Die Monsterbank UBS will eine fast 70-Jährige in den Verwaltungsrat wählen. Was soll das?
Die Grossbank UBS hat Veränderungen im Verwaltungsrat bekanntgegeben. Dieter Wemmer stehe nach acht Jahren im Amt nicht mehr zur Wiederwahl, teilte das Geldhaus am heutigen Freitag mit.
Noch Älterer im Gremium
Der einstige Versicherungsmanager Wemmer, der bei Zurich Insurance Group und der Allianz tätig war, ist das am längsten amtierende Mitglied des Verwaltungsrats bei der UBS. Mit Jahrgang 1957 ist er aber nicht der Älteste.
Für William C. Dudley wird das Geburtsjahr 1953 angegeben, und damit ist er über 70 Jahre.
Statt den Abgang von Versicherungsmanager Wemmer zu nutzen, um den Verwaltungsrat der UBS etwas zu verjüngen, schlägt der Verwaltungsrat der Generalversammlung GV vom 24. April 2024 die Wahl von der australischen Finanzveteranin und Buchautorin Gail Kelly vor.
Erfahrung bei Fusion
Die mit Jahrgang 1956 fast 70-Jährige sei eine anerkannte Führungspersönlichkeit im Finanzdienstleistungssektor mit 35-jähriger Bankenerfahrung.
Sie war als Group CEO und Managing Director für die zwei australischen Banken St. George Bank (2002 bis 2007) und Westpac Corporation (2008 bis 2015) tätig gewesen.
Während ihrer Amtszeit als CEO führte sie Westpac durch die Turbulenzen der Finanzkrise bis zum erfolgreichen Zusammenschluss mit St. George Bank im Jahr 2008.
Von 2016 bis 2023 fungierte sie als Senior Global Advisor für den Group CEO und die Konzernleitung von UBS. Sie besitzt einen BA der University of Cape Town sowie einen MBA der University of Witwatersrand in Südafrika.
Gail Kelly ist australische Staatsbürgerin und Mutter von vier Kindern – davon einmal Drillinge.
Frau und keine Unbekannte
Doch warum nominiert die UBS eine Persönlichkeit, die fast die Älteste im Aufsichtsgremium sein wird? Nun, zunächst ist festzustellen, dass die Statuten der Grossbank keine Alterslimite kennen.
Zudem braucht es in Schweizer Verwaltungsräten mehr Frauen, was auch für die Australierin mit südafrikanischen Wurzeln spricht.
Obendrein ist die Frau der UBS bereits als Beraterin bekannt, was das Risiko für negative Überraschungen im Verwaltungsrat minimiert.
CS-Integration als Hauptaufgabe
Und schliesslich wurde beim Untergang der Krisenbank Credit Suisse (CS) moniert, dass der Verwaltungsrat der CS kaum Erfahrung in der Führung einer Grossbank gehabt hat.
Mit der Wahl von Kelly, die sich mittlerweile auch als Anthroposophin engagiert, entkräftet die UBS die Argumente, keine Kompetenz im Aufsichtsgremium zu haben.
Die Hauptaufgabe der UBS wird auf absehbare Zeit die Integration der CS sein, insofern dürfte Know-how zu Fusionen im Verwaltungsrat nicht schaden.
Wieviel 70-Jährige, die schon rund ein Jahrzehnt aus dem operativen Bankgeschäft ausgeschieden sind, generell noch von komplexen derivativen Finanzprodukten der Neuzeit und der modernen Welt um tausendseitige Jahresabschlüsse systemrelevanter Banken verstehen, steht auf einem anderen Stern.
12.01.2024/kut./13.01.2024 Meldung um die Angabe von Drillingen ergänzt