Die Schweiz hat wieder weniger Krankenversicherer. Die Strategie des Bundesamtes für Gesundheit BAG spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Erneut sind heimlich, still und leise zwei Schweizer Krankenkassen untergegangen.
Dies wird klar, wenn man die Liste der zugelassenen Versicherer 2025 des Bundesamts für Gesundheit BAG mit jener des Vorjahres vergleicht.
Finanznot führt zu Fusion
Demnach sind noch 42 Gesellschaften in der Grundversicherung bewilligt, wie das BAG dieser Tage bekanntgab.
Vor Jahresfrist waren es noch 44 Krankenversicherer auf der entsprechenden BAG-Liste gewesen, was den Untergang zweier Krankenkassen bedeutet.
Nicht mehr aufgeführt ist die Easy Sana, die zur Groupe Mutuel gehört und in Finanznöten steckte.
Bei der Gesellschaft lag die Solvenzquote 2024 nur noch bei 52 Prozent und wurde mit der Avenir Assurance innerhalb der Gruppe verschmolzen, um die Finanzen wieder halbwegs ins Lot zu bringen.
Die aufnehmende Krankenkasse kommt selbst bloss auf eine Solvabilität von knapp über 100 Prozent und die Versicherten stellen ihre strauchelnde Finanzkraft der noch schlechteren Firma zur Verfügung.
Helfer selbst Sanierungsfall
Der zweite Grundversicherer, der nicht mehr existiert, ist die Supra. Sie kam nur auf eine Solvenzquote von 65 Prozent und war nur unwesentlich besser als Easy Sana.
Sie verschwand durch eine Fusion mit der Mutuel Assurance auch innerhalb der Groupe Mutuel, bei der die Finanzen also in deutlicher Schieflage sind.
Die aufnehmende Krankenkasse hat selbst eine nicht-gesetzeskonforme Solvabilität von nur 97 Prozent und ist quasi selbst ein Sanierungsfall.
Wie zwei Fusslahme gemeinsam selbständiges Laufen lernen sollen, bleibt dabei unklar.
Atupri noch nicht verschmolzen
Die Krankenkasse KluG, die unterjährige Prämienerhöhungen vornehmen musste, weil die Solvenz bloss noch bei 24 Prozent der vorgeschriebenen 100 Prozent lag, ist in den zugelassenen Krankenkassen 2025 weiterhin aufgeführt.
Die Kasse wehrt sich gegen das BAG, wie muula.ch berichtete.
Die Fusion der Krankenkassen Atupri mit Visana scheint noch nicht vollzogen, denn Atupri ist weiterhin auf der Bewilligungsliste 2025 angegeben.
Risikoausgleich und Politik wirken
Die Konsolidierung in der Grundversicherung schreitet einerseits voran, weil mit dem verfeinerten Risikoausgleich kaum noch unterschiedliche Prämien angeboten werden können.
Kassen mit guten Risiken müssen jenen mit einem schlechten Versichertenbestand eine Ausgleichszahlung leisten, sodass sich die Tarife letztlich kaum noch unterscheiden.
Andererseits greift die Politik auch in den Prämienprozess ein, wie muula.ch berichtete.
Für das aktuelle Jahr durften die Prämienerhöhungen im Schnitt nur bei 6 Prozent liegen und damit sackte die Finanzkraft vieler Krankenkassen ab.
Diese müssen dann sanieren oder eben verschwinden, was die Zahl der Anbieter weiter verringert.
Moove, Kolping & Co. verschwunden
Zum Beginn des KVG gab es 1996 über 150 Krankenkassen in der Schweiz.
Im Jahr 2023 waren es laut der BAG-Listen noch fast 50 Krankenversicherer.
Dann verschwanden Moove, Kolping, Provita, Ingenbohl sowie Stoffel. Und nun sind es nochmals zwei Versicherer weniger.
Mitschuld der Aufsicht
Das BAG kann zwar im Wochenrhythmus über Infektionskrankheiten, Meningokokken-Erkrankungen & Co. berichten.
Eine Meldung über die verschwundenen Krankenkassen gibt es nicht.
Da dürfte die Mitschuld an der Misere eine Rolle spielen, denn die nicht-auskömmlichen Tarife, die zum Untergang eines Versicherers führen, hat der Regulator ja bewilligt.
20.01.2025/kut.