SBB setzen trotz Chaos-Objekt erneut auf Stararchitekten

Ein Neubau für die SBB in Bern Wankdorf
Die SBB wollen ein neues Bürogebäude in Bern Wankdorf. (Bild: PD)

Die SBB bauen ein neues Bürogebäude der Superlative. Der Staatsbetrieb setzt trotz schlechter Erfahrungen mit einem Kniff wieder auf Stararchitekten.

Die hochverschuldeten Schweizerischen Bundesbahnen SBB wollen einen zusätzlichen Büroneubau in Bern Wankdorf errichten.

Der Entscheid fiel nun auf Basler Stararchitekten Herzog & De Meuron sowie Losinger Marazzi, wie der Staatsbetrieb am heutigen Donnerstag überraschend mitteilte.

Verantwortung delegiert

Der Neubau sei Teil der Strategie «One SBB», hiess es weiter. Dabei werden die Bürostandorte in der Region Bern am Standort Wankdorf zusammengeführt und die Standorte Ostermundigen und Wylerpark abgegeben.

Das Projekt für den Büroneubau in Bern Wankdorf sei in einem Gesamtleistungswettbewerb ermittelt worden, erklärten die SBB.

Eine Jury aus externen Fachexpertinnen, Vertreterinnen der Bauherrschaft und der Stadt Bern habe das Siegerprojekt gekürt.

Freiräume und Ökologie

Das schlüssigste Gesamtkonzept sei von Losinger Marazzi, Herzog & de Meuron, holzprojekt und WMM Ingenieure eingereicht worden.

Der Jury hätten besonders die Ideen in den Bereichen architektonischer Ausdruck, Funktionalität, Ökologie, Ökonomie, Grün- und Freiraum gefallen, hiess es weiter.

Bauherren sind aber nicht an die Jury-Entscheide gebunden. Regelmässig passiert es, dass der Zweit- oder Drittplatzierte letztlich umgesetzt wird.

Der fünfgeschossige Neubau entsteht nun aber mit den Basler Stararchitekten und weiteren Verantwortlichen unmittelbar nördlich des SBB-Hauptsitzes zwischen der Hilfikerstrasse und der Schädelinstrasse.

Das Gebäude bietet rund 600 Arbeitsplätze.

Fast 150.000 Franken je Arbeitsplatz

Warum es kein normales Gebäude sein durfte, erklärte die notorisch verschuldete Staatsbahn allerdings nicht.

Im Wankdorf stehen zahlreiche Neubauten mit Büros von KPT bis zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA, die alle funktional, aber nicht von Stararchitekten errichtet wurden.

Der Baubeginn sei für Mitte 2026 geplant, die Inbetriebnahme für Mitte 2029, erklärten die SBB.

Die Investitionskosten beliefen sich auf rund 86 Millionen Franken. Damit kostet ein Arbeitsplatz fast 150.000 Franken nur an Baukosten.

«Sale and Lease back» geplant

Damit die Verschuldung des Staatsbetriebs allerdings nicht noch weiter steigt, liess sich die SBB einen Kniff einfallen.

Nach Vorliegen der Baubewilligung werde das Gebäude verkauft und zurückgemietet, hiess es zur Vorgehensweise.

Durch die Standortkonzentration reduzierten sich zudem wiederkehrende Kosten für Miete und Gebäudeunterhalt, so die Überlegungen für die Zusammenlegungen beim Personal.

MOH in Basel als Mahnmal

Die SBB haben aber mit Herzog & De Meuron in Basel etwa beim Meret-Oppenheim-Hochhaus (MOH) doch recht schlechte Erfahrungen gemacht.

Die Architekten verordneten dem Gebäude einen Stahlmantel, der hinten und vorne nicht funktioniert.

Auch sonst gibt es Konstruktionsfehler, wie Nutzer regelmässig berichten und den Turm teilweise sogar als Chaos-Objekt bezeichnen.

Von der Taubenabwehr, über fehlerhafte Klingel- und Belüftungsanlagen, gefährlichen Aufzugkonstruktionen, einer fragwürdigen Erdbebensicherheit bis hin zur Müllabfuhr passt da praktisch wenig.

Jahrelanges Nachjustieren ist die Folge, und dies treibt die Kosten in die Höhe.

Mieter kann Fordern

Den SBB sind all die Probleme und fehlende Verantwortlichkeiten bekannt. Doch im Wankdorf will man die Basler erneut nutzen und ein Gebäude mit ihnen errichten.

Mit dem Verkauf und Zurückmieten entledigen sich die Staatsbahnen aber vielleicht elegant den Schwierigkeiten.

Als Mieter können die SBB ja zahlreiche Nachbesserungen fordern.

17.04.2025/kut.

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