Die Teuerung lässt in der Schweiz immer weiter nach. Dadurch droht erneut eine sehr schwierige Wirtschaftsphase mit Deflation.
Schweizer Konsumenten sollten Coop eigentlich dankbar sein, dass der Detailhändler den Verkaufspreis für das Bio-Parisette schon wieder um rund 10 Prozent erhöht hat.
Erst vor kurzem hatte Coop das Produkt schon um fast 20 Prozent verteuert.
Stück-für-Stück nach unten
Geht es so weiter, braucht die Schweiz wohl keine Angst vor Deflation, also dem ständigen Sinken des Preisniveaus, zu haben.
Laut den aktuellen Zahlen reduzierte sich der Landesindex für Konsumentenpreise gegenüber dem Vormonat um 0,1 Prozent, teilte das Bundesamt für Statistik BFS am heutigen Freitag mit.
Im September waren es noch 0,8 Prozent gewesen.
Preisrutsch bei Importgütern
Gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat habe die Teuerung im Oktober bei 0,6 Prozent gelegen, hiess es weiter. Die Inflation ist damit auf den tiefsten Stand seit Juni 2021 gesunken.
Die Inlandgüter verteuerten sich im Jahresvergleich um 1,8 Prozent.
Die Importgüter gaben allerdings um 3,1 Prozent gegenüber dem Oktober 2023 nach.
Preise von Schuhen steigen
Der Rückgang um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vormonat sei auf verschiedene Faktoren zurückzuführen, hiess es vom BFS weiter.
Vor allem beobachteten die Statistiker gesunkene Preise in der Hotellerie und für Pauschalreisen ins Ausland. Ebenfalls gesunken sind die Preise für Benzin, Diesel und Fruchtgemüse.
Demgegenüber seien aber die Preise für Bekleidung und Schuhe gestiegen, ebenso wie jene für Hauswartung.
Von Sale zu Sale
Wenn Preise immer weiter zurückgehen, freut dies zwar die Konsumenten. Allerdings sehen Ökonomen dies kritisch, denn der Umstand dauerhafter Preisrückgänge führt zu einer fatalen Situation.
Die Konsumenten gewöhnen sich an die ständig sinkenden Preise und können durch Zuwarten einen Vorteil erzielen.
Dies führt zu einer Zurückhaltung beim Konsum, die Unternehmen zwingt, Verkäufe mit Rabattschlachten zu forcieren, welche den Verbrauchern aber wieder signalisieren, dass es doch noch günstiger geht.
Stellenstreichungen vorprogrammiert
So kaufen die Menschen nur noch das Nötigste und warten – gerade bei grösseren Anschaffungen um Autos, Möbel, Reisen – zu.
Die Wirtschaft bleibt auf Waren und Dienstleistungen sitzen und muss aufgrund voller Lager schliesslich Personal abbauen.
Genau dies führt wiederum zu schlechteren Konsumaussichten, was die Negativspirale weiter vorantreibt.
Ein Warnsignal in diese Richtung kam in dieser Woche von der Migros, die zahlreiche Preise auf Discounter-Niveau um Denner, Aldi, Lidl & Co. senken will, wie muula.ch berichtete.
Zentralbank wacht genau
Die Schweizerische Nationalbank SNB definiert Preisstabilität im Intervall von 0 und 2 Prozent. Wird die Teuerung negativ, muss die Zentralbank agieren.
Über Negativzinsen kann die SNB das Sparen, also den Verzicht auf Konsum, beispielsweise unattraktiv machen.
Insofern sollten Schweizer Konsumenten nicht so kritisch sein, wenn Coop, Migros, Manor, Globus & Co. die Verkaufspreise stark erhöhen.
Es hilft jedenfalls ein Stück weit, die Deflationsspirale zu vermeiden.
01.11.2024/kut.