Die US-Notenbank Fed lockert ihre Geldpolitik überraschend deutlich. Die Schweizer Zentralbanker rannten diesmal aber bewusst vorweg.
Die US-Notenbank Federal Reserve Bank (Fed) hat ihren Leitzins um 0,5 Prozentpunkte gesenkt.
Die neue Spanne reicht von 4,75 bis 5,00 Prozent, teilte die von Fed-Chef Jerome Powell geführte US-Zentralbank am heutigen Mittwochabend mit.
Zielband in Sichtweite
Die Fed hatte den Leitzins zuletzt im März 2020 gesenkt, um die Weltwirtschaft während der Coronavirus-Pandemie zu unterstützen.
Erst im März 2022 erhöhte Powell die Leitzinsen, weil die Inflation in atemberaubende Höhen gestiegen war.
Mittlerweile hat sich die Teuerung aber weltweit abgeschwächt.
In den Projektionen der US-Zentralbank, die ebenfalls am heutigen Mittwochabend veröffentlicht wurden, erreicht die Inflationsrate die angestrebten unter 2 Prozent.
Stärkung des Schweizerfrankens
Die Schweizerische Nationalbank SNB war dem Verhalten der US-Notenbanker stets gefolgt, wie muula.ch berichtete.
Das von Thomas Jordan geführte SNB-Direktorium erhöhte die Leitzinsen, um die Teuerung auch in der Schweiz in den Griff zu bekommen.
Gleichzeitig stärkte die SNB-Spitze den Schweizerfranken, um beim Import die gestiegenen Preise im Ausland von der Schweiz fernzuhalten.
Weitere Zinssenkungen in Sicht
Die USA hatten ihre Leitzinsen rund 14 Monate lang auf dem gleichen Niveau gelassen. Doch zuletzt stieg der Druck, an der Zinsschraube nach unten zu drehen, weil der US-Arbeitsmarkt zahlreiche Schwächeerscheinungen zeigte.
Dem sind die US-Notenbanker nun gefolgt und machten mit 0,5 Prozentpunkten einen grossen Zinsschritt. Dies war so nicht erwartet worden.
Gleichzeitig kündigten sie weitere Zinssenkungen an.
Powell hob in seiner Ansprache auch internationale Entwicklungen hervor, welche die US-Notenbank bei ihren Zinsentscheiden berücksichtige, was klar in Richtung China und Nahost zeigt.
Fed hinkt hinterher
Einst gab die US-Zentralbank aber stets zuerst den Ton in der weltweiten Geldpolitik an und erhöhte ihre Leitzinsen.
Nun ist die Fed aber nach der SNB und nach der Europäischen Zentralbank EZB, die bereits mehrere Zinsschritte nach unten vorgenommen haben, quasi die letzte grosse Zentralbank, welche die Volkswirtschaft mit günstigerem Geld erfreut.
Europa leidet ständig
Die Verzögerungen haben auch Gründe. So traf die Energiekrise vor allem Europa, weil die Energiepreise durch den Ukraine-Krieg stark stiegen.
Die USA treffen die Energiepreissteigerungen herzlich wenig.
Zudem wirkte sich die Geopolitik, wie der Nahostkonflikt mit Angriffen auf Containerschiffe, vor allem auf die Transportkosten der Europäer aus.
Gute Wachstumsraten
Das Bruttoinlandprodukt BIP der grössten Volkswirtschaft der Welt soll 2024 um 2 Prozent zulegen, erwartet die Fed.
Für das kommende Jahr soll die US-Wirtschaft ebenfalls mit einer Rate von 2 Prozent steigen, hiess es weiter.
In Europa sind die Wachstumsraten weit von solchen Zahlen entfernt. Gerade der Exportweltmeister Deutschland ist in einer starken Rezession.
In der Schweiz wird vom immer euphorischen Staatssekretariat für Wirtschaft Seco für 2025 ein BIP-Zuwachs von 1,7 Prozent prognostiziert.
18.09.2024/kut.