Der Stahlkonzern Swiss Steel Group leidet unter der schwachen Nachfrage seiner Produkte. Nun müssen weitere zehn Prozent der Belegschaft gehen.
Je schlechter es einem Unternehmen geht, desto blumiger wird wahrscheinlich die Kommunikation.
Das konnte die Öffentlichkeit jedenfalls eindrücklich bei der untergegangenen Grossbank Credit Suisse (CS) sehen, die quasi bis zuletzt die Lage schönredete.
Schlechte Nachrichten verpacken
Bei der unter Nachfragemangel leidenden Stahlfirma Swiss Steel Group sieht die Kommunikation ähnlich aus.
Zunächst findet man einen Haufen unnötiger Informationen auf der Webseite, bis man zum wichtigen Communiqué mit dem Titel «Swiss Steel Group setzt geplante Kapazitätsanpassungen konsequent um» gelangt.
Was so positiv klingt, ist für 800 der 8800 Angestellten bei der Luzerner Stahlfirma keine gute Nachricht.
Optimierung der Belegschaft
Aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der anhaltend schwachen Nachfrage ergreife Swiss Steel nunmehr Massnahmen, um die Sicherung der Produktionsstandorte in der Schweiz, Deutschland und Frankreich langfristig optimiert zu gewährleisten, hiess es am heutigen Freitag.
Swiss Steel setze das identifizierte Potenzial zur Straffung und Optimierung der Belegschaften um, was eben bedeutet, dass der Konzern rund 800 Vollzeitstellen abbaut.
Emmenbrücke stark betroffen
In der Schweiz sollen im Werk Emmenbrücke 130 von aktuell 750 Arbeitsplätzen abgebaut werden, was fast 20 Prozent entspricht.
Bei der Deutsche Edelstahlwerke in Deutschland werde die tarifliche Wochenarbeitszeit um rund 15 Prozent reduziert, sodass die Mitarbeiterzahl im ersten Halbjahr 2025 auf unter 7000 sinke.
Die natürliche Fluktuation werde in der Schweiz nicht ausreichen, wodurch die Kündigung von rund 80 Personen notwendig werde, hiess es weiter im Communiqué.
Dies sei Gegenstand der laufenden Konsultation mit den Arbeitnehmern, erklärte das Swiss-Steel-Management um CEO Frank Koch.
Betriebliche Exzellenz?
«Die erreichten Meilensteine aus dem Programm SSG 2025 versetzen uns in die Lage, nun die Organisation weiter zu transformieren und das Unternehmen auf die Bedürfnisse des Marktes auszurichten», sagte er.
SSG 2025 umfasst dabei Massnahmen «zur Wiederherstellung einer wettbewerbsfähigen Kostenstruktur und dem Sicherstellen einer betrieblichen Exzellenz», wie das Unternehmen erklärte.
Hohe Verschuldung
In Wahrheit sanken die Verkäufe bereits im Jahr 2023 um rund 20 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro und unter dem Strich resultierte ein Verlust von fast 300 Millionen Euro.
Die Verschuldung lag damals schon bei fast einer Milliarde Euro und die Eigenkapitalquote lag mit dem Fehlbetrag bloss noch bei 12,1 Prozent.
Der Hauptaktionär um den Milliardär Martin Haefner, der Nachfolger der Autohandelsfirma Amag, schoss über eine Kapitalerhöhung nochmal Millionen bei Swiss Steel ein.
Konjunktur belastet
Doch im Jahr 2023 ging die Belegschaft bei dem Luzerner Elektrolichtbogenofen-Edelstahlproduzenten, der früher Schmolz + Bickenbach hiess, schon um 1045 beziehungsweise um 10,6 Prozent auf 8812 Mitarbeiter zurück.
Die strauchelnde Autoindustrie Deutschlands sowie die rückläufigen Aufträge aus dem deutschen Maschinenbau, einer der Hauptkunden von Swiss Steel, liess dabei schon grüssen.
Erst, wenn es dort wieder gut läuft, dürfte sich wohl auch die Lage bei dem Schweizer Stahlkonzern bessern.
Schicksal der CS möglich?
Bis dahin schreibt das Management freudig klingende Communiqués.
Es bleibt aber zu hoffen, dass die Führung bei Swiss Steel dem Ganzen nicht so wirklich glaubt – sonst ergeht es der strauchelnden Stahlfirma vielleicht wie der Krisenbank Credit Suisse.
15.11.2024/kut.