Die Schweizer Hoteliers haben mit viel Aufwand eine neue Direktorin für ihren Verband ausgewählt. Der Entscheid entpuppt sich als Fehlgriff.
«Nicole Brändle setzte sich mit ihren Kompetenzen und Erfahrungen gegen eine grosse Anzahl Mitbewerbenden durch.»
Dies schrieb HotellerieSuisse erst vor kurzem zur Wahl der neuen Direktorin des Schweizer Hotelverbandes.
Externe Berater dabei
Das grosse Interesse sowie auch die Rückmeldungen der Kandidierenden hätten gezeigt, dass der Verband auch über die Branche hinweg ein hohes Ansehen geniesse und als modern sowie gut positioniert wahrgenommen werde, führte HotellerieSuisse stolz aus.
Der Entscheid, Brändle zur neuen Direktorin zu machen, ging allerdings nach hinten los.
Wenige Monate nach Amtsantritt am 1. April 2024 kam am heutigen Donnerstag die Ernüchterung zu der Personalie, die eigens mit einer externen Beratungsfirma getroffen worden war.
Bundesrat setzt auf Stabilität
Brändle trete aus persönlichen Gründen zurück, hiess es.
Die Zürcher Ökonomin, die seit 2019 bei dem Verband arbeitet und zuvor in der Wirtschaftsförderung der Stadt Zürich, bei der Credit Suisse und der Schweizerischen Nationalbank SNB tätig war, ist bekanntermassen mit Martin Schlegel, dem Vize der Zentralbank, verheiratet.
Dieser wurde aber zum neuen SNB-Chef berufen, wie muula.ch über die Ablösung des zurückgetretenen Thomas Jordan berichtete.
Wer die Schweiz kennt, weiss, dass der Bundesrat beim Geld, sprich beim Schweizerfranken, keine Experimente wagt und den langjährigen SNB-Zögling Jordans auch zur Nachfolge an der SNB-Spitze machen würde.
Schwacher Franken erwünscht
Damit war aber auch klar, dass seine Frau wegen Interessenkonflikten nicht noch für Schweizer Hotels weibeln darf.
Die Schweizer Hotellerie hängt ja stark am Schweizerfranken – insofern wäre eine Schwächung wohl stets willkommen.
Das hätte aber auch schon vor der Ernennung klar sein können.
Brändle darf noch bis Juni 2025 beim Hotelverband bleiben.
Typisch Schweiz
Da zeigt sich dann der Schweizer Kompromiss – denn Schlegel tritt bereits sein neues Amt bei der SNB am 1. Oktober 2024 an.
Eigentlich hätte Brändle zum 30. September 2024 das Handtuch werfen müssen.
Oder sie hätte das Amt am besten gar nicht erst angetreten, denn für die Geldpolitik war der SNB-Vize-Ehemann schon seit Jahren mitverantwortlich.
05.09.2024/kut.