Die offizielle Schweiz bietet zwar attraktive Arbeitsplätze und doch findet sie nur schwer Informatiker. Die Finanzprüfer fanden Ursachen dafür.
Der Bund ist ein guter Arbeitgeber, wie die neueste Personalbefragung zeigt.
Bessere Werte gegenüber der Befragung 2023 seien bei der Arbeitszufriedenheit, der Führung sowie der Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben zu verzeichnen, hiess es zur Personalbefragung 2024 aus Bundesbern.
Schieflagen bei IT-Projekten gross
Dennoch konnte die offizielle Schweiz rund 600 IT-Stellen nur mit Mühe besetzen, was bei 3500 Stellen in diesem Bereich durchaus ins Gewicht fällt.
Diese Rekrutierungsschwierigkeiten erhöhten das Risiko, dass es bei wichtigen Digitalisierungsprojekten zu Verzögerungen sowie Mehrkosten komme und sich die Abhängigkeit von externen Mitarbeitern weiter erhöht, mahnte daher die Eidgenössische Finanzkontrolle EFK in ihrem jüngsten Untersuchungsbericht zum Fachkräftemangel.
Im Jahr 2030 werde die aktuelle Pensionierungswelle ihren Höhepunkt erreichen und den Fachkräftemangel weiter verschärfen, warnte die EFK.
Es sei deshalb notwendig, dass die Bundesverwaltung das Personalmarketing und die Rekrutierung optimiert, um in Zukunft mit der starken Konkurrenz mithalten zu können, hiess es weiter.
Schlechter als Staatsbetriebe
Vor diesem Hintergrund prüften die Auditoren des Bundes erstmals die Rekrutierung und Bindung von IKT-Fachkräften in der Bundesverwaltung.
Und siehe da: Das dezentrale HR-Organisationsmodell und eine unzureichende Steuerung zielgruppenorientierter Massnahmen für die IT erschwerten den Kampf gegen den Fachkräftemangel, fand die EFK.
Die Bundesverwaltung weise im IT-Bereich einen Wettbewerbsnachteil gegenüber ihren Hauptkonkurrenten auf, also bei staatsnahen Betrieben.
Unattraktive Praktika
Die Bundesverwaltung habe zwar eine starke Dachmarke, die durch das Eidgenössisches Personalamt (EPA) bewirtschaftet werde.
Dabei seien die departementalen IT-Leistungserbringer der Bundesverwaltung den Berufseinsteigern allerdings häufig unbekannt.
Die Leistungserbringer verfügten weder über starke Arbeitgebermarken, noch seien sie auf den Sozialen Medien soviel präsent wie etwa staatsnahe Betriebe, so die Finanzprüfer.
Auch seien im IT-Bereich die Hochschulpraktika nicht sonderlich attraktiv, kritisierten die Kontrolleure.
Die Rekrutierung von Informatikpersonal dauert deutlich länger und die Stellenausschreibungen werden sogar schlechter beurteilt als jene von staatsnahen Betrieben um Post, Swisscom & Co.
Überblick fehlt
Der Bund weiss laut dem Gesamtbericht nicht einmal, wo der Schuh am meisten drückt.
Es fehle eine Übersicht, wie stark die jeweiligen Einheiten vom Fachkräftemangel betroffen, welche Profile besonders schwer zu finden seien und wo bei der Rekrutierung Verbesserungspotenzial bestünde, hiess es weiter.
Damit fehle eine Grundlage für die Rechtfertigung, Planung und Überprüfung von spezifischen Massnahmen für einzelne Berufsgruppen wie die IT.
Die Bundesverwaltung verfolge nicht einmal eine spezifische Strategie zur Bekämpfung des Fachkräftemangels im IT-Bereich, so die Mahnung an die Schweiz.
Die EFK empfiehlt, das Personalkonzept entsprechend zu korrigieren.
Und auf noch ein Problem machen die Finanzprüfer aufmerksam. Die Nachwuchsförderung trage zwar zur Bekämpfung des Fachkräftemangels bei, hiess es. Doch sie könne die Rekrutierungsprobleme bei anspruchsvollen IT-Stellen für Berufserfahrene nicht lösen.
Kein Wunder also geht praktisch jedes IT-Projekt beim Bund schief und kostet die Steuerzahler zusätzliche Milliarden.
Fehlendes Problembewusstsein
An der EPA prallt die Kritik ab. Viele Vergleiche seien nicht möglich, hiess es in einer Stellungnahme. Gleichzeitig seien die Ressourcen knapp und aufgrund politischer sowie rechtlicher Vorgaben unterscheide sich die Bundesverwaltung eben von so manchen Arbeitgebern.
Grundsätzlich sei es wichtig zu sagen, dass ein guter Social Media Auftritt nicht automatisch zu einer besseren Personalgewinnungssituation führe, entgegnete der Bund beispielsweise lapidar.
Wie die EPA aber den durchaus berechtigten Bedenken der EFK in einer digitalisierten Welt begegnen will, bleibt der Bund als Antwort schuldig.
Das Amt verweist nur auf die Personalstrategie, welche der Bundesrat gerade bis 2027 verabschiedet hat.
03.02.2025/kut.