Künstliche Intelligenz bestimmt schon fast überall das Leben. Nun meistert die KI im Kanton Thurgau eine globale Herausforderung.
Die ganze Welt spricht mittlerweile von Künstlicher Intelligenz (KI) bei Schreibrobotern um ChatGPT, Bart & Co., dabei geraten Entwicklungen im Kleinen jedoch völlig aus dem Blick.
Ein interessantes Beispiel dafür ereignet sich gerade in Frauenfeld im Kanton Thurgau, wo der technische Fortschritt förmlich im Kehricht landet.
Revolution in der Schweiz
In der Schweiz wurde früher der Müll entsorgt und deponiert. Doch heutzutage gilt die Kreislaufwirtschaft als neues Denkmodell und da revolutioniert die KI nun mit.
Traditionell wurde etwa das Recycling von PET-Flaschen durch manuelle Sortierung und maschinelles Trennen durchgeführt, was zeitaufwändig und ineffizient war.
Dann baute das Familienunternehmen Müller Recycling in Frauenfeld um das Jahr 1993 die erste Sortieranlage für PET-Getränkeflaschen in der Schweiz, ja in ganz Europa, und begann mit der Sortierung von rund 500 Tonnen im Jahr.
Lebensmittelechtheit bei Wiederbelebung
Aktuell werden dort aber die beiden Sortieranlagen aus den Jahren 2004 und 2015 durch Sortiermodule der neusten Generation ersetzt.
Die vom Schweizer Maschinenbauer Borema Umwelttechnik entwickelte Anlage nutzt dabei erstmals die Vorteile der künstlichen Intelligenz, wie der Verband PET-Recycling Schweiz stolz bekanntgab.
Je genauer die Entsorgungsfirmen die PET-Getränkeflaschen nämlich von Fremdstoffen trennen und nach Farben sortierten, desto hochwertigeres Recycling-PET (R-PET) kann aus dem Sammelgut wieder entstehen.
Und weil aus R-PET wieder Getränkeflaschen werden, müssen die Materialien höchste Anforderungen an die Qualität und Lebensmittelsicherheit erfüllen.
Fast 100 Prozent an Wirkung
Das Ganze revolutioniert nun den bisherigen Standard. Moderne Sortieranlagen setzen nämlich auf intelligente Maschinen, die mithilfe von Bilderkennung und maschinellem Lernen die Flaschen automatisch identifizieren und sortieren können.
Zusätzlich zu Laser- und Nahinfrarot-Sensoren der neusten Generation kommt bei der Müller Recycling nunmehr erstmals auch künstliche Intelligenz zum Einsatz, dank dieser der Familienbetrieb mit rund 30 Angestellten das Sammelgut noch genauer erkennen und sortieren kann.
Die neue Anlage könne dabei bis zu 49 Flaschen pro Sekunde mit einer Genauigkeit von 99,96 Prozent sortieren, hiess es zum Erfolg.
Trainieren der Maschinen
Mit anderen Worten muss man sich das vereinfacht so vorstellen: Die entscheidende Rolle spielt die fortschrittliche Bilderkennung. Kameras scannen die vorbeifliessenden Plastikflaschen und analysieren sie in Echtzeit.
Mithilfe von maschinellem Lernen werden die KI-Algorithmen trainiert, die verschiedenen Arten von PET-Flaschen zu erkennen – und dies unabhängig von Farbe, Form oder Etikettierung.
Der KI-Prozess ermöglicht eine präzise Klassifizierung, was eine automatisierte und effiziente Trennung von verschiedenen Plastikarten ermöglicht.
Langfristige Sicherung
Die manuelle Sortierung war vor rund 30 Jahren durch erste Sortiermodule ergänzt und dann systematisch durch Module erweitert worden.
Die Anlage aus dem Jahr 2004 werde nun komplett ersetzt, während Müller Recycling die Anlage von 2015 mit neuen Sortiermodulen ergänze. Laut den Angaben plante die Firma Borema Umwelttechnik aus Schwarzenbach SG die Neuentwicklung.
Dank dieser Investition werde der geschlossene Kreislauf beim PET-Recycling langfristig gesichert, hiess es von den Entsorgungsexperten weiter.
Aktivisten sollten aufpassen
Mit dem Einsatz von KI selbst im oder beim Müll wird deutlich, dass die Kreislaufwirtschaft komplett in der Schweiz stattfindet.
Vielleicht denken die Menschen künftig auch beim Entsorgen der PET-Flaschen in die grossen Behälter der Migros-, Coop- und Denner-Filialen daran, wie die KI ihr Leben erleichtert, denn sie müssen den Kehricht gar nicht mehr selbst trennen.
Und an die Klima-Aktivisten muss die Nachricht damit lauten, statt sich an Strassen, Gemälde & Co. zu kleben, sollten sie eher mithelfen, den technischen Fortschritt noch weiter voranzubringen.
So würden sie die globalen Herausforderungen – wie in Frauenfeld im Kanton Thurgau – direkt vor der Haustür meistern.
20.11.2023/kut.