Kontroverse um neue «Cubitus» von Patek Philippe

Die neue «Cubitus»-Kollektion von Patek Philippe
Patek Philippe hat erstmals einen Baguette-Diamanten versteckt. (Bild: PD)

Mit der Lancierung der Modellreihe «Cubitus» hat Uhrenhersteller Patek Philippe eine Diskussion ausgelöst. Wie viel Innovation verträgt Tradition?

Es hat alles gestimmt.

Marktführer der Luxusuhrenindustrie Patek Philippe hat diese Woche nach fast drei Jahrzehnten eine neue Uhrenreihe, die «Cubitus», auf den Markt gebracht.

Und muula.ch hatte praktisch exklusiv vorab darüber korrekt berichtet.

Klarer Wiedererkennungswert

Drei Modelle, eine Version aus Platin, eine Version aus Roségold und Stahl sowie eine Version aus Edelstahl, markieren nun nach der offiziellen Bekanntgabe einen bedeutsamen Moment in der langjährigen Geschichte des Genfer Traditionshauses, das für seine Beständigkeit und Handwerkskunst in der Welt der Haute Horlogerie bekannt ist.

Die «Cubitus»-Kollektion repräsentiert einen bewussten Spagat zwischen Innovation und Erhalt der Werte, für die Patek Philippe seit jeher steht: Präzision, Handwerkskunst und zeitlose Ästhetik.

Auf den ersten Blick erscheint die Modellreihe als logische Weiterentwicklung bekannter Designmotive – subtil verfeinert und doch klar erkennbar als Patek Philippe.

Linearkombination aus Bestehendem

Doch genau hierbei setzt die Kontroverse ein.

Ein Teil der Uhrenliebhaber und Branchenexperten wirft derzeit die Frage auf, ob eine Marke wie Patek Philippe nach so langer Zeit nicht mehr Innovation in die neue Modellreihe hätte bringen sollen.

Fast enttäuscht diskutiert die Fan-Gemeinde, dass die «Cubitus» bloss eine Linearkombination aus Bestehenden am Markt um Cartier & Co. sei.

Insbesondere die fein gearbeitete Gehäusearchitektur, die eine Balance aus Tradition und Modernität bewahrt, sticht nämlich hervor.

Abprallen von Kritik

Selbst bei den Materialien setzt die Genfer Manufaktur ausschliesslich auf Altbewährtes, was im Internet stark kritisiert wurde.

Diesbezüglich sagte Patek-Philippe-Präsident Thierry Stern am Freitag der «Bilanz»:

«Ich habe zum Beispiel null Lust, mit Karbon zu arbeiten oder mit Titan. Wir haben so viel investiert, um mit Stahl, Gold und Platin an den Punkt zu kommen, an dem wir sind, warum sollte ich davon abrücken und gegen Marken wie Hublot antreten, die schöne Uhren machen in diesen Materialien? Macht für mich keinen Sinn.»

Die Haters seien ohnehin zu einem Grossteil Leute, die nie eine Patek hatten und nie eine haben würden, sagte der Chef und Eigentümer der Genfer Uhrenfabrik.

«Das macht mir also keinen Kummer», betonte Stern.

Baguette-Diamant als Neuerung

Doch je mehr sich die Uhrenfans mit den neuen Modellen beschäftigen, desto mehr werden sie verstehen, dass genau diese Uhrenreihe sehr wohl zu Patek Philippe passt.

Die Version aus Platin, die 75.000 Franken offiziell kosten soll, hat beispielsweise ein Grossdatum im Doppelfenster und erstmals einen Baguette-Diamanten auf 6 Uhr in der Gehäuseflanke fast versteckt, der an die alte rechteckige Steinschliffform aus Paris aus den 1920er Jahren erinnert.

Die lange Seite ist dabei mindestens dreimal länger als die schmale Seite, weshalb sich der Name «Baguette», langer Stab, ableitet.

Sechs Patente angemeldet

Wer den Diamanten entdeckt, wird wohl begeistert sein. Es ist ein Detail, was die Exklusivität und Tradition der Genfer Uhrenmanufaktur extrem unterstreicht.

Uhrenfans lieben eigentlich genau solche Elemente, welche eben auch nur die wahren Kenner kennen und erkennen.

Hinzu kommt die Entwicklung des neuen Kalibers 240 PS CI J LU mit automatischem Aufzug, das zur Anmeldung von sechs Patenten führte und damit die Marktführerschaft der Uhrenmanufaktur unterstreicht.

Die neue «Cubitus»-Kollektion von Patek Philippe
Eine Version der «Cubitus»-Kollektion setzt auf Bi-Color. (Bild: PD)

Patek Philippe selbst spricht bei der «Cubitus»-Kollektion von lässigem Chic.

Die Uhr werde durch ein Armband in Marineblau aus Verbundmaterial mit Textilmotiv gekonnt in Szene gesetzt, so das Marketingdeutsch, was wohl bei dem Traditionshaus auch die Gemüter etwas erhitzt.

Verlängerbare Faltschliesse

Die zweite Version mit Bi-Color aus Roségold und Stahl, die 52.000 Franken kosten soll, verfügt ebenfalls über ein blaues «Sonnenschliff»-Zifferblatt mit horizontaler Reliefprägung, das neben den abgerundeten Ecken erneut sofort ins Auge sticht.

Eleganz trifft dabei auf gute Ablesbarkeit, lautet dabei die Idee. Doch innovativ ist hierbei genau das Armband, eine verlängerbare Faltschliesse, die ebenfalls patentiert wurde.

Beliebte Rolex als Vorbild?

Die dritte und einfachste Version der neuen «Cubitus»-Kollektion aus Edelstahl, die für 35.000 Franken verkauft wird, setzt auf olivgrün im Ziffernblatt.

Das Armband nutzt auch auf die Innovation um das patentierte Verlängerungssystem für noch mehr Komfort und Sicherheit.

Die neue «Cubitus»-Kollektion von Patek Philippe
Das Einsteigermodell von Patek Philippe. (Bild: PD)

Sowohl die Farbe als auch der Edelstahl gelten als eine der beliebtesten Varianten in der Schweizer Luxusuhrenwelt um Rolex & Co. und dürften daher von Patek Philippe bewusst beim Einsteigermodell gewählt worden sein.

Identität bewahren

Mit der «Cubitus»-Kollektion wagt Patek Philippe einen Schritt in die Zukunft, ohne seine Wurzeln zu verleugnen.

Die technischen Neuerungen und das fein abgestimmte Design spiegeln das Streben nach Perfektion wider, das die Marke seit jeher verfolgt. Doch die Kontroverse zeigt auch, dass die Grenzen von Tradition und Innovation in der Luxusuhrenbranche weiterhin fliessend bleiben.

In einer Welt, in der Wandel unvermeidlich ist, könnte die «Cubitus» am Ende als Beispiel dafür stehen, wie viel Innovation eine Luxusuhr wirklich vertragen kann, ohne ihre Identität zu verlieren.

Und für die meisten Liebhaber dürfte ein Kauf aufgrund der strikten Limitierungen ohnehin Utopie bleiben. Auch dabei bleibt sich Patek Philippe wohl treu.

19.10.2024/kut./Meldung mit Zitaten von Patek-Philippe-Präsident Stern ergänzt

Kontroverse um neue «Cubitus» von Patek Philippe

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