Trump illustriert Zwickmühle der Schweizer Uhrenindustrie

Eine Schweizer Luxusuhr von Donald Trump
Donald Trump macht mit einer Luxusuhr auf sich aufmerksam. (Bild: PD)

Ex-US-Präsident Donald Trump hat eine Luxusuhr für 100.000 Dollar auf den Markt gebracht. Dies zeigt das Dilemma der Schweizer Uhrenbranche.

«Wenn ich nicht für das Amt des US-Präsidenten kandidieren würde, wäre ich Uhrverkäufer in Manhattan», hatte Donald Trump einst gesagt.

Doch nun macht er beides.

Mit 122 Diamanten besetzt

Der einstige US-Präsident und erneute Kandidat der Republikaner für das wichtigste Präsidentenamt der Welt verkauft nämlich erneut Luxusuhren.

Unter «gettrumpwatches.com» können Interessierte den Trump-Zeitmesser «Trump Victory Tourbillon» in purem Gold und 105 Stunden an Gangreserve ordern.

Die strikt auf 147 Stück limitierte Schweizer Luxusuhr mit 122 Diamanten sorgt derzeit vielerorts für Aufsehen.

In den Sozialen Medien zerreissen Experten aber den Verkaufspreis von stattlichen 100.000 Dollar.

Innenleben für ein paar Tausend

Was ist die Trump-Luxusuhr also wirklich wert?

Zunächst wäre da das Uhrwerk, das von der Schweizer Manufaktur BCP Tourbillons gefertigt wird.

Die Trump-Ausführung wird aber alles andere als sehr hochwertig und kompliziert eingestuft, wie Uhrenfans leicht an der Rückseite erkennen können.

Rund 3500 bis maximal 7000 Dollar soll so ein Uhrwerk kosten. Manche Spezialisten gestehen dem Innenleben der Trump-Uhr aber auch einen Preis von 15.000 Dollar zu.

Gold als Material

Der Zeitmesser besteht im Gehäuse und Armband aus rund 200 Gramm an 18-karätigem Gold.

Dies ergibt beim aktuellen Marktwert von Gold rund 15.000 Dollar. Die 122 Diamanten der VS1-Qualität werden von Experten höchstens auf einen Grosshandelspreis von 1500 Dollar geschätzt.

Zusammen mit Fertigungskosten soll die «Trump Victory Tourbillon» damit maximal auf einen Betrag von 25.000 bis 35.000 Dollar kommen.

Rückseite der neuen Trump-Watch
Rückseite der neuen Trump-Watch. (Bild: PD)

Nimmt man mal die Untergrenze, macht Trump demnach mit der Schweizer Luxusuhr einen Gewinn von rund 75.000 Dollar je Exemplar.

Zur Finanzierung seines Wahlkampfes klingeln mit den 147 Exemplaren der limitierten Auflage also zirka 11 Millionen Dollar in der Kasse.

Ideeller Wert entscheidet

Die Einführung der neuen Trump-Luxusuhr wirft Fragen zur Preisgestaltung und den dahinterliegenden Werten von Luxusgütern auf.

Bei dieser Uhr handelt es sich jedoch um mehr als nur ein Zeitmessgerät – sie symbolisiert Status, Exklusivität und ein gewisses Lebensgefühl, das eng mit dem Namen Trump und seiner Politik verbunden ist.

Dies verdeutlicht das zentrale Dilemma der Schweizer Uhrenindustrie, das seit Jahrhunderten als Synonym für Präzision und handwerkliche Perfektion gilt.

Dabei geht es nicht nur um die technischen Merkmale, wie das Uhrwerk, die Materialqualität oder die Präzision, sondern um den ideellen Wert, den solche Luxusuhren für ihre Käufer darstellen.

Symbolik im Vordergrund

Der Preis einer Luxusuhr ist nicht nur eine Funktion der Produktionskosten, sondern vor allem die Fähigkeit einer Marke, eine Geschichte zu erzählen und Emotionen zu wecken.

Sie sollen an bestimmte Ereignisse oder Situationen erinnern beziehungsweise die Wertschätzung persönlicher Beziehungen symbolisieren.

Das Erleben des Luxus wird durch seltene Materialien, handwerkliche Kunstfertigkeit und exklusive Designs untermauert – aber im Falle der Trump-Uhr rückt die Symbolik noch stärker in den Vordergrund.

Gigantischer Wertzuwachs möglich

Für die Schweizer Uhrenindustrie, die sich traditionell auf technische Exzellenz und Innovationskraft verlassen hat, bedeutet diese Entwicklung einen zunehmenden Spagat zwischen objektiver Qualität und dem subjektiven Wert, der durch Markenimage und soziale Bedeutung generiert wird.

Der Preis von Schweizer Luxusuhren erscheint aus wirtschaftlicher Sicht oft in keinem Verhältnis zu den tatsächlichen Kosten zu stehen.

Tourbillon-Uhr von Donald Trump
Tourbillon-Uhren, wie jene von Trump, setzen auf hohe Ganggenauigkeit. (Bild: PD)

Selbst wenn sich der Goldpreis verdoppeln würde, käme die Trump-Uhr nicht auf die Hälfte ihres Verkaufspreises.

Gewinnt der Kandidat zum zweiten Mal die US-Präsidentschaft, könnte die Uhr aber zu einem gigantischen Statussymbol werden.

Mona Lisa als Beispiel

Doch genau diese Diskrepanz zwischen Herstellungskosten und Verkaufspreis macht den Reiz des Luxusmarktes aus.

Ein Kunde zahlt eben nicht nur für die Funktionalität, sondern für ein Versprechen – das Versprechen von Exklusivität, Erfolg und sozialem Status.

Schweizer Uhrenmanufakturen um Patek Philippe, Audemars Piguet, Rolex, Omega & Co. gelingt dies mehr oder weniger gut.

Besonders verdeutlicht dies das kleine Gemälde Mona Lisa, dessen Herstellkosten für Leonardo da Vinci ja auch in keinem Verhältnis zum Wert stehen dürften.

Emotionale Markenbindung

In dieser Hinsicht wird die Trump-Luxusuhr zu einem Symbol für das Dilemma, dem sich die gesamte Branche stellen muss:

Wie kann die Schweizer Uhrenindustrie ihre Position als Qualitätsführer beibehalten, wenn ideelle und markengetriebene Werte zunehmend den wirtschaftlichen Erfolg bestimmen?

Die Antwort liegt vermutlich in der Fähigkeit, beide Aspekte – technische Exzellenz und emotionale Markenbindung – in Einklang zu bringen.

Denn obwohl der Name Trump vielleicht ein extremes Beispiel für die Politisierung und Kommerzialisierung von Luxus ist, zeigt es doch den breiteren Trend auf, der das Luxussegment heutzutage prägt.

Kunst der Illusion

Die Trump-Luxusuhr ist in ihrer Preissetzung weniger durch objektive Massstäbe als durch subjektive, emotional aufgeladene Werte geprägt.

Manche Anhänger des Republikaners würden vielleicht deutlich mehr als 100.000 Dollar dafür zahlen.

Die Schweizer Uhrenindustrie muss sich dieser Realität stellen und Wege finden, wie sie ihre traditionelle Stärke in der Präzision und der Handwerkskunst mit den zunehmenden Anforderungen an Markenimage und Prestige verknüpfen kann.

Denn der Luxusmarkt basiert nicht auf der Logik der Produktion, sondern auf der Kunst der Illusion.

Und genau davon ist Trump ein Meister.

06.10.2024/kut.

Trump illustriert Zwickmühle der Schweizer Uhrenindustrie

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