UBS-Europa-Chefin verteilt Aufträge an der Art Basel

UBS Europa-Chefin Christine Novakovic an der Art Basel
UBS-Europa-Chefin Christine Novakovic an der Art Basel 2024 (Bild: muula.ch)

Die Art Basel kooperiert seit 30 Jahren mit der Grossbank UBS. Trotz gegenseitiger Vorteile muss die Kunstmesse um ihr Leben fürchten.

Die Kunst und der Journalismus sind eigenwillige Welten.

Kombiniert man jedoch beide, kommt meist Bizarres heraus.

Vieles doppelt gesagt

Dies war in dieser Woche eindrücklich an der Kunstmesse Art Basel zu sehen, als hunderte «Journalisten» zur Medienkonferenz nach Basel geladen waren.

Die Art Basel Basel, wie die Kunstmesse offiziell mit zweimal Basel im Namen heisst, eröffnete Messechef Noah Horowitz und zählte unter Applaus viele Highlights auf.

Er, der auch noch die Schwestermessen Art Basel Hongkong, Art Basel Miami und die Art Basel Paris verantwortet, sagte praktisch alles, was es zu sagen gab.

Doch dann kam auch noch die CEO der Art Basel Basel, Maike Cruse, zu Wort und sagte praktisch das gleiche nochmal.

Die Anwesenden klatschten trotzdem, obwohl vieles überflüssig war. 

Markt von 65 Milliarden

Auch der Auftritt der Direktorin des Swiss Instituts in New York, Stefanie Hessler, war merkwürdig, weil es gar keinen Sinn machte, dass eine Schweizer Einrichtung in den USA eine Installation in Basel kuratierte.

Trotzdem gab es viel Applaus.

Schild der Art Basel mit Hinweisen zur Medienkonferenz
Hinweise zur Medienkonferenz der Art Basel (Bild: muula.ch)
Art Basel CEO Noah Horowitz an der Medienkonferenz
Art Basel CEO Noah Horowitz an der Medienkonferenz (Bild: muula.ch)

Einzig UBS-Europa-Chefin und Chefin des UBS-Art-Boards Christine Novakovic traf den Nagel auf den Kopf.

Die Zusammenarbeit der Grossbank mit der Art Basel nenne sie bewusst nicht Sponsoring, sondern Partnerschaft, weil beide Seiten von der Kooperation in dem Markt von über 65 Milliarden Dollar profitierten.

Zusammenspiel von Generationen

Das Geldhaus könne über diese Partnerschaft zudem viel über den Kunstmarkt sowie ihre Kundschaft lernen, denn häufig seien UBS-Kunden eben auch Kunstsammler, erklärte die Bankmanagerin.

Obendrein bringe die Art Basel die Menschen an einem Ort zusammen, was Grund genug sei, dies von Seiten der Bank auch zu unterstützen, hiess es weiter.

Es sei ausserdem in der Kunst genauso ein Zusammenspiel von mehreren Generationen, wie in der Vermögensverwaltung einer Bank, zog sie die Parallelen.

Von UBS-Lounge zum Claraplatz

Etwas ungewöhnlich für eine Medienkonferenz erteilte die UBS-Topfrau den Anwesenden dann aber sogar noch Aufträge.

So müssten sie in der UBS-Lounge unbedingt die ausgestellten Textilarbeiten begutachten, erklärte sie. Wer von den Medienvertretern dies dann machen wollte, wurde aber von der UBS nicht hineingelassen.

Ein Kunstobjekt von Yayoi Kusama an der Unlimited
Ein Kunstobjekt von Yayoi Kusama an der Art Basel Unlimited (Bild: muula.ch)
Installationen an der Art Basel Unlimited
An der Art Basel Unlimited werden Grossobjekte gezeigt. (Bild: muula.ch)

Novakovic forderte die Anwesenden aber auch noch auf, den Tag-und-Nacht-Veranstaltungsort im leerstehenden Basler Hotel Merian zu besuchen.

Dort gab es afrikanisch und deutsch kuratierte Kunst zu bestaunen sowie einem DJ zu lauschen.

Last, but not least müssten alle laut der UBS-Europa-Chefin auch noch die UBS-Filiale am Basler Claraplatz besuchen und dort die Gemälde der deutschen Künstlerin Edith Deyerling mit UV-Licht begutachten.

Selfies auf Medienkonferenz?

Für die Aufgaben gab es viel Applaus von den Beauftragten.

Nach einer Fragerunde, bei der ein Schweizer Medium besonders peinlich auffiel, weil es nur eine eigene Produktneuheit vorstelle und eigentlich gar keine richtige Frage hatte, war der Spuk vorbei. 

Anschliessend rannten die «Journalisten» auf die Bühne, um Selfies mit der Prominenz zu machen.

Bizarrer konnte eine Medienkonferenz wohl kaum sein.

Weder Verwässerung noch Druck

Genervt zeigte sich Art-Basel-CEO Horowitz von der Frage, ob die Art Basel nach dem Verschwinden der Baselworld und der Automotorshow in Genf auch bald Geschichte sein könnte.

Er sehe dies nicht, erklärte er gegenüber muula.ch. Die Messe sei einzigartig, die 285 Galerien aus 40 Ländern würden speziell in Basel auch immer Topkunst präsentieren und mit neuen Galerien würde die Art Basel auch ein viel jüngeres Publikum ansprechen.

Medienkonferenz der Art Basel 2024 in Basel
Medienkonferenz der Art Basel 2024 in Basel (Bild: muula.ch)
Art Basel Basel CEO Maike Cruse bei einem Interview
Art Basel Basel CEO Maike Cruse bei einem Interview. (Bild: muula.ch)

Er spüre auch keinen Druck von der eigentlichen Messeleitung der MCH Group über ihn, dass die Art Basel gefährdet sei.

Im Gegenteil, man solle den Event noch grösser machen und weitere Teile der Stadt einbeziehen, hiess es. Verwässern würde das alles nicht.

Künstler fordern heraus

Die UBS-Europa-Chefin sagte, die Kunstmesse in Basel sei deshalb so einzigartig, weil hier keine Produkte, sondern Unikate und herausragende Einzelleistungen präsentiert würden.

Die Menschen kauften schliesslich Leidenschaft und keine Produkte, betonte Novakovic.

Die Künstler ermöglichten sogar, dass sich Menschen und auch Unternehmen weiterentwickelten.

Sie forderten den Status Quo einer Gesellschaft heraus, seien sehr vital und brächten alle aber manchmal sogar an ihre Grenzen, so die UBS-Topmanagerin.

Zugeknöpfte UBS-Sammlerin

«Künstler sehen Dinge, die andere nicht sehen», hob Novakovic zur anderen Denk- und Sichtweise der Kunstwelt weiter hervor. All dies fände man sonst nirgends, hiess es.

Auf die Frage von muula.ch, ob sie selbst Kunst sammele, erklärte sie, ja selbstverständlich.

Welche Kunstrichtung und welche Künstler zu ihrem Besitz zähle, wollte Novakovic dann aber auch auf mehrere Nachfragen dann doch nicht preisgeben.

Sinkende Qualität im Internet

Letztlich zeigt sich, dass die bizarre Kunstwelt und Journalisten genauso zusammenarbeiten, wie die Art Basel mit der Grossbank UBS.

Man hilft sich eben gegenseitig.

Yoyoi Kusama an der Art Basel
Viele Objekte ähnelten sich an der Art Basel 2024. (Bild: muula.ch)
Yoyoi Kusama an der Art Basel
Viele Objekte ähnelten sich an der Art Basel 2024. (Bild: muula.ch)

Journalisten müssen die Nachrichten über die Einzigartigkeit der Kunstmesse ja auch noch unter die Leute bringen.

Wer jedoch Youtuber, Blogger und Möchtegern-Social-Media-Stars als Journalisten einstuft, dürfte den Absturz der Qualität bald zu spüren bekommen.

Verschlechterung für Journalisten

Umso mehr erstaunte es auch, dass die Messe Basel die Medienvertreter in diesem Jahr nochmals schlechter stellte als auch schon.

Von einem grossen Medienzentrum, wie es früher üblich war, mag man bei ein paar Hockern in einer Ecke schon gar nicht mehr reden.

Dieses Jahr gab es auch keine Eintrittsbadges für Journalisten mit weitreichenden Privilegien mehr, sondern nur noch normale Eintrittskarten über eine App. Warum, wusste aber niemand.

Falls sich jedoch noch mehr Fachmedien von der Art Basel abwenden, dürften ihre Tage bald gezählt sein.

Unklarheiten von unten bis oben

Genau dies sagten auch viele kritische Stimmen am Rande der diesjährigen Kunstmesse, die laut mehreren Beobachtern weniger Besucherandrang verzeichnet haben soll. An ein Verschwinden der Luxusuhren- und Schmuckmesse Baselworld glaubte ja zunächst auch niemand.

Die gleichzeitig in Basel stattfindende Messe Design Miami.Basel war teils menschenleer.

Die Messe Basel muss also stark an sich selbst arbeiten. Dabei ist auch die Administration gemeint.

Giacometti-Skulptur
Eine Giacometti-Skulptur gab es schon an der Art Basel 2023. (Bild: muula.ch)
Campari erfreute Besucher an der Art Basel mit künstlerischen Drinks
Campari erfreute Besucher an der Art Basel erneut mit Drinks. (Bild: muula.ch)

Zahlreiche Aussteller zeigten Ähnliches oder das Gleiche, wie im Vorjahr.

Die Sicherheitskräfte waren in diesem Jahr nicht nur schlecht geschult, sondern auch die Rollenverteilungen von Art-Basel-CEO und der neuen Art-Basel-Basel-CEO scheinen völlig unklar.

Wenn Chef und Stellvertreter dasselbe sagen, ist bekanntermassen einer zu viel. Die von Basel ausgerichteten Kunstmessen weltweit überlappen sich ja nicht einmal.

Mehr Besucher gekommen

Am heutigen Sonntagabend hiess es dann entgegen der Meinung von langjährigen Besuchern und Ausstellern laut offiziellen Angaben, dass mit 91.000 Besuchern rund 10 Prozent mehr Menschen zur Art Basel Basel 2024 nach Basel gekommen seien als im Vorjahr.

Bizarrer lässt es sich wohl kaum formulieren.

Und die vielen skurrilen Journalisten sind dabei über die App vielleicht sogar als normale Besucher gezählt worden.

16.06.2024/kut.

UBS-Europa-Chefin verteilt Aufträge an der Art Basel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert