Krypto-Fans lassen bei der Nationalbank nicht locker

SNB-Hauptsitz in Zürich mit Schriftzug am Gebäude
Die Schweizerische Nationalbank verteidigt sich an der Generalversammlung. (Bild: muula.ch)

Die Schweizerische Nationalbank muss sich an ihrer Generalversammlung oft rechtfertigen. Bezüglich Bitcoin gehen der SNB aber die Argumente aus. 

Die jährliche Generalversammlung (GV) der Schweizerischen Nationalbank SNB ist stets eine illustre Veranstaltung.

Dies gilt, weil Aktionäre nicht selten dämliche Fragen oder Anträge stellen und auch die SNB-Verantwortlichen zur sonst trockenen Geldpolitik lustig sein wollen.

KI vertont Nationalbankgesetz

An der 117. GV der SNB, die am heutigen Freitag im Kursaal in Bern stattfand, präsentierte die Schweizer Zentralbank den Anwesenden nicht nur eine musikalische Version des Nationalbankgesetzes, welches eine Künstliche Intelligenz (KI) vertont hatte.

SNB-Chef Martin Schlegel reichte auch nostalgisch eine 20-Rappen-Münze in die Runde, die schon über 140 Jahre alt ist und symbolisch für die langfristige Preisstabilität stehen soll.

Spezielle Aktiengesellschaft

Wie immer kommen Umwelt- und Klima-Schützer zur GV, die aber eigentlich auf der falschen Veranstaltung sind, da für Änderungen des Nationalbankgesetzes die Politik und nicht die SNB zuständig ist.

Dies musste die Präsidentin des Bankrates, Barbara Janom Steiner, auch diesmal erneut klarmachen.

Alles, was das Nationalbankgesetz betrifft, ist dem Zugriff der Aktionäre entzogen. Sie könnten nur formale Sachen, wie die Dividendenberechnung oder die Einführung einer virtuellen GV, thematisieren.

Magere Ausschüttung

Keinen Aufschrei gab es indes, als die Bankratspräsidentin den Gewinn von rund 16 Milliarden Franken ansprach, der eigentlich laut der Bundesverfassung zu mindestens zwei Dritteln den Kantonen zustünde.

Die Kantone werden aber mit 2 statt rund 10,5 Milliarden Franken abgefertigt und niemanden störte es. In den Vorjahren 2022 und 2023 waren die Kantone sogar leer ausgegangen – von einer Verstetigung der Ausschüttungen, mit welcher die SNB gerne argumentiert, ist da aber nichts zu spüren.

Die Eigentümer der SNB tröstete Schlegel damit, dass sie ihre SNB-Aktien wie Anlagen in eine ewige Anleihe zu betrachten hätten.

30 Prozent des Goldes im Ausland

Emotional wurde es allerdings erneut bei den Themen Gold und Kryptowährungen.

Beim Schweizer Goldschatz der SNB gingen Anwesende davon aus, dass ein Teil des Goldes in den USA gelagert sei.

SNB-Chef Schlegel erklärte aber, dass 30 Prozent der Goldreserven in Grossbritannien und Kanada verwahrt würden. Der Rest lagere in der Schweiz.

Resilienz in Krisenzeiten

Zur möglichen SNB-Reservehaltung in Kryptowährungen ergriff Luzius Meisser, Mitinitiator der Bitcoin-Initiative und Verwaltungsrat beim Zuger Krypto-Broker Bitcoin Suisse, wie in den Vorjahren das Wort.

Die Höchststände beim Preis der wichtigsten Kryptowährung der Welt, dem Bitcoin, sowie dessen Resilienz in turbulenten Marktphasen würden für eine Reservehaltung der Schweizer Zentralbank in Bitcoin sprechen, sagte er.

Luzius Meisser an der GV der SNB
Luzius Meisser warb an der SNB-GV für Bitcoin. (Bild: PD)

Auch sei die berühmte Digitalwährung extrem liquide und könnte Tag und Nacht, ja selbst an Feiertagen, gehandelt werden.

Am Wichtigsten sei aber, dass die USA begonnen hätten, eine strategische Krypto-Reserve aufzubauen, erklärte Meisser an der GV und warb sogar für Unterschriften.

Die Schweiz solle über die Nationalbank also auch in Bitcoin als Sicherheitsrücklage investieren, so das Anliegen. Wie genau, sollte die SNB frei entscheiden dürfen.

Hohe Volatilität schreckt ab

Die SNB-Führung distanzierte sich zwar von solchen politischen Anliegen.

Allerdings brachte SNB-Chef Schlegel, wie schon in den Vorjahren sein Vorgänger Thomas Jordan, die hohen Anforderungen der SNB an Währungsreserven als Gegenargumente ins Spiel.

Gerade in Krisenzeiten müsse die SNB jederzeit Positionen auf- und abbauen können. Doch die Liquidität sei bei den Blockchain-Geldern keinesfalls immer gegeben.

Als Argument gegen Investitionen in Kryptowährungen durch die SNB mussten erneut auch hohe Wertschwankungen der Token und Coins herhalten.

Indirekte Anlagen vorhanden

Meisser wies schliesslich daraufhin, dass die SNB ohnehin schon in rund 1000 Bitcoins investiert hätte, nämlich über Aktien von Firmen, welche die bedeutendste Kryptowährung besässen.

Doch Schlegel blieb hart und sagte, zum gegenwärtigen Zeitpunkt kämen für die Nationalbank die Assets um Bitcoins, Ethereum & Co. nicht als Währungsreserven infrage. Basta.

Allerdings hatten die Krypto-Fans die Argumentation der SNB mit der Realität schon längst widerlegt.

120 Milliarden Franken weniger

Wahrscheinlich, so tuschelt die Blockchain-Welt, kauft und verkauft die SNB bei Kryptowährungen zum dümmsten Zeitpunkt, wie es die Schweiz von ihrer Zentralbank schon beim Gold gewohnt ist.

Vor ein paar Jahren verkaufte die SNB ohne Not 1300 Tonnen an Goldreserven.

Doch ohne diesen Verkauf würden sich die Aktionäre an der heutigen GV über einen zusätzlichen Wert in der SNB-Bilanz von sage und schreibe rund 120 Milliarden Franken freuen.

25.04.2025/kut.

Krypto-Fans lassen bei der Nationalbank nicht locker

One thought on “Krypto-Fans lassen bei der Nationalbank nicht locker

  • April 26, 2025 at 9:51 am
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    5-10% Kryptoreserven während durchaus sinnvoll und angebracht für die SNB.
    Es geht dabei ja auch um Diversifikation und weniger korrelierende Assets.
    Herr Schlegel ist jung und sollte sich daher auch an neue digitale Assets herantrauen und Neues wagen.

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