Migros setzt Investition komplett in den Sand

Die Migros-Gruppe hat bei Investitionen bisher kaum ein gutes Händchen gezeigt. Der neueste Fehltritt ist ein Lehrbuchbeispiel par excellence. 

Wer wissen will, wie Grosskonzerne keine Firma akquirieren sollten, braucht nur auf den aktuellen Fehltritt der Migros-Gruppe schauen.

Wichtiger Strategieschritt

Per März 2022 hatte die Migros-Genossenschafts-Bund MGB das Schweizer Dental-Start-up Bestsmile übernommen, das seit der Gründung im Jahr 2018 auf eine äusserst erfolgreiche Entwicklung zurückblicken konnte, wie es im ursprünglichen Communiqué hiess.

In der Schweiz hatte der Newcomer um unsichtbare Zahnspangen für Erwachsene schon 36 Praxen installiert und die Migros konnte mit der Übernahme einen wichtigen Baustein ihrer Gesundheitsstrategie ergänzen, wie es damals hiess.

Rund 50 Millionen an Umsatz

Alles bliebe gleich, nur die Gründer Ertan Wittwer, Marcel Kubli und Philip Magoulas zögen sich mit dem Exit zurück, frohlockte die Migros über Sparrow Venture, dem damaligen Wachstumskapitalgeber der Migros-Gruppe.

Mit diesen 36 Praxen konnte Bestsmile auf einen Umsatz von rund 50 Millionen Franken sowie eine operative Gewinnmarge auf Stufe Ebitda im zweistelligen Prozentbereich blicken.

Das Start-up hatte bereits 320 Mitarbeiter, darunter 90 Zahnärzte.

Tod auf Raten

Mit Bekanntgabe der Radikalkur bei der Migros-Gruppe, über die muula.ch berichtete, dass einzelne Bestsmile-Kliniken geschlossen würden.

Aufgrund der herausfordernden Marktlage hatte die Firma Anfang 2024 eine Geschäftsanalyse eingeleitet und infolgedessen eine Restrukturierung durchgeführt.

Dennoch blieben die Ergebnisse der vergangenen Monate hinter den angestrebten Zielen zurück.

Stellenabbau unvermeidbar

Am heutigen Dienstag gab die Migros nun bekannt, alle Kliniken schrittweise zu schliessen und die Kundschaft beim zahnarztzentrum.ch der Medbase-Gruppe, die ebenfalls zur Migros gehört, weiter zu betreuen.

Ein Stellenabbau liesse sich dabei wahrscheinlich nicht vermeiden, hiess es weiter, weshalb ein Konsultationsverfahren für die betroffenen Mitarbeiter eröffnet werde.

Ausbauschritte, wie die Verdopplung des Platzes in Winterthur, welche Migros freudig bekanntgab, schlugen also völlig fehl.

Kauf anders organisieren

Letztlich zeigt sich, dass die Gründer von Bord gingen und die Migros mit dem Start-up kein weiteres Wachstum, sondern nur das Gegenteil erzielen konnte.

Laut Beobachtern dümpelten die Praxen teils völlig vor sich hin.

Die Gründer sind aber besonders bei Start-ups zudem die wichtigsten Schlüsselpersonen. Nur sie wissen, wie der Hase läuft.

Standorte von Beststmile in der Schweiz
Standorte von Bestsmile in der Schweiz (Bild: PD)

Für genau solche Fälle vereinbaren clevere Käufer, dass der Kaufpreis erst in Schritten gezahlt wird, je nachdem, wie sich das Unternehmen tatsächlich entwickelt. Nur dann sind die Interessen der Verkäufer mit jenen der Käufer nämlich gleichgeschaltet.

Die Migros tätigt hin und wieder falsche Investitionen. Dabei sei nur schon an die fehlgeschlagene Expansion nach Deutschland gedacht.

01.10.2024/kut.

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