Die US-Behörde für Rechnungslegung PCAOB hat Missstände bei Ernst & Young aus Basel aufgearbeitet. Es gibt auch eine Busse.
Kommt der Wirtschaftsprüfer Ernst & Young in der Schweiz unter Druck, zittern die Geschäftsleitungen fast sämtlicher Schweizer Grosskonzerne.
Wirecard-Skandal lässt grüssen
Von der Grossbank UBS über die Zurich Insurance Group und die Schweizer Börse SIX bis hin zu Migros oder Holcim nutzen nämlich alle die Dienste dieser Auditoren.
Alle systemrelevanten Banken um die Zürcher Kantonalbank ZKB, die Raiffeisen-Gruppe und Postfinance lassen ihre Jahresabschlüsse auch von Ernst & Young testieren.
Stimmen die Abschlüsse nicht, wie etwa beim Zahlungsdienstleister Wirecard, die Ernst & Young in Deutschland aber einfach durchgewunken hat, leidet die Glaubwürdigkeit des ganzen Zahlenwerkes.
Klar gegen Regeln verstossen
Nun haben sich die Amerikaner die Firma Ernst & Young Schweiz näher zur Brust genommen und ein Enforcement-Verfahren durchgeführt.
Das Ergebnis ist, dass die Schweizer Wirtschaftsprüfer geschlampt und gegen PCAOB-Regeln verstossen haben.
Die Angelegenheit sei bereits während der Inspektionen der Amerikaner in der Schweiz aufgefallen, hiess es in der Nacht auf Mittwoch.
Fehler im Testat
Im Detail geht es um die Prüfung des Jahresabschlusses von STMicroelectronics vom Jahr 2021, bei dem die Wirtschaftsprüfer nicht korrekt mit den Audit-Komitees kommuniziert hätten, wie die US-Behörde weiter bekanntgab.
Am 24. Februar 2023 gab Ernst & Young ein Testat für den Kunden, das auch die Einhaltung der US-Regeln beinhaltete. Dies war aber nicht korrekt.
Weltweite Auswirkungen
Im Zusammenhang mit dem Audit 2021 habe es Ernst & Young Schweiz EY versäumt, den Prüfungsausschuss von STMicroelectronics über die Namen, den Standort und die geplanten Aufgaben der folgenden unabhängigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, die bei der Prüfung 2021 tätig waren, zu informieren: EY France, EY Singapore, EY Italy, EY U.S., EY Malaysia, EY Beijing, EY Philippines, EY Malta, EY France Audit, EY Japan, EY U.K., EY Marokko, EY Hongkong, EY Australien und EY Niederlande.
Die Schweizer Einheit von Ernst & Young zog also weltweit viele Einheiten mit in die Fehler hinein.
Eine Online-Suche bei Enforcement-Verfahren der US-Behörde ergab, dass offenbar bisher nur bei Ernst & Young Schweiz ein solches Vorgehen bei Schweizer Auditoren vorgenommen wurde.
Schmach für die Prüfer
Gleichzeitig einigten sich die Amerikaner mit dem Schweizer Wirtschaftsprüfer auf eine Busse von 45.000 Dollar, um die Sache mit einem Vergleich aus der Welt zu schaffen.
Beim PCAOB liegen die Bussgelder meist in solch niedrigen Grössenordnungen – die Strafe ist vielmehr die Schmach für die betroffenen Wirtschaftsprüfer, nicht korrekt gearbeitet zu haben. Regeln sind eben Regeln. Da kennen die Amerikaner nichts.
Ernst & Young Schweiz gelobte, dass die internen Prozesse verbessert worden seien. Falls dies nicht stimmt, könnte fast die ganze Schweiz ohne glaubwürdige Jahresabschlüsse dastehen.
25.09.2024/kut.