Erinnerungen an teuersten Interview-Satz eines Bankers

Ein Manager in einem Interview vor Mikrofonen
Ein Interview wurde Rolf Breuer zum Verhängnis. (Symbolbild: M. Hassan / pixabay)

Der einstige Chef der Deutschen Bank Rolf-Ernst Breuer ist tot. Der Schweiz wird er stets wegen der Haftung von Topmanagern in Erinnerung bleiben.

Es war nur ein kryptischer Satz mit «Bloomberg TV» im Jahr 2002.

Doch der hatte es in sich.

«Todesstoss» für Leo Kirch

«Was alles man darüber lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder gar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen», sagte der einstige Chef der Deutschen Bank Rolf-Ernst Breuer.

Damit versetzte er dem Medienmogul Leo Kirch und seinem Imperium quasi den Todesstoss.

Niemand wollte dem Tycoon mehr Kredit geben und die Kirch-Gruppe brach kurz nach dem Interview zusammen.

In Lausanne studiert

Genau mit diesem Satz ging Breuer in die Geschichte ein. Hunderte von Millionen Euro musste die Deutsche Bank als Schadenersatz an die Erben von Kirch zahlen.

Das Geldhaus selbst nahm den Manager der internationalen Finanzwelt auch in die Pflicht, und er musste 3,2 Millionen Euro aus der Privatschatulle an seinen Arbeitgeber zahlen.

Vor wenigen Tagen verstarb nun der 1937 geborene Topmanager der Deutschen Bank nach schwerer Krankheit, wie das Geldhaus bekanntgab.

Ehemaliger Chef der Deutschen Bank Rolf Breuer
Ex-Chef der Deutschen Bank Rolf Breuer (Bild: PD)

Breuer, der Rechtswissenschaft teilweise auch an der Schweizer Universität Lausanne studierte, hatte fast seine ganze Karriere dem deutschen Finanzinstitut gewidmet und dessen Wachstum mit internationalen Übernahmen gestemmt.

Zurich und Allianz zahlten

Der teuerste Satz eines Bankmanagers dient als Mahnung für die Macht und die Verantwortung, die mit öffentlichen Äusserungen im Finanzwesen einhergehen.

Nicht umsonst äussern sich Finanzinstitute nicht oder nur zurückhaltend über Einzelkunden.

Der Assekuranz und auch Schweizer Versicherern wird der Satz auch stets in Erinnerung bleiben. Die damals boomenden Haftungsversicherungen für Manager, sogenannte D&O-Policen, mussten sich mit hohen Schadenzahlungen an dem Desaster beteiligen.

Laut Unterlagen der Deutschen Bank zahlten Versicherer unter der Führung von Zurich und Allianz rund 90 Millionen Euro.

Auch Rückversicherer, wie Marktführer Munich Re oder der Zweitplatzierte Swiss Re, waren dabei laut Marktstimmen betroffen.

Nicht so Schweizerisch sein

Breuers Nachfolger bei der Deutschen Bank, der Schweizer Banker Josef Ackermann, würdigte den Verstorbenen als herausragende Persönlichkeit gegenüber mehreren Medien.

Breuer solle ihn sogar zu mehr Selbstbewusstsein geraten und «Seien Sie nicht so Schweizerisch» gesagt haben.

«Sie sind jetzt Chef der Deutschen Bank, also treten Sie klar und kraftvoll auf», hiess es weiter.

Ackermann selbst war im Kirch-Fall auch gerichtlich involviert gewesen.

Gemischte Nachrufe

Und falls es mal schlechte Presse gab, soll Breuer zu Ackermann gesagt haben: «Seien Sie getrost, Ihr Nachruf wird dereinst viel freundlicher ausfallen».

Bei Breuer selbst fielen die Nachrufe nun gemischt aus.

Während ihn die einen als starken Banker lobten, fokussierten sich viele Medien auf den teuersten und folgenreichsten Satz, den ein Profibanker weltweit wohl jemals gesagt hat.

Breuer starb am 22. Mai im Alter von 86 Jahren.

29.05.2024/kut.

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