
Der neugegründete Verband der Krankenversicherer prio.suisse sucht schon wieder ein neues Präsidium. Ein Urgestein tritt nach kurzem Intermezzo ab.
Der einstige FDP-Bundespolitiker Felix Gutzwiller wirbt mit dem Privileg, sich in seiner Lebensphase den Dingen widmen zu können, die er gerne tue und Dinge fernzuhalten, die lästig, mühsam oder konfliktbeladen seien.
Ersatz für Curafutura und Santésuisse
Dennoch liess er sich im Dezember 2024 zum Präsidenten des neuen Krankenkassenverbandes prio.suisse wählen, was in Fachkreisen für etwas Verwunderung gesorgt hatte.
Doch Gutzwiller wollte es auf seine alten Tage offenbar nocheinmal wissen.
Die neue Interessenvertretung in der Krankenversicherungsbranche war notwendig geworden, weil das Metier konfliktbeladen ist und die Krankenkassen keine einheitliche Stimme finden konnten.
Die bisherigen Verbände Curafutura und Santésuisse hatten sich dabei überlebt.
CSS, Helsana, KPT & Co.
«Mit prio.swiss haben wir nun die Voraussetzung geschaffen, dass sich die Branche geeint für ein qualitativ hochstehendes und nachhaltig finanzierbares Gesundheitswesen einsetzen kann, das die Interessen der Versicherten ins Zentrum stellt», sagte Gutzwiller zur nunmehr geeinten Krankenkassenbranche.
Assura, Atupri, Concordia, CSS, Groupe Mutuel, Helsana, KPT, Sanitas, Swica, Visana & Co. machten alle bei prio.suisse mit.
Brücken bauen nötig
Doch nunmehr fallen vielerorts Stellenanzeigen auf, bei denen der Verband schon wieder ein neues Präsidium sucht. Als Übergangslösung war Gesundheitspolitiker aber nicht angetreten.
Ab Januar 2026 solle eine andere Person das Präsidium von Gutzwiller übernehmen, geht aus den Inseraten hervor.
Mit einem Pensum zwischen 30 und 40 Prozent sei eine neu gestandene Persönlichkeit gesucht, die auch Brücken bauen könnte.
Im Vorstand von prio.suisse agiert derzeit neben Gutzwiller noch der CEO von Assura, Ruedi Bodemann, der regelmässig in der Öffentlichkeit mit seinen Hollywoodgagen auffällt.
Treffen mit Strippenziehern
Zu den Kernkompetenzen im Präsidium zählen exzellente Kommunikationsfähigkeiten, ein interdisziplinäres, konsens- und lösungsorientiertes Zusammenarbeitsverständnis sowie ein stilsicheres Auftreten in Deutsch und Französisch, hiess es weiter.
Die präsidiale Leitung umfasse regelmässige Vorstandssitzungen, Meetings mit den Vizepräsidenten und Durchführung der jährlichen Hauptversammlung.
Regelmässige Treffen mit den Vizepräsidenten und Strippenziehern hinter der geeinten Krankenversicherungsbranche, dem CEO von Groupe Mutuel Thomas Boyer und dem CEO der Berner Krankenkasse KPT Thomas Harnischberg, gehören also dazu.
Schwierige Herkulesaufgabe
Der mittlerweile 77-jährige Gutzwiller hat offenbar realisiert, dass aus der Wandlung von Curafutura und Santésuisse mit vielen alten Beteiligten zahlreiche Dinge enthalten sind, die lästig, mühsam oder eben konfliktbeladen sind.
Das wollte der FDP-Politiker eigentlich im Alter vermeiden. Vielleicht ist er auch nicht mehr in der Lage, diese Herkulesaufgabe unter den streitfreudigen Krankenkassen zu bewältigen.
Somit tritt der Basler nach kurzer Zeit als Präsident von prio.suisse schon wieder ab.
22.06.2025/kut.