Der CEO von Swiss Re Christian Mumenthaler hat bisher viel Glück bei seiner Karriere gehabt. Seine Glückssträhne reisst nun aber ab.
Der Konzernchef von Swiss Re Christian Mumenthaler hat im übertragenen Sinn sieben Leben.
Dies erzählt man sich jedenfalls hinter vorgehaltener Hand am Schweizer Finanzmarkt über die Karriere des Topmanagers beim zweitgrössten Rückversicherer der Welt.
Warren Buffett musste retten
Der promovierte Physiker leitete die vergangenen 8 Jahre den Swiss-Re-Konzern. Am heutigen Mittwoch gab der Rückversicherer jedoch bekannt, dass es an der Firmenspitze zu einem Führungswechsel kommt.
Mumenthaler hatte sein bisheriges Berufsleben lang bei Swiss Re, wo er seit rund 25 Jahren arbeitet, stets viel Glück gehabt.
Von 2005 bis 2007 war er Group Chief Risk Officer und trat rechtzeitig von diesem Posten ab, bevor die Finanzkrise kam und Swiss Re vom Starinvestor Warren Buffett jäh gerettet werden musste.
Immobilienkrise und Niedrigzinsen
Danach leitete Mumenthaler die Einheit Life & Health von Swiss Re und kam erneut rechtzeitig davon, bevor die Immobilienkrise und die Niedrigzinsphase weltweit die Runde machte und vor allem Lebensversicherungsgeschäfte belastete.
Kurz bevor der Bereich Rückversicherung, den Mumenthaler ab 2011 leitete, in schwere Fahrwasser geriet, kam Mumenthaler an die Konzernspitze und löste Michel Liès als CEO ab Juli 2016 ab.
Corona-Pandemie half auch
Offenbar hatte der Schweizer Finanzdoyen Walter B. Kielholz einen Narren in Mumenthaler gefressen. Erst durch die nähere Zusammenarbeit und durch die ständige Vergrösserung des Abstandes zum Marktführer Munich Re wurde klar, dass Mumenthaler keine gute Lösung an der Konzernspitze war.
Die Coronavirus-Pandemie kam dem Topmanager gerade recht, denn in so schwierigen Zeiten würde kein Unternehmen den Chef austauschen, wenn es nicht unbedingt sein müsste.
So rettet sich Mumenthaler wieder ein Stück weit.
CS-Untergang kam gelegen
Dann musste Swiss Re jedoch erst den Wechsel im Verwaltungsrat mit Kielholz als Präsident vollziehen, ehe der Rückversicherer an einen neuen CEO denken konnte.
Auf Kielholz folgte Starbanker Sergio Ermotti als Verwaltungsratspräsident und war – wie muula.ch aus sicherer Quelle weiss – mit Mumenthalers Leistungsausweis sehr unzufrieden.
Doch dann geriet die Grossbank Credit Suisse in Schwierigkeiten und Ermotti musste die fusionierte Monsterbank UBS leiten.
Damit rettete sich Mumenthaler ein weiteres Mal. Ohne Verwaltungsratspräsident ist ein CEO quasi sicher.
Die gute Laune war ihm an der darauffolgenden Generalversammlung sichtlich anzusehen. Als nächster Coup kam eine Umstrukturierung nach der anderen, sodass Topmanager den Rückversicherer gleich reihenweise verliessen.
Finanzchef war in Gefahr
Nun war es nur eine Frage der Zeit, wann der neue Verwaltungsratspräsident von Swiss Re Jacques de Vaucleroy einen neuen Konzernchef präsentieren würde. Einzig der Abgang von Swiss-Re-Finanzchef John Dacey hätte den 54-jährigen CEO Mumenthaler diesmal noch die Haut retten können.
Doch der Konzern stellt gerade die Rechnungslegung auf IFRS um und da hat ein Finanzchef alle Hände voll zu tun. Eine Ablösung an der CEO-Position war also ein günstiger Zeitpunkt.
Implosion des Eigenkapitals
Verwaltungsratspräsident Vaucleroy lobte darum wohl auch eigens das Momentum des Unternehmens im Communiqué.
Wohlgemerkt hatte Swiss Re im Jahr 2016 ein Eigenkapital von 35 Milliarden Dollar und rund 14.000 Mitarbeiter. Im Jahr 2023 waren noch Eigenmittel von 16 Milliarden Dollar da und die Firma beschäftigte fast 1000 Leute mehr.
Umsetzungsstärke bewiesen
Zu Mumenthalers Ernennung ging der Aktienkurs der Swiss Re um 2,8 Prozent in die Knie. Am heutigen Mittwoch zur Ablösung von Mumenthaler gab es an der Börse dieselbe Reaktion. Vielleicht war man über die interne Nachfolge etwas erstaunt.
Denn, wie das Unternehmen bekanntbab, ernannte der Verwaltungsrat ab Juli 2024 den Manager Andreas Berger zum Group CEO.
Er habe den Turnaround im schwierigen Geschäftsbereich Corporate Solutions geschafft und habe einen starken Fokus auf Umsetzung bewiesen, hiess es zur Begründung.
Wissen über Kunden als Trumpf
Berger ist 57 Jahre alt, Deutscher, wurde in Kigali in Ruanda geboren und stiess nach Führungspositionen bei der Boston Consulting Group, Gerling und der Allianz-Gruppe zur Swiss Re. Er hat einen Abschluss in Rechtswissenschaften sowie ein Diplom in Betriebswirtschaftslehre, was nach dem Biophysiker Mumenthaler sicher dem Geschäft der Swiss Re guttun dürfte.
Doch das grösste Asset von Berger ist, dass er beim Erstversicherungskonzern Allianz einmal tätig war und im Swiss-Re-Bereich Corporate Solutions quasi Erstversicherungsgeschäft für Swiss Re betrieben hat.
Somit kennt er die Kundenbedürfnisse genau. Anzunehmen, dass Berger da keine sieben Leben wie eine Katze braucht.
03.04.2024/kut.