Die Krankenversicherer geben sich nicht mehr so zerstritten als auch schon. Bei ihrem neuen Verband setzen sie aber auf ungewöhnliche Lösungen.
Der neue Verband der Schweizer Krankenkassen formiert sich immer mehr.
Er hat sich allerdings einen überraschenden Namen gegeben, genauso wie die Wahl der Führung auf eine Persönlichkeit fiel, die zu Reden gibt.
Kein Hinweis auf Gesundheit
Der neue Verband heisst «prio.swiss», was eher auf eine politische Organisation der Schweiz als auf eine Interessenvertretung der Krankenversicherer hindeutet.
Mit dem Slogan «Amerika First» gewinnt «prio.swiss» sogar noch einen merkwürdigen Beigeschmack. Eigentlich macht der Name wenig Sinn, zumal, wenn man prio mit Prion, also dem Protein im tierischen Organismus, assoziiert.
Curafutura lässt grüssen
Doch das ist nicht die einzige Überraschung, mit der die Krankenkassen aufwarten.
Saskia Schenker, derzeit Direktorin des Arbeitgeberverbands Region Basel, werde Direktorin des neuen Verbands der Schweizer Krankenversicherer, teilte die Organisation am heutigen Mittwoch mit.
Schenker kenne sich an der Schnittstelle von Wirtschaft und Politik aus, hiess es zur Begründung der Personalie von der Findungskommission.
Seit 2021 ist sie Direktorin des Arbeitgeberverbands Region Basel und war von 2017 bis 2020 als stellvertretende Direktorin des Krankenversicherungsverbands Curafutura tätig.
Davor war bei der Wirtschaftskammer Baselland. Seit 2015 sei sie Mitglied der FDP.
Zerstrittene Branche
Curafutura ist der Verband der Krankenversicherer CSS, Helsana und Sanitas.
Er wurde gegründet, weil einige Krankenkassen mit dem Verband Santésuisse unzufrieden waren.
Dann stritt sich die ganze Branche immer mehr, bis die Gründung einer neuen, gemeinsamen Interessenvertretung unter Führung der Berner Krankenkasse KPT sowie der Groupe Mutuel lanciert wurde.
Mehr Ökonomie gefordert
Für einen Neuanfang hätte es eventuell eine andere Führung gebraucht als eine Person, die schon mit einer Alt-Organisation jahrelang in Verbindung stand.
Auch braucht es im Schweizer Gesundheitswesen nicht noch mehr Politik, sondern mehr ökonomischen Sachverstand.
Schenker studierte aber Politikwissenschaften an der Universität Bern.
Auch sitzt sie als Stiftungsrätin in einem Spital, was Krankenversicherern kaum gefallen dürfte.
Auf ihrer Webseite bei der FDP schreibt sie über die Krankenkassen CSS, Helsana und Sanitas, es seien «drei Unternehmen, die sich für Kostendämpfung, hohe Qualität und unternehmerische Anreize einsetzen und selber vorleben, was sie fordern».
Das ist grober Unsinn.
Interesse der Versicherten?
Die designierte Direktorin werde ihre Stelle im Frühjahr 2025 antreten, hiess es weiter im Communiqué.
Die formelle Bestätigung der Wahl erfolge, sobald sich der neue Verband konstituiert habe.
Schenker selbst sieht sich laut der Medieninformation als Brückenbauerin, die sich im Interesse der Versicherten für einen konstruktiven Dialog mit Leistungserbringern, Politik und Behörden einsetzt. Wie sie das bewerkstelligen will, bleibt aber ihr Geheimnis.
Bisher hat die lediglich auf die Seite von Arbeitgebern sowie zu den Krankenkassen geschaut.
Insofern fliesst noch viel Wasser den Rhein hinunter, wie man in der Region Basel so schön sagt.
Vielleicht hat sich prio.suisse die Zukunft schon verbaut.
06.11.2024/kut.