Die UBS dominiert das Geschehen bei der Schweizer Börse SIX. Nun kauft der Börsenplatz im Ausland zu und die Grossbank verdient dabei.
Die Verstrickungen am Schweizer Finanzplatz werden nach der Notfusion der Krisenbank Credit Suisse mit der UBS immer undurchsichtiger.
Fast 250 Millionen Franken
So besitzt die übriggebliebene Schweizer Grossbank nunmehr rund 35 Prozent an der Schweizer Börse SIX.
Wie unabhängig der Schweizer Börsenplatz von dem Ankeraktionär überhaupt noch agieren kann, steht dabei in den Sternen.
Am heutigen Montag gab die SIX bekannt, den Erwerb des gesamten ausgegebenen und noch auszugebenden Aktienkapitals von Aquis, einem Handelsplatz in Grossbritannien, vereinbart zu haben.
Der Preis liegt ungefähr bei 207 Millionen Pfund beziehungsweise 235 Millionen Franken.
Verluste schon bei BME und Worldline
Das Unternehmen Aquis mit Hauptsitz in London betreibt ein multilaterales Handelssystem (MTF) für Aktien in 16 europäischen Märkten, das es SIX ermögliche, ihre Geschäftseinheit Exchanges im Einklang mit ihrer Wachstumsstrategie über die bestehenden Heimatmärkte hinaus zu erweitern.
Durch die Kombination von SIX und Aquis entstünde eine paneuropäische Börsengruppe mit traditionellen Börsen und einem MTF-Geschäft, hiess es weiter im Communiqué.
Der eine oder andere Marktbeobachter wird vielleicht sagen, die bisherigen Milliardenverluste der SIX bei Expansionszügen im Ausland seien genug.
Die Zukäufe der Börse in Madrid BME und beim Zahlungsanbieter Worldline hätten schon genug Leid in die Schweizer Finanzwelt gebracht.
Beraten und noch Finanzieren
Doch wer bei der neuen Transaktion in die Details schaut, wird umgehend fündig, dass die UBS dahintersteckt.
Sie beriet die Schweizer Börse SIX über ihre London Branch, wie aus den Dokumenten hervorgeht.
Das ist aber noch nicht einmal alles.
SIX-Verwaltungsratspräsident Thomas Wellauer unterschrieb auch einen Vertrag mit der UBS Switzerland über eine Zwischenfinanzierung bis zu 240 Millionen Pfund.
Unabhängige Entscheide?
Hinter die Unabhängigkeit der Schweizer Börse kann man mittlerweile durchaus ein Fragezeichen machen.
Dass die UBS einen Deal auf der Seite der SIX berät und gleich noch finanziert, wirft die Frage auf, ob die SIX nicht beispielsweise mit einem anderen Finanzpartner besser gefahren wäre.
SIX-Präsident Wellauer höchstpersönlich unterzeichnete aber schliesslich auch noch die Fee-Vereinbarung mit der UBS, die eigentlich Grossaktionär bei ihm ist.
Komplizierte Konsolidierung
Die Verstrickungen am Schweizer Finanzplatz mit nur noch einer Grossbank werden immer komplexer.
Müsste die Übernahmekommission noch etwas zu dieser neuen Transaktion sagen, wäre die Unabhängigkeit völlig ad-absurdum geführt, denn die SIX hat eine Verlustübernahmegarantie für diese Behörde, wie muula.ch berichtete.
Und die UBS müsste von dem empfohlenen und zwischenfinanzierten Aquis-Zukauf über ihren Besitzanteil an der SIX von rund 35 Prozent eigentlich in ihren Büchern die Geschäfte mit sich selbst auch gleich wieder herauskonsolidieren.
11.11.2024/kut.