Touristische Schizophrenie in Luzern

Kapellbrücke in Luzern mit Touristen
Die Kapellbrücke in Luzern wird oft von Touristen überrannt. (Bild: P. Doyle / unsplash)

Der Massentourismus ist vielen ein Dorn im Auge. Doch die Luzerner fördern und bekämpfen Touristenströme zugleich.

Schweizer sind manchmal Menschen, die nur schwer zu verstehen sind.

Doch Zentralschweizer sind manchmal noch schwerer zu verstehen, wie beispielsweise die Entwicklungen im Luzerner Tourismus zeigen.

Schröpfen der Besucher

Da versucht die Politik alles, um den Massentourismus zu reduzieren und die Einheimischen wohlwollend zu stimmen.

Doch dann soll im Kanton Luzern der Tourismus breiter gefördert werden. Der Regierungsrat schlug unlängst die Erhöhung der Beherbergungsabgabe von 50 Rappen auf 1.10 Franken je Logiernacht vor.

Das ist quasi fast eine Verdopplung und sorgte landesweit für einen Aufschrei.

Förderung ausbauen

Die kantonale Beherbergungsabgabe wird zur Finanzierung des Tourismusmarketings verwendet und dies soll ausgebaut werden, um beispielsweise die digitale Transformation voranzutreiben.

Mit der Erhöhung der Beherbergungsabgabe sollen die Mittel für die Tourismusförderung um 1,3 auf 2,5 Millionen Franken steigen.

Teuflisches Hamsterrad

Doch im Jahr 2024 zählte der Tourismus im Kanton Luzern schon 2,4 Millionen Logiernächte, was einem neuen Höchststand entsprach.

Baut man das Marketing und Fördermassnahmen aus, lockt es logischerweise noch mehr Touristen an.

Dann muss die Politik wieder Massnahmen gegen den Fremdenverkehr ergreifen, und so geht das immer weiter.

Airbnb beschränkt

Seit Januar 2025 gelten in Luzern ohnehin schon strenge Regeln für den Tourismus.

Das Stadtparlament hatte ein Reglement verabschiedet, das Vermietungen von Ferienwohnungen stark einschränkt, weil die Bevölkerung im Mai 2023 die sogenannte Airbnb-Initiative mit grossem Mehr angenommen hatte.

In Luzern dürfen Wohnungen nur noch während maximal dreier Monate an Kurzzeitaufenthalter vermietet werden und Private dürfen ihre eigenen Wohnungen nur länger als 90 Tage untervermieten, sofern sie damit keine missbräuchlichen Gewinne erzielen.

Kochen in Hotelzimmern

Auf der einen Seite bauen die Zentralschweizer die Tourismusförderung aus – auf der anderen Seite bekämpfen sie den Aufschwung bei den Feriengästen.

Wer sich bei Luzerner Hoteliers umhört, staunt auch nicht schlecht, wenn sie beispielsweise erzählen, dass asiatische Übernachtungsgäste nicht selten mit offenen Kochgelegenheiten in ihren Hotelzimmern kochen – und man eigentlich gar keine solche Gäste mehr haben will.

Aufgrund des hohen Schweizer Preisniveaus versuchen Touristen auf verschiedenste Weise, eben Geld zu sparen. Dies nimmt teils abstruse Züge an.

Weniger Tourismus sei da oftmals mehr, hört man bei manchen Hotelbetreibern heraus.

Bitte nicht stören

Schweizer wollen aber eben meist die Vorteile einer Sache nutzen. Die negativen Auswirkungen wollen sie allerdings nicht erleiden.

Energieunabhängigkeit ja, aber keine Windräder, Solaranlagen und schon gar kein neues Atomkraftwerk, lautet ein Motto. Arbeitskräfte aus dem Ausland ja, aber bitte nur von 9 bis 17 Uhr, danach sollen sich die Ausländer in Luft auflösen.

Was auf Landesebene gilt, zeigen die Zentralschweizer eindrücklich beim Tourismus. Das Geld ist willkommen, aber bitte Land und Leute ja nicht stören.

07.07.2025/ena.

Touristische Schizophrenie in Luzern

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