Das Banking vorbei am offiziellen System sei auf dem Vormarsch, warnen die Behörden. Die Schweiz macht, wie so oft, erst einen Runden Tisch.
Systeme abseits des gängigen Bankensystems ohne staatliche Zulassung und Aufsicht gedeihen prächtig.
Ob «Hawala» im Mittleren Osten und Afrika, «Hundi» in Südasien, «Fei Ch’ein» oder «Daigou» in China, das Ziel sei immer das Gleiche – die Verschiebung krimineller Vermögenswerte über Landesgrenzen hinweg, erklärte das Bundesamt für Polizei Fedpol am heutigen Donnerstag.
Auf Vertrauen gebaut
Flexibel, günstig, schnell – «Underground Banking» sei auf dem Vormarsch, hiess es weiter.
«Underground Banking» bezeichnet informelle Finanzsysteme, die ausserhalb des regulären Bankensystems funktionieren.
«Underground Banking» beruht auf persönlichen Netzwerken und Vertrauen.
Ein Vermittler in einem Land nimmt dabei Geld entgegen und veranlasst, dass der entsprechende Betrag in einem anderen Land ausgezahlt wird – ohne offizielle Transaktionen oder Bankkonten.
Diese Netzwerke arbeiteten diskret und verliessen sich oftmals auf mündliche Absprachen, machte das Fedpol in einem Merkblatt klar, doch diese Systeme würden zunehmend für illegale Zwecke, wie Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung, genutzt.
Not macht erfinderisch
In vielen Ländern ermöglicht «Underground Banking», Finanzkontrollen zu umgehen.
Wer dabei nur schon an die Islamische Republik Iran denkt, weiss, dass vor Ort oftmals mit US-Kreditkarten um Visa, Mastercard oder American Express gezahlt werden kann, obwohl die Transaktion ausserhalb des von Sanktionen belegten Staates erfolgen.
Im Hintergrund werden die Zahlungen meist einfach mit solchen «Transfersystemen» abgewickelt. Der Händler in Iran kommt schon zu seinem Geld oder erhält Waren im gleichen Gegenwert dafür. Not, macht bekanntermassen erfinderisch.
Und das zeigen Untergrundbanken sehr.
Innovative Ansätze nötig
Vielen Behörden sind solche Systeme aber ein Dorn im Auge. Sie machen zwar nichts weiter, als viel Bürokratie und Kontrollen zu umgehen.
Doch das ist gerade das Problem.
Die Strafverfolgungsbehörden müssten innovative Ansätze entwickeln und international zusammenarbeiten, um diese Netzwerke zu zerschlagen und illegale Gelder zurückzuverfolgen, erläuterte das Fedpol forsch.
Klar, die ganzen Geldwäschereimeldungen der Geschäftsbanken bringen da herzlich wenig.
China im Fokus
Doch die Schweiz macht in einem solchen Fall immer erst einmal einen Runden Tisch, um nicht gleich etwas machen zu müssen, aber doch gehandelt zu haben.
Wie muula.ch berichtete, ist der Schweizer Wirtschaftsminister Guy Parmelin ein besonders grosser Liebhaber von diesen Treffen.
Und das Fedpol organisierte am Mittwoch auch so einen ersten Runden Tisch, um mit nationalen und internationalen Strafverfolgungsbehörden sowie Financial Intelligence Units zunächst das Wissen und die Erfahrungen auszutauschen.
Dabei stand das chinesische «Untergrund-Banken»-System im Mittelpunkt, hiess es.
Teure und langsame Traditionsbanken
Neben Europol, der Guardia di Finanza, dem Bundeskriminalamt Österreichs sowie Deutschlands nahmen auch die National Police oft he Netherlands, die US-Bundespolizei FBI, die Financial Intelligence Units aus Schweden, Italien, Litauen, Deutschlands sowie Maltas teil.
Was die Erkenntnisse daraus sind und was das Ganze gekostet hat, werden die Behörden kaum preisgeben, denn «kriminell genutzte Underground-Banking-Netzwerke können somit eine erhebliche Bedrohung für die internationale Sicherheit sein», hiess es dramatisch.
Doch viele Menschen nutzen solche Alternativen zum traditionellen Finanzsystem, die auch Kryptowährungen um Bitcoin, Ethereum & Co. beinhalten, weil die normalen Banken viel zu teuer, zu umständlich und viel zu langsam bei den Geldtransfers sind.
Die Schweiz lebt jedoch genau von diesem letzteren System.
31.10.2024/kut.