
Der Bund sorgt mit einem Machtwort für Stühlerücken im Verwaltungsrat des Rüstungskonzerns Ruag MRO. Damit ist die Sache aber nicht ausgestanden.
Der staatliche Rüstungsbetrieb Ruag MRO kommt nicht zur Ruhe.
Wie muula.ch am Mittwoch als praktisch einziges Medium vermeldete, erteilte der Bundesrat dem Aufsichtsgremium der Ruag MRO aufgrund von Missständen in der Führung die Décharge nur unter Vorbehalt.
Personelle Veränderungen
Dadurch waren aber einige Persönlichkeiten im Verwaltungsrat des Staatsbetriebs nicht mehr tragbar.
Am Freitagnachmittag wirkte das «Gift» der Landesregierung, und der staatliche Rüstungskonzern teilte personelle Veränderungen in seinem Führungsgremium mit.
Monica Duca Widmer, Nicolas Gremaud und Sibylle Minder Hochreutener würden nicht zur Wiederwahl antreten, hiess es von der Ruag in einem Communiqué.
Eine Mediensprecherin bestätigte gegenüber muula.ch, dass die Betroffenen diesen Schritt am Freitag erklärt hätten.
Weitere Mitglieder gesucht
Neu werde der einstige CEO der SR Technics Group Jean-Marc Lenz in den Verwaltungsrat gewählt, teilte die Ruag weiter mit.
Er werde zusammen mit dem Präsidenten, Jürg Rötheli, sowie den Mitgliedern Elisabeth Bourqui und Roland Leuenberger für die strategische Steuerung der Ruag MRO Holding AG verantwortlich sein.
Es sei obendrein vorgesehen, das Gremium im Verlauf des Jahres mit weiteren Mitgliedern zu ergänzen, betonte das Staatsunternehmen zu ihrem Aufsichtsgremium.
Vizepräsidentin im Fokus
Die Generalversammlung (GV) findet am 17. Juni 2025 statt.
Doch damit ist das Thema um die Ergebnisse einer Untersuchung zu Unregelmässigkeiten bei Panzergeschäften, Mängel in der Compliance des Staatsbetriebes und Nichterreichung von strategischen Zielen nicht beendet.
Erstens ist unklar, wie die Compliance-Expertin und Vize-Präsidentin Duca Widmer angesichts der Ohrfeige des Eigentümers ihren Posten bis zur GV noch weiter ausführen kann.
Der Bund hatte sie zu ihrer Berufung für ihre Fähigkeiten in den Himmel gelobt, wie muula.ch berichtete.
Credit Susse lässt grüssen
Zweitens sind die konkreten Verantwortlichkeiten bei der Ruag und beim Bund in der Steuerung des Staatsbetriebes kritisiert worden.
Mit der Personalerneuerung ist das Thema allerdings auch noch nicht ausgestanden.
Wie schon bei der untergegangenen Krisenbank Credit Suisse schiebt der Bund die Missstände dort auf das Bankmanagement.
Warum sollte das bei Ruag anders sein? Wohl kaum.
Migros Tessin muss handeln
Und drittens dürfte der mutmassliche Betrug noch Auswirkungen auf andere Firmen, wie die Migros Tessin, haben. Dort ist Compliance-Spezialistin Duca Widmer schliesslich sogar die Präsidentin.
Auch die beiden anderen Mitglieder des Ruag-Verwaltungsrates, die sich nun nicht mehr zur Wiederwahl stellen, haben weitere Mandate.
03.05.2025/kut.