Schweizer wünschen sich mehr EU bei Versicherungen

Eine Schweizer und eine EU-Fahne
Die Schweiz und die EU streiten regelmässig über ihre Beziehungen. (Bild: PD)

Die Systeme der Schweiz und der EU unterscheiden sich oft. Bei der Versicherung von Fahrzeugen wollen vor allem jüngere Schweizer mehr EU.

Fahren Frauen und Ausländer schlechter als Männer und Schweizer?

An dieser Frage scheiden sich derzeit die Geister.

Streit um persönliche Merkmale

Schweizer Versicherer sehen in ihren Daten klar, dass dies der Fall ist und nutzen daher Merkmale, wie Geschlecht und Nationalität, bei der Prämienkalkulation.

Auch das Alter spielt eine Rolle.

In der Europäischen Union (EU) hingegen ist es wegen Diskriminierung verboten, Menschen wegen persönlicher Merkmale um ihre Herkunft oder ihrem Geschlecht unterschiedlich zu behandeln.

Romandie als Vorreiter

Eine repräsentative Umfrage des Online-Vergleichsdienstes Comparis zeigte nun, dass auch eine Mehrheit der Bevölkerung die Berücksichtigung von Nationalität oder Geschlecht bei der Prämienberechnung als problematisch empfindet.

Rund 57 Prozent der Befragten sprachen sich für ein Verbot diskriminierender Kriterien bei der Berechnung der Autoversicherungsprämien aus, wie Comparis am heutigen Dienstag mitteilte.

Die Zustimmung zum Verbot diskriminierender Kriterien variierte signifikant je nach Sprachregion: In der Romandie sprachen sich 64,7 Prozent der Befragten für ein Verbot aus und in der Deutschschweiz waren es nur 54,6 Prozent.

In der italienischsprachigen Schweiz betrug die Zustimmung für das EU-System 59,8 Prozent.

Ältere gelassener

Auch das Alter beeinflusste die Haltung bei dieser Streitfrage deutlich: Bei den 18- bis 35-Jährigen lag die Zustimmung sogar bei 71,9 Prozent und bei den 36- bis 55-Jährigen bei 55,9 Prozent.

Bei den über 56-Jährigen lag der Wert aber nur noch bei 43,0 Prozent. Ältere sehen dies also gelassener.

Gerechtigkeitssinn angesprochen

Die Wohnlage beeinflusste die Haltung der Menschen etwa bei höheren Tarifen für Ausländer ebenfalls.

In städtischen Gebieten beurteilten 47,5 Prozent die höheren Prämien für ausländische Personen als unfair, während es in ländlichen Regionen nur 38,7 Prozent der Befragten waren.

Comparis-Umfrage zur Motorfahrzeugversicherung

Laut der Comparis-Umfrage hielten in der Gesamtbevölkerung 45,4 Prozent der Befragten diese Praxis zur Diskriminierung bei den Autoversicherungen für ungerecht.

Rund 24,6 Prozent zeigten sich neutral, während 30,1 Prozent die Zuschläge für Ausländer als gerecht empfanden.

Unfallhistorie als Alternative

Was schwebt den Schweizern als Alternative vor? Auch dies geht aus der repräsentativen Umfrage hervor.

Der wichtigste Faktor, der die Prämienhöhe beeinflussen sollte, war die Unfallhistorie beziehungsweise die Anzahl der schadensfreien Jahre.

Über 72 Prozent der Befragten hielten diesen Aspekt für einen bedeutenden Faktor. An zweiter Stelle lag mit 64,9 Prozent der Fahrzeugtyp, an dritter Stelle kam die Fahrpraxis mit 62,3 Prozent.

Preiserhöhungen für Schweizer

Schweizer müssten demnach aber zirka 5 Prozent mehr bezahlen, wenn die Schweizer Versicherungsbranche ihre beobachteten Merkmale bei der Motorfahrzeugversicherung anpassen würde.

Für Ausländer würde dies im Gegenzug eine Prämienreduktion um rund 12 Prozent bedeuten.

Einflüsse bei den Prämien für Autoversicherungen

Die Kalkulation der Versicherungstarife anhand unterschiedlichster Kriterien basiere nicht auf Wertungen oder Vorurteilen, hatte allerdings schon der Bundesrat in dieser Frage entschieden und die Praxis der Versicherer um Zurich, Baloise, Helvetia & Co. befürwortet.

Junge gegen Senioren

Doch wie auch generell in der EU-Frage widersprechen sich die Schweizer oft.

Rund 55 Prozent der Befragten erachteten das Alter der Hauptlenker als wichtigen Einflussfaktor bei der Prämienkalkulation.

Die Mehrheit der Schweizer wünscht sich dann also doch eine Diskriminierung beim Alter – aber eben nicht bei der Nationalität und beim Geschlecht.

Letzteres ist aber beispielsweise in der Lebensversicherung so, wo die Männer nachweislich früher sterben als die Frauen und das weibliche Geschlecht länger Pensionen bezieht.

15.04.2025/kut.

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