Die Ems-Chemie-Gruppe hat ihren Weg durch die Widrigkeiten der Weltkonjunktur gefunden. Doch in der Heimat ziehen dunkle Wolken auf.
Die von SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher geführte Ems-Chemie-Gruppe hat ein Konzept gefunden, welches das Unternehmen mit seinen Hochleistungspolymeren und Spezialchemikalien durch dick und dünn geleitet.
Fremdwährungen belasten
Dies wird seit einigen Semestern immer deutlicher, denn obwohl sich die Konjunktur vielerorts abschwächt, schwächelt die Ems-Chemie praktisch kaum.
Zwar ging in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres der Umsatz um 8,1 Prozent auf rund 1,1 Milliarden Franken zurück.
Doch davon waren allein 4,7 Prozent den negativen Währungseffekten geschuldet.
Ausserdem sanken die Rohwarenpreise, die das Unternehmen normalerweise an die Kundschaft weiterfaktoriert, was sich bei sinkenden Rohstoffkosten aber eben auch negativ im Umsatz niederschlägt.
Profitablere Produkte verkauft
Unter dem Strich stieg der operative Gewinn auf Stufe Ebit aber um 4,0 Prozent auf fast 300 Millionen Franken.
Die Betriebsgewinnmarge erreichte damit traumhafte 26,8 Prozent.
Dies, obwohl die Gruppe zahlreiche Neueinstellungen im Verkauf und in der Entwicklung vornahm.
Doch der Produktmix änderte sich auf profitablere Produkte.
Abhängigkeit von Europa lösen
Das Konzept, das die Ems-Chemie seit Jahren verfolgt, ist auf mehrere Ebenen verteilt.
So sagte die Konzernchefin Martullo-Blocher am heutigen Freitag in Domat/Ems vor den Medien, dass der Umsatzanteil Europas derzeit bei rund 49 Prozent liege.
Als sie das Unternehmen vor zwei Jahrzehnten von ihrem Vater übernommen hatte, habe der Wert noch bei rund 72 Prozent gelegen.
Regionale Diversifizierung nach Amerika sowie Asien lautet das Rezept und damit verringert die Ems-Chemie-Gruppe ihre Abhängigkeit von Europa, wo es derzeit überhaupt nicht gut läuft.
Kundschaft mit Ideen helfen
Die andere Ebene, mit der sich der Konzern von den Launen der Weltwirtschaft befreit, sind Innovationen, wie die Firmenchefin höchstpersönlich vor den Medien an praktischen Beispielen zeigte.
So seien aufgrund der Inflation und des Kostendrucks genau diese Stärken der Ems-Produkte gefragt.
Sie zielen eben darauf ab, dass Automobilhersteller, Pharmafirmen, Luftfahrtkonzerne & Co. etwa Energie oder CO2 im Herstellungsprozess einsparen beziehungsweise das Gewicht von Produkten reduzieren müssen.
Dann tauschen sie Metallteile in Fahrzeugen oder Flugzeugen einfach gegen Kunststoffteile aus Hochleistungspolymeren der Ems-Gruppe.
Stillstand im Fracking beseitigen
Doch massgeschneiderte Lösung präsentierte die Ems-Chemie auch in anderen Bereichen.
So setzten Fahrzeughersteller, wie BMW, auf trendige Türverkleidungen im Mini, bei denen mit Polymeren gestrickte Stoffe eingesetzt werden, die sehr robust sind.
Die Ems-Chemie entwickelte zudem biegsame Kabelbäume, die mit Kabelsalat in Fahrzeugen aufräumen und gleichzeitig platz- sowie gewichtssparend sind.
Auch tüftelt die Ems-Chemie derzeit an einem Pfropfen, der sich im Fracking von Erdgas einfach im Wasser auflöst und das Erdgas schon nach rund 1 Stunde statt nach Tagen freigibt.
Damit könnte die US-Erdgasindustrie sogar bis zu 300 Millionen Dollar sparen.
Logisch sind viele Frackingunternehmen an einer Kooperation mit der Ems-Chemie interessiert.
Effizienzmassnahmen umsetzen
Das Bündner Unternehmen hilft Kundschaft zu sparen und damit kommen die Ems-Produkte gerne zum Einsatz.
Klar, lässt sich die Ems-Chemie-Gruppe dies vergüten und daher stieg auch der Betriebsgewinn, weil mehr innovative Produkte mit höheren Margen abgesetzt wurden.
Doch die Kunden interessiere der starke Schweizerfranken nicht, gab Martullo-Blocher zu bedenken. Da müsse schon die Ems-Chemie selber ständig an der Effizienz feilen.
EU-Bürokratie schwappt herüber
Während das Konzept weltweit praktisch reibungslos funktioniert, ziehen dunkle Wolken in der Schweiz auf.
Da sollen Lieferkettengesetze oder die Umweltberichterstattung wie in der EU eingeführt werden, was der Ems-Chemie deutlich mehr Administration aufbürdet.
Schweiz rechtzeitig verlassen
Doch sichtlich verärgert war Martullo-Blocher, als sie auf die Juso-Initiative zu einer Erbschaftssteuer von 50 Prozent auf Vermögen über 50 Millionen Franken angesprochen wurde, die sogar rückwirkend gelten soll.
Dann müsste sie auch das Land wie andere rechtzeitig verlassen, mahnte die Unternehmerin und SVP-Nationalrätin.
Sie und ihre Familie hätten schliesslich nicht Milliarden an Geld herumliegen, sondern ihr Vermögen stecke in den Firmen.
«Die SP ist skrupellos», klagte Martullo-Blocher lautstark. Offenbar gibt es da noch kein Konzept dagegen.
12.07.2024/kut.