Daniel Grieder sollte den taumelnden Modekonzern Hugo Boss wieder flott machen. Doch nun kommen schäbige Geschäfte mit René Benko ans Licht.
In Wirtschaftskreisen kann kaum jemand fassen, was dem deutschen Modekonzern Hugo Boss mit seinem Schweizer CEO Daniel Grieder passiert ist.
Geheimplan ausgeheckt
Der Topmanager, der das US-Label Tommy Hilfiger wieder auf die Beine gebracht hat, sollte eigentlich auch der taumelnden Marke Hugo Boss wieder auf die Sprünge helfen.
Doch statt dies mit vollem Eifer zu tun, heckte Grieder gemeinsam mit dem österreichischen Immobilienpleitier René Benko einen ungewöhnlichen Plan aus, wie das «Handelsblatt» berichtete.
Codename «Tango» vergeben
Grieders privates Finanzvehikel sollte Ankeraktionär bei Hugo Boss werden, wie aus einer als vertraulich gekennzeichneten Präsentation hervorgeht.
Die Fashion Investment Group sollte ausgerechnet mit Benkos Hilfe beim Modekonzern Hugo Boss gross einsteigen.
Das Geheimprojekt habe den Codenamen «Tango» getragen.
Heikle Infos gesendet
Von seiner privaten E-Mail-Adresse schickte Grieder am 26. März 2023 die Präsentation an Benko und mahnte zur Eile.
Wenn er im Juni die erweiterte Strategie für Hugo Boss verkünden werde, dürfte dies den Aktienkurs extrem nach oben treiben, schrieb er im Begleittext.
Schliesslich rechnete CEO Grieder bereits damals beim Umsatz statt mit vier Milliarden nun mit fünf Milliarden Euro und einer operativen Gewinnmarge auf Stufe Ebit von 12 Prozent.
Doch deutsche Behörden ermittelten nun genau wegen dieser Informationen, hiess es weiter.
Dreistufiger Schlachtplan
Tatsächlich stiegen die Titel von Hugo Boss um den Investorentag im Juni 2023 herum von 59 auf 69 Euro je Aktie, was einem Plus von fast 20 Prozent entspricht.
Der Chef des Modekonzerns hatte den Investoren laut dem Blatt tatsächlich genau die neue Umsatzerwartung und Gewinnmarge aus der E-Mail an Benko vom März 2023 verkündet.
Der Schlachtplan für Hugo Boss, dessen CEO ja der Schweizer noch ist, sah drei Stufen vor.
Erstens wollte er Aktien mit Benkos Hilfe über die Börse aufkaufen. Dazu sollten bis zum erlaubten Umfang die Aktien aus einer Kapitalerhöhung übernommen werden.
Zweitens sollten neben Boss weitere Marken übernommen beziehungsweise sich daran beteiligt werden. Minderheitsbeteiligungen am Sportkonzern Adidas oder der Erwerb von Branchengrössen Bogner oder Bally schwebten den Managern dabei vor.
Drittens wollte Grieder nach seiner aktiven Zeit bei Hugo Boss die Leitung der Investmentfirma übernehmen.
Geschäfte unter Freunden
Laut anderen Medien kennen sich Grieder und Benko gut.
Der österreichische Immobilienguru sei sogar auf seiner Hochzeit am Gardasee gewesen und habe die Feier mitorganisiert, hiess es.
Grieder war bei Hugo Boss angetreten, um mit Schweizer Tugenden das taumelnde Modelabel zu sanieren, wie muula.ch einst über den Schweizer Manager berichtete.
Einklang mit geltendem Recht?
Die Modefirma selbst wies allfällige Unregelmässigkeiten zurück.
Es habe weder 2023 noch zu einem anderen Zeitpunkt geheime Pläne seitens Grieder gegeben, teilte eine Mediensprecherin der Zeitung mit.
Das Verhalten des CEO habe im Einklang mit geltendem Recht gestanden und alle relevanten internen Stellen bei Hugo Boss seien stets über die beschriebenen ersten Überlegungen informiert worden, erklärte das Modeunternehmen.
Feuerwerk an der Börse erloschen
Allerdings könnte sich laut dem Blatt am Kapitalmarkt niemand an ähnliche Pläne, wie jene des Schweizer Managers, erinnern, dass ein CEO während seiner aktiven Tätigkeit nebenbei den Grosseinstieg bei der eigenen Firma plante.
Mit Schweizer Tugenden dürfte dies wohl auch nichts zu tun haben.
Das «Grieder-Feuerwerk» an der Börse mit der Hoffnung auf Besserungen bei Hugo Boss sei mittlerweile ohnehin verpufft, lautete das kritische Fazit zum Leistungsausweis Grieders.
01.12.2024/kut.