Die Zinswende sollte eigentlich zu Rückgängen bei den Preisen für Wohneigentum führen. Von wegen.
Die Preise für Wohneigentum kennen praktisch nur eine Richtung. Trotz anhaltend höherem Zinsniveau zeigten sich die Transaktionspreise für selbstgenutzten Wohnraum sehr robust, teilte die Raiffeisen-Bankengruppe am Freitag bezüglich der Entwicklung eines entsprechenden Index mit.
Demnach mussten Käufer von Einfamilienhäusern im vierten Quartal 2022 rund 3,5 Prozent mehr zahlen als im Vorquartal.
Die Preise für Stockwerkeigentum sanken dagegen zum Vorquartal mit einem Rückgang von 0,4 Prozent leicht.
Boom kaum aufzuhalten
Einfamilienhäuser kosteten verglichen mit dem vierten Quartal 2021 nunmehr aber schon 7,6 Prozent und Stockwerkeigentum 5,2 Prozent mehr als vor einem Jahr, hiess es weiter.
Die stärksten Preisanstiege innert eines Jahres verzeichneten Einfamilienhäuser in der Innerschweiz.
Die Preise für Stockwerkeigentum legten in den vergangenen vier Quartalen in der Region Westschweiz und um den Genfersee am stärksten zu.
Hohe Nachfrage
Trotz der Erhöhung des Zinsniveaus und der damit einhergehenden Verteuerung von Hypotheken kennen die Preise für Wohneigentum quasi nur die Richtung in die Höhe.
Die drittgrösste Bankengruppe der Schweiz erklärte dies wie folgt: «Eine nach wie vor rege Nachfrage trifft weiterhin auf ein extrem knappes Angebot, was die Preise auch künftig nach unten absichern wird», sagte Martin Neff, Chefökonom von Raiffeisen Schweiz.
Das von der Raiffeisen-Bankengruppe quartalsweise erhobene Barometer für Immobilienpreise von selbstgenutztem Wohneigentum kennt seit Jahren nur eine Richtung. (Quelle: Raiffeisen Schweiz)
Selbst einzelne Kantone gehen ja derzeit hin und unterstützen Jungkäufer kreativ mit Geld, damit sie zu Wohneigentum kommen, wie auch muula.ch berichtete. Damit ebbt die Nachfrage auch nicht ab.
Allerdings dürfte irgendwann der Erwerb von Häusern oder Wohnungen mit weiter steigenden Zinsen doch zurückgehen und die Verteuerung bei der Finanzierung damit doch noch ihre Wirkung zeigen.
Ostschweiz im Hintertreffen
Regional legte das Preisniveau in der Schweiz zuletzt aber recht unterschiedlich zu. Im Vorjahresvergleich verzeichneten Einfamilienhäuser im vierten Quartal 2022 in der Innerschweiz (+15,8 Prozent) und der Ostschweiz (+13,2 Prozent) die grössten Preisanstiege.
Weniger stark stiegen die Preise hingegen in Zürich (+6,1 Prozent) und der Region Bern (+6,3 Prozent). Beim Stockwerkeigentum sind die Preise in der Westschweiz (+7,5 Prozent) am stärksten gestiegen.
Die Ostschweiz verzeichnete die geringsten Preisanstiege im Vorjahresvergleich (+2,2 Prozent).
Tourismus-Gebiete im Vorsprung
Die Aufschlüsselung der Preisentwicklung auf Gemeindetypen zeigte obendrein, dass die Hauspreise in den touristischen Gemeinden innerhalb eines Jahres stärker als in anderen Gemeindetypen gestiegen sind (+11,4 Prozent).
Im Segment der Eigentumswohnungen verzeichneten ebenfalls touristische Gemeinden die stärksten Preisanstiege (+8,7 Prozent).
Mit einem Anstieg von 3,4 Prozent legten die Stockwerkeigentumspreise in Zentrumsgemeinden am wenigsten stark zu.
Schweizweite Daten
Der Raiffeisen Transaktionspreisindex erscheint vierteljährlich, jeweils zu Beginn eines neuen Quartals.
Er misst, basierend auf Handänderungsdaten von Raiffeisen und des Swiss Real Estate Datapools (Sred), die Preisentwicklung von selbstgenutztem Wohneigentum in der Schweiz.
06.01.2023/kut.