Der Novartis-Konzern hat die Abspaltung von Sandoz schon längst vollzogen. Die Wirkungen auf das Geschäft kommen erst nun zum Tragen.
Die entscheidenden Angaben zu Sandoz machte der Pharmakonzern Novartis auf Seite 30 im Halbjahresbericht 2024.
Rund 144 Millionen Dollar erzielten die Basler nämlich an Gewinn, dass sie Sandoz-Aktien verkauften, die sie zwar vom Mutterhaus abgespalten, aber noch gehalten haben.
Spin-Off entscheidet
Das gleiche Spiel wiederholten sie Anfang Juli, wie es im Semesterbericht weiter hiess. Doch dies kommt dann erst im Reporting zum dritten Quartal zum Ausdruck.
Generell zeigen sich aber die Auswirkungen des Spin-Offs von Sandoz bei Novartis nunmehr klar in den Büchern.
Fast alle Medien hatten das Jahresergebnis 2023 falsch berichtet, denn der Konzerngewinn hatte sich im vergangenen Geschäftsjahr um über 100 Prozent auf rund 15 Milliarden Dollar erhöht.
Viele Journalisten hatten aber nur den Gewinn der fortgeführten Aktivitäten ohne Sandoz betrachtet, was dem Konzern in die Hände spielte.
Preisentwicklung belastet
Im ersten Semester 2024 stieg der Reingewinn nunmehr um rund 28 Prozent auf 5,9 Milliarden Dollar, wie aus dem Zahlenwerk vom heutigen Donnerstag hervorgeht.
Damit wird wohl aber auch glasklar, dass das Niveau des Vorjahres beim Konzerngewinn kaum mehr erreicht werden kann.
Der Umsatz bei dem von CEO Vas Narasimhan geführten Unternehmen stieg in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres um 9 Prozent auf 24,3 Milliarden Dollar.
Volumensteigerungen hätten rund 15 Prozentpunkte zum Wachstum beigesteuert, hiess es.
Allerdings wirkten sowohl die Generikakonkurrenz als auch die Preisentwicklung jeweils mit Negativeffekten von 2 Prozentpunkten.
Sandoz-Papiere als Treasury Shares
Die Umsatzsteigerung und weniger Wertminderungen sowie geringere Restrukturierungskosten verhalfen zu der Gewinnsteigerung, erklärte Novartis.
Allein beim Kassenschlager-Medikament Entresto stiegen die Umsätze im ersten Halbjahr um 30 Prozent auf fast 4 Milliarden Dollar. Fast 20 Prozent der Einnahmen gehen also auf das Konto dieses Blutdruckmittels.
Der Basler Pharmakonzern klassifizierte das Spin-Off Sandoz als nicht-fortgeführte Aktivitäten und damit ist nunmehr auch klar, dass die Gruppe davon keinen Umsatz mehr über Generika und Biosimilars von Sandoz vereinnahmt.
Die noch gehaltenen Aktien wurden in Stiftungen eingebracht und als «Treasury Shares» deklariert.
Gewinn aus Vorjahr fehlt
Da der Spin-off von Sandoz aber am 3. Oktober 2023 abgeschlossen worden war, wurden im ersten Halbjahr 2024 auch keine operativen Ergebnisse im Zusammenhang mit den aufgegebenen Geschäftsbereichen erfasst.
Im ersten Halbjahr 2023 belief sich der Nettoumsatz der aufgegebenen Geschäftsbereiche noch auf 5,0 Milliarden Dollar und der Reingewinn der aufgegebenen Geschäftsbereiche lag bei 190 Millionen Dollar. All dies fehlt nun.
Vorsorglich rechnete Novartis die Prozentabweichungen gleich mal gar nicht aus, wahrscheinlich, damit es nicht so sehr auffällt.
Grösseres Plus ausweisen
Das Unternehmen fokussiert sich erneut auf den Gewinn der fortgeführten Aktivitäten und da steht die gleiche Zahl von 5,9 Milliarden Dollar in den Büchern. Es fallen ja «bloss» 190 Millionen Dollar weg.
Allerdings gibt die Vorjahresabweichung auf dieser Zeile der Erfolgsrechnung eine Gewinnsteigerung um 34 statt um 28 Prozent her, wie aus der Medienmitteilung anschaulich hervorgeht.
Investoren laufen davon
Die Nettoverschuldung verdoppelte sich von 10,2 Milliarden Dollar per Ende 2023 auf 18,8 Milliarden Dollar per Ende Juni 2024 fast, unter anderem weil der Nettogeldabfluss von 5,0 Milliarden Dollar für M&A-Aktivitäten sowie der Kauf eigener Aktien für 2,7 Milliarden Dollar belasteten.
An der Börse kamen all diese Nachrichten generell nicht gut an.
Die Novartis-Papiere gaben im Laufe des Handelstages immer mehr ab und schlossen bei einem Minus von 4 Prozent.
18.07.2024/kut.