
Die Schweiz schickte Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter, um US-Präsident Donald Trump von hohen Strafzöllen abzubringen. Doch dies ging völlig schief.
Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter wollte US-Präsident Donald Trump nach einem missglückten Telefonat von seinem Entscheid zu US-Strafzöllen höchstpersönlich in Washington abbringen.
Doch wie aus den Zusammenkünften in der US-Hauptstadt vom heutigen Mittwoch hervorgeht, sind Keller-Sutter und Wirtschaftsminister Guy Parmelin nicht einmal bis ins Weisse Haus vorgedrungen.
Deal um Kampfjets F-35 ausgeweitet?
Die Bundespräsidentin musste weit unter ihrem Rang mit US-Aussenminister Marco Rubio vorliebnehmen. Der kann zu Strafzöllen aber gar nichts sagen, denn es ist nicht seine Kompetenz.
Ziel der Reise war es eigentlich, den USA vor Inkrafttreten der 39 Prozent an US-Strafzöllen am morgigen Donnerstag ein attraktiveres Angebot zu machen, wie muula.ch berichtete.
Was dies genau beinhaltet, hatten aber weder der Gesamtbundesrat noch das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco um Staatsekretärin Helene Budliger Artieda mitgeteilt.
Das US-Aussenministerium gab nach dem Treffen von Rubio mit der Schweizer Delegation in zwei Sätzen bekannt, dass die beiden Länder ihre Kooperation im Verteidigungsbereich verstärken wollten.
Doch da haben Keller-Sutter und Parmelin nichts zu sagen.
Volk muss Preisänderung zustimmen
Auch kann die Schweizer Bundespräsidentin nicht einfach die geschätzten Mehrkosten von 650 Millionen Dollar bis 1,3 Milliarden Dollar für die Beschaffung der F-35-Kampfjets akzeptieren.
Dafür ist eine neue Volksabstimmung nötig, denn die Schweizer hatten einem Fixpreis nur zu 6 Milliarden Franken zugestimmt.
SIF plötzlich an Bord
Was das Treffen an Finanziellem für die USA gebracht hat, ist ebenfalls nicht klar.
In der Delegation von Keller-Sutter war auch Chefin des Staatssekretariats für Internationale Finanzfragen (SIF) Daniela Stoffel, die eigentlich mit Strafzöllen nichts am Hut hat und bisher auch nicht in Erscheinung getreten ist.
Eventuell soll sie Schweizer Käufe von US-Staatsanleihen durch die Schweizerische Nationalbank SNB einfädeln.
Ziemlich viel Unklarheit
Medienkonferenzen gab es keine, obwohl dies eigentlich üblich ist. Wenn die Schweizer Bundespräsidentin etwas zu verkünden gehabt hätte, wäre sie umgehend vor die Presse getreten.
Die Schweiz hat schliesslich die höchsten Strafzölle eines westlichen Industrielandes. Warum es so weit kam, ist unklar.
Eigentlich hatten die Unterhändler einen Deal mit den USA ausgehandelt, der jedoch nicht den Geschmack von Trump traf.
Experten vermuten, dass sich in Washington die Ansicht durchgesetzt hat, in der Schweiz sei noch viel mehr zu holen.
Warten auf Antwort
Letztlich zeigte sich, dass diese unbesonnene Reise von Keller-Sutter & Co. in die amerikanische Hauptstadt bisher nichts Handfestes gebracht hat.
Beeindruckt hätte die USA wohl eher eine Reise der Schweizer Bundespräsidentin nach China.
Eine E-Mail mit einem verbesserten Angebot hätte es von Keller-Sutter an Trump wahrscheinlich auch getan, und dann hätte die Schweiz – ganz gleich wie jetzt – auf eine Antwort der Amerikaner gewartet.
06.08.2025/kut.