Zeitenwende bei Novartis

Jörg Reinhardt, VRP von Novartis
Jörg Reinhardt tritt an der Spitze von Novartis ab. (Bild: PD)

Das Pharmaunternehmen Novartis hat einen Wechsel an der Spitze bekanntgegeben. Damit ändert sich der Basler Konzern aber grundlegend.

Beim Basler Konzern Novartis bleibt derzeit kein Stein auf dem anderen.

Neben Umstrukturierungen gab das Pharmaunternehmen aber auch einen Wechsel des Verwaltungsratspräsidenten (VRP) bekannt.

Ex-Chef von US-Konkurrenz

Jörg Reinhardt werde im Jahr 2025 das 12-Jahres-Mandat ausgeschöpft haben und kann nicht wiedergewählt werden, teile Novartis mit.

Daher schlage der Pharmariese der Generalversammlung 2025 Giovanni Caforio, den ehemaligen CEO des US-Pharmakonzerns Bristol Myers Squibb, für die VRP-Position vor.

Glanz mit hohen Salären

Caforio ist US-Bürger und hat aber auch die italienische Staatsbürgerschaft. Er arbeitet seit dem Jahr 2000 in verschiedenen Positionen bei dem Konzern.

Von Mai 2017 bis März 2024 war Caforio der Konzernchef von Bristol Myers Squibb und gehörte regelmässig zu den bestbezahlten CEO der Welt. Insofern passt der Mediziner durchaus gut zum Basler Novartis-Konzern.

Ablösung von Vasella

Mit dem Austritt von Reinhardt, der seine Karriere 1982 ursprünglich beim Sandoz-Konzern angefangen und seine Laufbahn in der Entwicklung hatte, endet bei Novartis aber auch eine Ära an der Spitze des Pharmaunternehmens.

2013 hatte der aus Deutschland stammende Reinhard, der kurzzeitig auch Positionen, wie Chef von Bayer Healthcare und Mitglied des Verwaltungsrates von Lonza innehatte, den Manager Daniel Vasella als VRP von Novartis abgelöst.

Damals hatte die Öffentlichkeit sich oft über die hohen Saläre von Vasella aufgeregt.

Abspaltung von Sandoz

Mittlerweile hat Novartis mit einem amerikanischen CEO, der zuletzt rund 16 Millionen Franken verdiente, die Vergütungen noch übertroffen. Mit dem Einzug eines US-Pharmamanagers auf dem Präsidentensessel wird dies sicher keine Umkehr, sondern eher weitere Exzesse bringen.

Reinhardt hat allerdings stark am Forschungsstandort Schweiz festgehalten. Zuletzt war der VRP aber geschwächt, weil er CEO Vas Narasimhan eigentlich loswerden wollte, aber keinen Nachfolger auf der Konzernposition fand.

Dann kam die Abspaltung von Sandoz, die CEO Narasimhan erfolgreich über die Bühne brachte, und somit seine Haut in die Zeit rettete, dass Reinhardt an der Spitze des Verwaltungsrates in die Amtszeitbeschränkung geriet.

Kein Unternehmen tauscht ohne Not gleichzeitig den CEO und den Verwaltungsratspräsidenten aus.

Nur der Gewinn zählt

CEO Narasimhan gewann wieder die Oberhand und verlagerte kräftig Stellen.

Hinter vorgehaltener Hand in Basel erzählen sich die Mitarbeiter, dass es bald mit dem Forschungsstandort Schweiz vorbeisein dürfte. Es zähle nur noch, was unter dem Bruchstrich herauskommt.

Das typische amerikanische Denken habe sich bei Novartis nunmehr voll durchgesetzt.

Gleicher Prüfer wie bei Roche

Vorbei war es aber auch unter Reinhardt mit einem jahrelangen Usus. Der VRP brach unlängst nämlich mit einem Tabu – und das liegt beim Wirtschaftsprüfer. Da liess er nämlich KPMG als Revisionsunternehmen zu, obwohl dieser Auditor auch den Basler Konkurrenten Roche prüft.

Insofern hatte Reinhardt selbst schon die Zeitenwende bei gut-Schweizerischen Managergepflogenheiten eingeläutet.

24.04.2024/kut.

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