Versicherer Mobiliar lässt deutlich Federn

Eine grüne Ampel vor dem Hauptsitz der Mobiliar in Bern
Mobiliar sollte nicht bei jedem Geschäft grünes Licht geben. (Bild: PD)

Die Mobiliar-Versicherung hat einen Gewinneinbruch erlitten. Die ambitionierte Zeichnungspolitik der Berner Genossen freut die Konkurrenz.

Die Mobiliar ist Künstlerin in Kennzahlenakrobatik par excellence.

Der von Michèle Rodoni als CEO geführte Versicherer erhöhte im ersten Halbjahr zwar das Prämienvolumen um 4,7 Prozent auf rund 3,7 Milliarden Franken, wie die Gesellschaft am heutigen Donnerstag bekanntgab.

Wachstumsinitiativen misslungen

Doch bei den Semesterzahlen des Vorjahres wurde ein Grundsatz zur Rechnungslegung geändert, damit aussagekräftigere Kennzahlen entstünden, hiess es weiter.

Die Originaldarstellungen bleibt Mobiliar dann aber schuldig. Auch einen Halbjahresabschluss gibt es für Externe nicht zu Gesicht.

Der konsolidierte Halbjahresgewinn brach dann selbst auf Basis adjustierter Werte um über 38 Prozent auf nur noch 170 Millionen Franken ein.

Unklar ist, wie stark das Ergebnis ohne Anpassungen eingebrochen wäre, schliesslich musste Mobiliar unlängst eingestehen, zahlreiche Fehlgriffe bei Wachstumsinitiativen getätigt zu haben.

Versicherungstechnischer Verlust

Als Hauptgrund für den Gewinneinbruch im ersten Semester gab der Berner Versicherer allerdings den verheerenden Felssturz vom Mai im Walliser Bergdorf Blatten an.

Die Schadenaufwendungen hätten rund 170 Millionen Franken allein für dieses Naturereignis betragen, hiess es.

Der kombinierte Schaden-Kosten-Satz verschlechterte sich um rund 5 Prozentpunkte auf 100,6 Prozent, womit Mobiliar versicherungstechnisch im Sachbereich kein Geld mehr verdiente.

Dreimal so viele Schäden

Das Finanzergebnis brach zudem um rund 6 Prozent auf 267 Millionen Franken ein. Die Mobiliar-Gruppe machte das gute Vorjahr sowie die Dollarschwäche für die Negativentwicklung verantwortlich.

Letztlich zeigt sich, dass der hohe Gewinneinbruch grösstenteils eine Folge der lockeren Zeichnungspolitik der Genossenschaft bei Naturgefahren ist.

Sowohl die Konkurrentin Helvetia aus St.Gallen als auch die Basler Baloise-Gruppe griffen als Kapitalgesellschaften bei Blatten jeweils nur mit rund 50 Millionen Franken «in die Minustüte» und gehen dadurch gestärkt in die gemeinsame Fusion.

Mobiliar verzeichnete also allein bei dem Walliser Bergdorf ein mehr als dreimal so hohes Schadenaufkommen als die beiden Konkurrenten.

Pflästerli mit Prävention

Der Schaden-Kosten-Satz sank bei Helvetia Schweiz im ersten Halbjahr trotz Blatten um 1 Prozentpunkt auf 95,4 Prozent.

Bei Baloise Schweiz verbesserte sich der Wert sogar auf gute 88,0 Prozent nach 93,7 Prozent im Vorjahressemester.

Gerne bringt Mobiliar-CEO Rodoni in solchen Situationen den Genossenschaftsgedanken ihrer Firma ins Spiel. Häufig würde der Berner Versicherer eben noch Geschäft in Gefahrenzonen zeichnen, um die andere längst einen Bogen machten.

Doch auch die hochgelobten Präventionsmassnahmen, die Mobiliar oft in Risikogebieten forciert, nützen wenig, wenn der ganze Hang ins Tal prasselt und ein Dorf, wie Blatten, vollständig verschüttet.

Besseres Risikomanagement nötig

Im Communiqué lobte sich die Mobiliar, mit den Prämiensteigerungen im ersten Semester erneut Marktanteile gewonnen zu haben.

Wenn sich dieses Geschäft aber nachher als «Blatten-Schäden» entpuppt, freut sich eher die Konkurrenz.

Bei Baloise hiess es zu den grossen Verbesserungen im ersten Semester schliesslich, dass sich darin die erfolgreiche Umsetzung der Portfoliooptimierung und Kosteneffizienz-Massnahmen widerspiegelten. Das dürfte die Berner aufhorchen lassen.

Für Mobiliar nützt letztlich alle Zahlenakrobatik nichts. Den Genossen dämmert wohl auch so, dass ihr Risikomanagement stark verbesserungswürdig ist.

11.09.2025/kut.

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