Post muss dem Volk reinen Wein einschenken

Logo der Schweizerischen Post auf dem Gebäude in Bern Wankdorf
Die Schweizerische Post muss weitere Filialen schliessen. (Bild: PD)

Die Schweizerische Post muss auf die geänderten Kundenbedürfnisse und die Digitalisierung reagieren. Dabei werden 170 Postfilialen überflüssig.

Die einstige Postchefin Susanne Ruoff hat es immer mit einem süffisanten Satz gesagt.

Falls die Schweizerinnen und Schweizer wieder anfangen, Postkarten und Briefe in Massen zu schreiben, baue die Schweizerische Post ihr Filialnetz auch wieder aus.

175 Jahre an Bewegung

Doch solange beim klassischen Postgeschäft quasi nur Rückgänge zu verzeichnen sind, muss der «Gelbe Riese» seine Strukturen auch an die geänderte Situation anpassen.

Der aktuelle Postchef Roberto Cirillo hat dem auch keine andere Sichtweise hinzuzufügen.

«Seit 175 Jahren bewegt sich die Post entlang der sich verändernden Bedürfnisse der Bevölkerung und der Wirtschaft», sagte er am heutigen Mittwoch und teilte gleichzeitig die Schliessung von rund 170 Filialen mit.

Eigenfinanzierte Grundversorgung

Die klassischen Schaltergeschäfte, wie zum Beispiel Einzahlungen für Postfinance, hätten in den vergangenen vier Jahren nochmals stark abgenommen, hiess es zur Begründung. Neben geänderten Kundenbedürfnissen wirke dabei auch die Digitalisierung.

Eine selbstfinanzierte Grundversorgung brauche diese Schritte, so die Experten.

Wer mal eine Rücksendung von Zalando, Amazon & Co. zur Post gebracht hat, weiss, dass der Markt vollkommen in Bewegung ist.

Die Postmitarbeiter verweisen Kunden für solche Rücksendungen dann nämlich an den Detailhändler Migros oder die Reinigung um die Ecke.

Hausservice und Postautomaten

Die Post stelle aber weiterhin ein flächendeckendes, zukunftsfähiges Filialnetz mit rund 2000 bedienten Standorten sicher, hiess es. MyPost24 oder ein Hausservice in weniger urbanen Gebieten gehörten dazu.

Rund 600 eigenbetriebene Filialen bildeten dabei auch das Rückgrat, so die Schweizerische Post zur neuen Strategie.

Dies sind aber nun mal rund 170 Standorte weniger als derzeit beziehungsweise rund 22 Prozent und rufen umgehend Proteste hervor.

Kahlschlag verhindern

Dies sei eine radikale Abkehr von ihrer bisherigen Strategie, die eine Stabilisierung des Filialnetzes bei rund 800 Filialen vorsehe, kritisierte umgehend die Gewerkschaft Syndicom in einem Communiqué.

Im Endeffekt würde mindestens jede Fünfte noch bestehende Filiale geschlossen, hiess es weiter. Sollte die Post die Strategie mit dem Kahlschlag in die Tat umsetzen, entspräche dies einem Abbau des Service public sondergleichen.

Worin dieser besteht, geht aus der Medienmitteilung, die vor Kampfparolen nur so wimmelt, aber nicht hervor. Falls die Post wegen Verlusten vom Staat dann Steuergelder bräuchte, wären die Gewerkschafter wahrscheinlich auch nicht froh.

WhatsApp lässt grüssen

Die ehemalige Postchefin Ruoff hatte das schon vor Jahren clever eingefädelt, falls der Bedarf bei der Bevölkerung nach einer Grundversorgung wieder zunehme, baue die Schweizerische Post die Dienste auch wieder auf.

Solange aber der Trend anhält, Weihnachts-, Oster- und Geburtstagsgrüsse per WhatsApp & Co. zu senden, muss die Post reagieren. Und junge Menschen nutzen die Postfilialen ohnehin kaum.

29.05.2024/kut.

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