Tausende fehlerhafte Stromzähler in der Schweiz

Stromzähler
Viele Stromzähler messen in der Schweiz mangelhaft. (Symboldbild: G. Altmann / pixabay)

Präzession wird in der Schweiz grossgeschrieben. Doch in der Praxis sieht es oft anders aus, wie Kontrollen des Messgesetzes beim Strom zeigen.

Mieter im Basler Meret-Oppenheim-Hochhaus MOH staunten nicht schlecht, als sie die Hauptsicherung in ihrer Wohnung herausnahmen und der Elektrizitätsmesser dennoch munter weiterlief.

Staat kontrolliert

Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB als Hauseigentümer und die Industriellen Werke Basel IWB als Stromanbieter spielten die Probleme herunter.

Doch fehlerhafte Elektrizitätsmessungen stehen quasi täglich in der Schweiz auf der Tagesordnung, wie das Eidgenössische Institut für Metrologie Metas, dem die Oberaufsicht über den Vollzug des Messgesetzes im Land obliegt, eindrücklich zeigt.

Über 12.000 Fehler gefunden

Im elektrischen Versorgungsnetz der Schweiz sind in den Haushalten, beim Gewerbe und in der Leichtindustrie etwa 5,8 Millionen Elektrizitätszähler installiert.

Im Jahr 2024 haben die vom Metas ermächtigten Eichstellen für Elektrizitätszähler 741.735 Zähler statistisch überprüft und mussten 2,3 Prozent der kontrollierten Lose beanstanden.

Entwicklung fehlerhafter Stromzähler in der Schweiz laut Metas
Die Aufsichtsbehörde Metas findet seit Jahren mangelhafte Stromzähler. (Screenshot: muula.ch)

Was nach wenig klingt, ist gar nicht so gering. Denn «Lose» ist ein Sammelbegriff und da werden bis zu 5000 baugleiche Stromzähler zusammengefasst.

In Wahrheit mussten in nur einem Jahr 12.919 Zähler in der Schweiz ausgebaut werden, weil sie die messtechnischen Anforderungen nicht erfüllten.

Einfache Zertifizierung für 5 Jahre

Im Jahr 2022 waren es mit über 14.000 fehlerhaften Stromzählern sogar noch mehr, wie aus der Aufstellung im Jahresbericht weiter hervorgeht.

Obwohl die Indizien klar für ein Problem im Land sprechen, fuhr die Aufsichtsbehörde den Stichprobenumfang zuletzt einfach herunter.

Von den 5,8 Millionen Zählern werden demnach nicht mal mehr 15 Prozent überhaupt geprüft.

Entwicklung fehlerhafter Stromzähler in der Schweiz laut Metas
Fehlerhafte Stromzähler sind ein zunehmendes Problem in der Schweiz. (Screenshot: muula.ch)

Aufgrund von zufällig gezogenen Stichproben bereits verwendeter Elektrizitätszähler in einem Los kann die Eichgültigkeit der Zähler dieses Loses aber gleichzeitig um jeweils fünf Jahre verlängert werden.

Dieses statistische Prüfverfahren habe den Vorteil, dass es kostengünstig sei und dass Energiekunden davon nur unwesentlich tangiert würden, weil lediglich eine Stichprobe von Zählern ausgebaut und geprüft werde, erklärte Metas zu dem Vorgehen.

Falsche Verkabelung kommt noch hinzu

Doch tausende Schweizer Stromkunden erhalten mit dem Segen der staatlichen Aufsichtsbehörde so jahrelang falsche Stromabrechnungen – genauso wie es im Basler Meret-Oppenheim-Hochhaus MOH passiert ist.

Dort waren aber nicht einmal die Stromzähler direkt das Problem, sondern die Verkabelungen zu den Elektrizitätsmessern stimmten in dem Neubaugebäude des Schweizer Staates nicht.

Statt aber alle Wohnungen zu prüfen, begnügten sich die Staatsbetriebe SBB und IWB auch hier nur mit Stichprobenuntersuchungen.

Wegschauen als Lösung

Wer den Kopf eben in den Sand steckt, sieht Herausforderungen nicht.

Wer nicht nachprüft, findet auch keine Schwachstellen. Für diese Menschen erscheint die Welt in Ordnung und Schweizer Staatsdiener machen sogar vor, wie es geht.

Herzlich willkommen in der Präzessionswelt der Schweiz.

15.07.2025/kut.

Tausende fehlerhafte Stromzähler in der Schweiz

One thought on “Tausende fehlerhafte Stromzähler in der Schweiz

  • Juli 17, 2025 at 10:43 am
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    Es ist bedeklich dass es solche Fehlerquoten gibt.
    Wenn ich allerdings Beanstandungsquoten zwischen 5 und 10 % bei Abgasmessern, Waagen oder Zapfsäulen sehe – also bei privatwirtschaftlich betriebenen Messmitteln, die ebenfalls von METAS geprüft werden – dann erscheinen mir 1,1 bis 2,3 % bei Stromzählern keineswegs als Anzeichen einer nationalen Krise.

    Gerade bei Messmitteln wie Zapfsäulen, Gemüse- oder Fleischwaagen, die im Alltag eine zentrale Rolle spielen und teils deutlich höhere finanzielle Umsätze pro Kopf betreffen, liegen die Beanstandungsquoten oft um ein Vielfaches höher.
    Diese Tatsachen werden im Artikel aber ignoriert. Dabei könnten fehlerhafte Messungen bei diesen Produkten weitaus grössere finanzielle Auswirkungen für Konsument:innen haben.

    Zudem wird im Artikel gar nicht erwähnt, ob die Zähler im Zweifel zu viel oder zu wenig messen – ein nicht unwichtiger Unterschied, wenn man von „Skandal“ oder „Vertrauensverlust“ spricht.

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