Swisscom will für das Milliardengrab Fastweb in Italien einen weiteren Milliardenzukauf tätigen. Trotz Widerständen ist die Staatsfirma am Ziel.
Der staatliche Telekomkonzern Swisscom hat alle Bewilligungen für die Milliardenübernahme von Vodafone Italia erhalten.
Dies teilte die Schweizer Telekommunikationsfirma am Freitagabend in einem Communiqué mit.
Alle Bewilligungen vorhanden
Die Übernahme von Vodafone Italia durch Swisscom sei sowohl von der italienischen Wettbewerbsbehörde (Autorità Garante della Concorrenza e del Mercato) als auch vom italienischen Ministerium für Unternehmen und Made in Italy (Ministero delle Imprese e del Made in Italy) genehmigt worden, hiess es.
Dies ebne bis zum ersten Quartal 2025 den Weg für die Entstehung eines führenden konvergenten Anbieters in Italien, da nun alle zuständigen Behörden die Transaktion genehmigt hätten, erklärte Swisscom unter der Führung von CEO Christoph Aeschlimann weiter.
Italienischer Aufpasser an der Seite
Die italienische Wettbewerbsbehörde habe die Transaktion am 20. Dezember 2024 bewilligt und die von Swisscom eingereichten Verhaltensverpflichtungen akzeptiert.
Swisscom will demnach interessierten Betreibern weiterhin Wholesale-Dienste gemäss der aktuellen Praxis von Fastweb anbieten und im Rahmen von Ausschreibungen für Festnetztelefonie und -konnektivität, die von der öffentlichen Verwaltung durchgeführt werden, Informationen offenlegen.
Ein unabhängiger Treuhänder werde sicherstellen, dass die Verpflichtungen eingehalten werden.
Das italienische Ministerium für Unternehmen und Made in Italy winkte die Transaktion am 19. Dezember 2024 nach Kenntnisnahme der Zustimmung seitens der italienischen Aufsichtsbehörde für das Kommunikationswesen (Autorità per le Garanzie nelle Comunicazioni) und der italienischen Wettbewerbsbehörde durch.
Neues Auslandsabenteuer
Der Zukauf für 8 Milliarden Euro, welche die Verschuldung von Swisscom stark erhöht, ist vor allem in der Schweiz umstritten, wie muula.ch berichtete
So hat der Staatskonzern, erstens, keine guten Erfahrungen mit Grossakquisitionen gezeigt.
Zweitens wollen die Schweizer Steuerzahler nicht mehr für solche Auslandsabenteuer des Staates geradestehen.
Und drittens ist nun bei Netzproblemen in Italien immer die offizielle Schweiz im Fokus, was wohl kaum im Sinne der Erfindung für den Schweizer Grundversorger ist.
Nachrichtendienste spionieren
Gleichentags hatte der Bundesrat auch noch entschieden, dass Swisscom weiterhin in der Hand des Schweizer Staates bleiben soll.
Sicherheitspolitische Aspekte sowie die Einstufung als kritische Infrastruktur des Landes führten zu dem Entscheid.
Ohnehin hatten laut dem Gutachten vom Oktober 2024 «ausländische Nachrichtendienste elektronische Daten in bisher ungeahntem Ausmass ausgespäht».
Inländische Firma als Muss
Der Bundesrat beschloss deshalb, dass Betriebsleistungen für besonders kritische Infrastrukturen der Bundesverwaltung durch inländisch beherrschte und nach Schweizerischem Recht operierende Unternehmen erbracht werden müssen.
Und mit Swisscom als Staatskonzern können Schweizer Beamte den ganzen Internet- und Telefonverkehr von Botschaften, Journalisten & Co. auf einfachste Weise überwachen – nun bald auch noch im Festnetz bei Vodafone Italia.
21.12.2024/kut.