis auf 402 Franken pro Namenaktie B zum Nennwert von 25 Franken fest. Dies entspreche einer Prämie von 2,81 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom 28. Oktober 2022 und von 1,29 Prozent gegenüber dem durchschnittlichen Kurs der letzten fünf Handelstage an der Schweizer Börse SIX, teilte das Assekuranz-Unternehmen mit.

Das aktuelle Aktienkapital der Gesellschaft beträgt 75 Millionen Franken, aufgesplittet in 10 Millionen nichtkotierte Namenaktien A von je 5 Franken an Nennwert und in 1 Million kotierte Namenaktien B von je 25 Franken Nennwert.

Das Rückkaufangebot zum Festpreis sei auf maximal 100.000 Namenaktien B (entspricht 3,33 Prozent des Kapitals und 0,91 Prozent der Stimmrechte) beschränkt, hiess es zudem.

Steuern beachten

Die Offerte gelte vom 2. November 2022 bis zum 16. November 2022. Der Angebotspreis für die im Rahmen des Rückkaufangebots zum Festpreis angedienten Namenaktien beträgt besagte 402 Franken. Unter Abzug der allfälligen Verrech­nungssteuer von 35 Prozent auf die Differenz zwischen dem Rückkaufpreis und Nennwert werden es bloss 270.05 Franken netto je Namenaktie (Nettorückkaufpreis) sein. 

Die Vaudoise Versicherungen Holding kauft die Titel zum Zwecke der Kapitalherabsetzung oder zum Halten als eigene Aktien für einen Zeitraum von mindestens sechs Jahren ab dem Datum des Rückkaufs zurück. Sie würden nach dem Rückkauf steuerlich vernichtet, erklärte die Gesellschaft.

Aufstockung der Anteile

Die 1895 in Lausanne gegründete Gruppe Vaudoise Versicherungen gehört zu den zehn wichtigsten Privatversicherern der Schweiz. Das Aktienkapital der Vaudoise Versicherungen Holding AG ist mehrheitlich im Besitz der Mutuelle Vaudoise, eine Société Coopérative, also Genossenschaft.

Per 27. Oktober 2022 hielt die Gesellschaft direkt oder indirekt schon 76.725 eigene Namenaktien B, was rund 2,6 Prozent des Kapitals und 0,7 Prozent der Stimmrechte entspricht. 

Aktionäre mit mehr als 3 Prozent Stimmrechten ist die Mutuelle Vaudoise, Société Coopérative, mit 67,6 Prozent des Kapitals und 91,2 Prozent der Stimmrechte, stand ausserdem im Verkaufsprospekt.

Kein Wachstum?

Mit solchen Transaktionen gilt es eigentlich immer, zwei Hauptpunkte zu bedenken. muula.ch will den Leserinnen und Lesern an dieser Stelle quasi damit belohnen. Mit dem Rückkauf von Aktien sendet der Versicherer nämlich einerseits ein Signal. Es bedeutet, dass das Geld besser in die eigenen Titel investiert ist, als etwa in Wachstumsprojekte innerhalb des Konzerns.

Es ist also aus Sicht der eigenen Gruppe attraktiver, die Papiere im momentanen Umfeld zu diesem Festpreis zurückzukaufen. Die Aufschläge, die Investoren geboten werden, sind allerdings in den Augen von muula.ch alles andere als üppig.

Geldnot als Grund

Da der Versicherer aber glaubt, mit dem Deal ein gutes Geschäft zu machen, sollten sich Investoren gut überlegen, ob sie die Liquidität in Form von Geld tatsächlich brauchen und dadurch auf allfällige Wertsteigerungen in Zukunft verzichten.

Im Jahresvergleich haben die Titel bereits rund 13 Prozent beziehungsweise 60 Franken verloren. Mit einer Ausschüttung von 16 Franken gibt es aktuell immerhin zirka 4 Prozent an Dividendenrendite.

Clever ein- und verkaufen

Der zweite Punkt dürfte kurzfristige Investoren aber noch mehr interessieren: Der Aktienkurs stieg im Laufe des Montags nach der Ankündigung nämlich um rund 2 Prozent auf 398 Franken.

Wer also geringe Transaktionskosten hat, kaufte die Titel am Montagmorgen praktisch risikolos an der Börse zu rund 392 Franken und kann diese nunmehr in ein paar Tagen der Holding für 402 Franken zum Festpreis andienen. Es winkt ein schöner Bruttogewinn.

Sinkt der Aktienkurs aber in den kommenden Tagen wieder, blüht das gleiche, praktisch risikolose Geschäft nochmals auf.

31.10.2022/kut.

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